Genika Baycheva

Gemeinschaft aus Fremden

Während der Workshops zu ‚Wir bauen zusammen‘ hat sich die Besonderheit des Projekts gezeigt.
„Wir waren alle Fremde: Die Bulgar*innen, die Freiwilligen, die fremd im Viertel sind, die ausländischen Freiwilligen als Fremde in Bulgarien, der Graffitikünstler der durch seine künstlerische Aura überall auffällt. Normalerweise sind es die türkische und Roma Gemeinschaft und die Anderen, aber bei diesem Workshop waren wir unsere eigene Gemeinschaft aus Fremden.“

Im Rahmen der Entwicklung eines Kulturprogrammes für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2019 hat Genika Baycheva 2013 das erste Mal Stolipinovo betreten. Seitdem hat sie an einer dreijährigen Anthropologischen Studie und einem Mapping-Projekt der Umgebung mitgewirkt. Sie ist der Meinung, den Bewohner*innen Plovdivs und Bulgariens allgemein sei zu wenig über das Leben und die Leute in Stolipinovo und anderen isolierten Gemeinschaften bekannt. Es gebe viele Vorurteile, Klischees, vorgefasste Meinungen, aber kaum fundiertes Wissen. Darüber hinaus ist Genika Baycheva Teil verschiedener Projekte und Initiativen, die in Stolipinovo stattfinden, und ist zu einer regelmäßigen Besucherin des Viertels geworden.

Nach ihren Erfahrungen bestimmen drei Schlüsselelemente über den Erfolg eines Projekts. So sollten die vorhandenen Ressourcen (Wissen und Material) genutzt und die Bedürfnisse der Gemeinschaft berücksichtigt und soweit es geht mit den Menschen vor Ort kooperiert werden. Die Verantwortlichen sollten nicht alles in die Nachbarschaft hineintragen und dann wieder verschwinden, sondern sich die Frage stellen: „Was bleibt nach dem Projekt?“ Um eine nachhaltige Wirkung anzustreben. Außerdem sollten die Projekte langfristig angelegt sein, um Vertrauen in der Gemeinschaft aufbauen zu können.
Gleichzeitig können auch kurze Spektakel, die im Viertel schon nach einem Monat aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sind, ein Kind inspiriert haben, seinen Weg als Musiker*in oder Zirkusakrobat*in oder ähnliches zu verfolgen und sich aus den Strukturen zu lösen.

Insgesamt sei es schwierig, nach jahrelanger Isolation der Gemeinschaft in Stolipinovo, schon nach wenigen Jahren große Effekte und Fortschritte zu erkennen. Bei ihrer Arbeit erlebt Genika Baycheva die Schwierigkeiten das Motto ‚Zusammen‘ umzusetzen.

Bei ‚Wir bauen zusammen‘ verbindet die Arbeit. Es gibt keine abstrakte Aufgabenstellung, die konkrete Arbeit an bspw. der Tür bietet einen Realitätsbezug für die Teilnehmenden.  Die Freiwilligen haben einen besonderen, einen konstruktiven Einblick in das Viertel Stolipinovo erfahren, sind zu einem Team mit den Menschen vor Ort geworden.

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