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Über das Projekt
Was ist politische Kunst heute?

Kunst und Politik © Antoni Rayzhekov

Ein Projekt des Goethe-Instituts Bulgarien, das mit einer Reihe von Vorträgen, Workshops und Diskussionen nach dem Verhältnis zwischen Kunst und Politik heute fragt. Die historische Dimension der Frage wird  in der Struktura Galerie ausgelotet, wo Werke von Otto Dix, Hannah Höch, Günther Uecker, Joseph Beuys und Gerhard Richter aus der Sammlung des ifa (Instituts für Auslandsbeziehungen) sowie von Antoni Rayzhekov in einer von Maria Vassileva kuratierten Ausstellung zu sehen sind.

Wir leben in politisch bewegten Zeiten, ganz besonders in Bulgarien, wo die Zivilgesellschaft seit Monaten auf die Straße geht und eine Justizreform, Rechtsstaatlichkeit und den Rücktritt der Regierung fordert. Die freie Kulturszene ist Teil der Zivilgesellschaft und die Entscheidungsprozesse haben auch Auswirkungen auf die Produktions- und Lebensbedingungen von Künstlern und Künstlerinnen. „Wo ist die Kunst?“ ist daher eine Frage, die im Zusammenhang mit den Protesten häufig gestellt wurde und auf die das Goethe-Institut Bulgarien mit einer Plakataktion antwortet.

Die Aufgabe der Kunst lässt sich jedoch nicht auf Agitprop reduzieren. Was aber ist dann die Rolle der Kunst in der heutigen Gesellschaft?

Der Blick zurück, in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts, zeigt, wie sehr sich unsere Welt in hundert Jahren verändert hat. Die Grafiken des deutschen Künstlers Otto Dix sind aufwühlende Bilder vom Inferno des Ersten Weltkriegs. Dix wollte Stellung beziehen und zeigen, „was um der Wahrheit willen gesagt werden muß“, so Dix selbst. Sein Radierzyklus „Der Krieg“ mit 50 Originalgrafiken wird erstmals im Original in Bulgarien zu sehen sein. Er ist Teil der Ausstellung „Kunst und Politik – Auseinandersetzungen und Koexistenz“ in der Structura Galerie, die Maria Vassileva kuratiert hat.

Maria Vassileva hat sich entschieden, diese Grafiken zusammen mit Werken von Hannah Höch, Günther Uecker, Joseph Beuys und Gerhard Richter auszustellen. Damit spannt sie einen Bogen von den 20er Jahren bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts. In diesem Zeitraum hat sich das Modell des politischen Künstlers stark verändert. Der Künstler, der ständig die Grenzen der Autonomie zugunsten der Politik überschritt, der die Grenzen zwischen Kunst und Leben in Frage stellte, wirkt heute seltsam naiv und anachronistisch.

Immer noch leben wir in Zeiten sozialer Spannungen und politischer Unruhen, hinzu kommen Klimakatastrophen und Pandemien. Die Krisen scheinen eher zu- als abzunehmen. Aber die Zeiten, in denen Künstler wie Joseph Beuys sich aktivistisch für Demokratie engagierten, sind vorbei.  Utopien und revolutionäre Zukunftsentwürfe sind aus der Kunst verschwunden. Kreativität, Imagination, Dynamik und die Produktion von Subjektivität, einst Kennzeichen künstlerischer Produktion, sind in die kapitalistische Wertschöpfung integriert worden, sagt die Philosophin Bojana Kunst, die wir zu einem Vortrag im Rahmen des Projektes eingeladen haben. Doch worin besteht dann noch die revolutionäre Kraft der Kunst? Ist sie überhaupt noch revolutionär?

Diese und andere Fragen wollen wir mit einer Reihe von Workshops, Vorträgen  und Debatten diskutieren, die die Ausstellung in der Structura Galerie bis Dezember begleiten wird. Die Fragen werden uns auch im nächsten Jahr noch beschäftigen, wenn sich der Geburtstag von Joseph Beuys, einem der politischsten deutschen Künstler, zum 100. Mal jährt. Das Herzstück der Joseph Beuys-Feierlichkeiten in Deutschland im nächsten Jahr wird das Projekt "Plastische Demokratie. Die Formen des Wir: Modelle – Parlamente – Labor" sein, das von Dr. Catherine Nichols mit entwickelt wurde. Sie wird unser diesjähriges Programm „Art & Politics“ mit einem Vortrag abschliessen und gleichzeitig unser Schwerpunktprojekt zu Beuys im nächsten Jahr eröffnen.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren bulgarischen Projektpartnern Luchezar Boyadjiev, der die Workshopreihe kuratiert, sowie mit Boyan Manchev und Voin de Voin, die sich mit Vorträgen und Performances beteiligen werden.
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