Ausstellung von Dr. Gatev
Kurator: Yovo Panchev
16. November - 15. Dezember 2017
Eröffnung: Mittwoch, 15. November
In der momentan gezeigten Werk-Ausstellung, oder – wie es bereits in früheren Projekten von Dr. Gatev als Genre formuliert wurde – einem „gesamtkünstlerischen Modell“, wird eine bittere Haltlosigkeit des modernen nationalen Ethos präsentiert. Als Geste gegenüber der sogenannten kulturellen Elite, aber auch als ein im Technologie-Jargon gehaltener Entwurf, schildert „Warten auf die Eins“ das Misslingen des Aufschwungs.
„Warten auf die Eins“ besteht hier im Goethe-Institut in Sofia aus einem Modell einer Wand mit Aufzugstüren (4 Fotoposter) und einer Light-Box mit der Zeichnung einer Fahrstuhlkabine. Das Modell, die Installation und das Video, die ursprünglich geplant und technisch ausgearbeitet waren, wurden in der Ausstellung durch statische Abbilder und eine beleuchtete informative Zeichnung ersetzt. Die Zahl „0”, die den „nullten“ Stock bezeichnet, wird abgelöst durch „00“, „000“, „0000“ oder „-0“, „-00“, „-000“ usw.; ein Umherirren auf der Suche nach dem Basis-Wann. Die quantitative Akkumulation, die nicht zu qualitativer Veränderung führt, beweist, dass die Distanz von Null bis Eins riesig, dehnbar und unüberwindbar ist. Zumindest nicht auf diese Weise.
Das Projekt rollt ein auf den ersten Blick klar ersichtliches Problem auf, auch wenn es eher auf persönliche Lesarten und eigene Bezüge setzt. Es ist in der horizontalen Bewegung verhaftet und nicht vom Mechanismus der vertikalen Bewegung überwunden. Dieser technische Misserfolg visualisiert die kühle und fahrstuhlschachtschmale Ausweglosigkeit, die als Durchgang, Durchbruch und Weg gedacht war.
So überlagert bilden die beiden Bewegungsrichtungen – die reale und die unerreichbare – das zusammengesetzte Spannungsbild einer eigenen Unhaltbarkeit. Darüber, ob der Aufschwung, die Überwindung der Schwerkraft, ein angestrebtes Ziel ist oder ein lyrischer Wunschtraum, dessen Unmöglichkeit erkannt wird, dürfen keine Vermutungen angestellt werden. Die Situation selbst, die Inszenierung dieses gesamtkünstlerischen Modells, stellt horizontale Varianten eines Transports vom Punkt „0“ zu einem anderen „0“ und das Gefühl einer Spannung dar, welche dem Wunsch nach einem Aufschwung entspringt, einem Blick von der Null zur Eins – einer 45°-Linie.
In „Warten auf die Eins“ ist das Warten buchstäblich als Ziel-Zustand ausgeführt, aber auch als Problem-Zustand, ein Spiegel-Umstand des menschlichen Befindens. Der Horizont der Null und jener illusorischen und unerreichbaren Eins zeigen die Dinge in der Falle eines Dualismus, der der faszinierenden Ketzerei näher ist als dem rettenden Glauben.
Zwanzig Jahre nach „Only Possible Way” setzt „Warten auf die Eins“ das Thema des Mechanismus (des Seins) durch die Technologie des Transports als ein kulturelles Phänomen fort, das dem Kinderspiel und der existenziellen Grenze gleich nah ist.