Frank Göhre
Ein deutscher „Roman noir“
Ein Mord auf einem Autobahnrastplatz, der Bruder des Mordopfers, der sich auf die Suche nach dem Mörder macht, jede Menge Milieugeschichten aus der Gegenwart und der Vergangenheit – das sind die Ingredienzen von Frank Göhres neuem Krimi.
Von Holger Moos
Worum geht es? Der Hamburger Restaurantbetreiber Georg „Schorsch“ Köster erhält die Nachricht, dass sein Bruder Michael ausgeraubt und ermordet auf einer Autobahnraststätte aufgefunden wurde. Schorsch hat den Eindruck, dass die Polizei sich nicht richtig um die Aufklärung des Falles kümmert. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Von Hamburg nach Amsterdam
Die Spur führt Schorsch nach Amsterdam, wo sein Bruder ein verschwundenes Mädchen suchte. Suse, so heißt dieses Mädchen, hat sich in einen Kleinkriminellen, den Marokkaner Arif, verliebt und beklaut mit ihm Touristen. Wie vorher sein Bruder gerät auch Schorsch ins dortige Drogen- und Prostituierten-Milieu.Zusätzlich zur Hauptgeschichte präsentiert Göhre einen weiteren Erzählstrang, der in die Vergangenheit der beiden Brüder führt. Sie waren nicht nur beide dem gleichen Mädchen verfallen, sondern teilten auch ein dunkles Familiengeheimnis.
Atemlos und hellwach
Außerdem treten viele Nebenfiguren auf, die ein kleines Gesellschaftspanorama entfalten. Es spielen mit: prügelnde und korrupte Polizisten, tyrannische Väter, pädophile Stiefväter, geldgierige Frauen, um nur einige zu nennen.Der Erzählstil Göhres ist schnörkellos. Er schreibt kurze Sätze und knappe Dialoge. Gekonnt wechselt Göhre die Zeitebenen und die Erzählperspektiven, sodass beim Lesen eine gewisse Atemlosigkeit entsteht und man immer hellwach bleiben muss. Der schmale Band ist, mit den Worten von Thomas Wörtche, „reine Substanz“ oder, so Karsten Herrmann auf literaturkritik.de, „wie ein starker Espresso“.
Frank Göhre: Verdammte Liebe Amsterdam
Hamburg: CulturBooks, 2020. 168 S.
ISBN: 978-3-95988-147-0
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