Nichts geht verloren

 © Vikenti Komitki und Francisco Montoya ©  © Vikenti Komitki und Francisco Montoya Nichts geht verloren © Vikenti Komitki und Francisco Montoya

Ausstellung von Vikenti Komitski und Francisco Montoya Cazares

20. April - 18. Mai
Eröffnung: 19. April

„1+1: Kunstszene Deutschland“ ist das aktuelle Programm der Galerie des Goethe-Instituts, das zum Ziel hat, interessante Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst in Deutschland aus der Perspektive bulgarischer Künstler_innen zu präsentieren. Im Rahmen des Programms wird jeweils ein/eine in Deutschland wohnende/r Künstler/in von einem/einer bulgarischen Künstler/in eingeladen. Sie haben dann die Möglichkeit, ein gemeinsames künstlerisches oder kuratorisches Projekt zu entwickeln.

Das Programm beginnt mit Vikenti Komitski und dem von ihm eingeladenen Künstler Francisco Montoya Cazares. In der Ausstellung fokussieren sich die beiden Künstler auf die Welt nicht als eine Konfiguration von Elementen, sondern als ein fluides Ganzes, in dem nichts verloren geht. Stattdessen, so die Ausstellung, würden verschiedene Prozesse lediglich die Oberfläche transformieren. Die Kunstwerke in der Ausstellung - Objekte, Fotografien, Prints etc. - suchen Anknüpfungspunkte in verschiedenen Bereichen der Physik, der Wirtschaft und im Transzendenten, damit sie eine Wirklichkeit beschreiben, in der jede Größe in Zeit vermessen wird.

 
  • Nichts geht verloren ©Francisco Montoya Cazarez

  • Nichts geht verloren ©Francisco Montoya Cazarez

  • Nichts geht verloren ©Francisco Montoya Cazarez

  • Nichts geht verloren ©Francisco Montoya Cazarez

  • Nichts geht verloren ©Francisco Montoya Cazarez

 

Text zur Ausstellung


1
Francisco Montoya Casares
Internal Conflict
2017, 1´30”  Video, Loop
 
Kurz gesagt: Zitronensäure + Natron in Wasserumgebung ergeben Wasser + Kohlendioxid + Natriumcitrat. Diese Reaktion ist endotherm und die Lösung, die sich ergibt, ist schön erfrischend.
 
Als Hausaufgabe: lest die „Physiologie des Satans“. Testet, was mit Brausetabletten in Alkoholumgebung passiert.
 
2
Francisco Montoya Casares
OBE
2016, 9” Video, mit Ton
 
Warum haben wir die Neigung zum Fliegen? Warum nicht zum Tauschen? Ein Mysterium.
 
Als Hausaufgabe: Karlson.
 
3
Vikenti Komitski
Marginal Product Of Flavor
2018, Kaugummi, variierende Größe
 
Eine größere Version der Nasenpopel-Bällchen in der vierten Klasse. Hier offenbart sich die Überlegenheit der Sphären über alle anderen Formen. Das kann auch als eine Art Fruchtfolge nach Kierkegaard aufgefasst werden. Sie lassen sich in einer Reihe anordnen.
 
Als Hausaufgabe: baut dieselben Bällchen nach, nur größer. Ist die Erde sphärisch? Sie ist zumindest das Objekt, das am meisten sphärisch und menschengemacht ist.
 
4
Francisco Montoya Casares
Invisible Mountain
2018, farbiger digitaler Druck, 182 x 121 cm
 
Wenn du in den Niederlanden bist und den Vitosha vermisst. Oder wenn du in der Danakil- Wüste in Äthiopien bist und du den Everest vermisst. Oder wenn du dir einfach selbst ein Gebirge bauen möchtest.  
Manchmal setzt sie sich ans Fenster.
Dann weinen die beiden, bis die Sonne untergeht.
Die eine mit großen, die andere – mit kleinen Tränen.
Ganz kleinen.
 
Als Hausaufgabe: bau dir selbst eine Wüste. Besiedle sie mit Wüstenmenschen*.
 
*Wüstenmenschen – auf Bulgarisch „pustinyatsi“. Pejoritives Wort für die Menschen im Nordwestbulgarien.
 
 
5
Vikenti Komitski
Order Only Appears As Distortion in Chaos
2018, Poster, 60 х 90 cm
 
Hier sieht man den einzigen Unterschied zwischen Leben und Tod, oder zwischen einzelnem und doppeltem Pendel: Sowohl Ordnung als auch Chaos sind Hände des Todes. Eigentlich ist es absolut egal, mit welcher Hand er dich erwürgen wird. Aber das Poster gewinnt somit an Radikalität – etwas enorm Wichtiges für einen Künstler.
 
 
Als Hausaufgabe:  Zeichnet die Trajektorien des einzelnen und des doppelten Pendels. Findet das optimale Verhältnis zwischen den Seiten eines Blattes Papier im Format A3 und vergleicht die Verhältnisse der Seiten von Blättern im Format A0, A4 und A5. Hört „Lalala“ von Saul Williams* und lernt es auswendig.
 
*US-Amerikanischer Rapper, Sänger, Dichter und Schauspieler.
 
6
Francisco Montoya Casares
The curvature of space
2015, Buch, stein, gurtel
 
Das neue Mittelalter. Das steht im Internet. Bleichmittel gegen Krebs und eine zugängliche Art und Weise, das Universum um einen Stein zu winden. Der Stein sollte eine Dichte von 1093  g/cm3  haben, damit wir das allerkleinste schwarze Loch erhalten, das je in einer Ausstellung gezeigt wurde. Der Gürtel wird extra verkauft.
 
Als Hausaufgabe: findet die maximale Geschwindigkeit von Stephen Hawkings Rollstuhl.
 
 
7
Vikenti Komitski
Me, Myself and I
2015
Selfie-Stangen, variierende Größe
 
Hier ist die Unumgänglichkeit der drei Dimensionen dargestellt - denn die drei Selfie-Stangen sind die Stützen des Universums. Die helmholtzsche freie Energie ist nicht groß genug, somit können wir uns mehr Dimensionen nicht leisten. Das bedeutet, dass jederzeit die maximale Anzahl der Selfie-Stangen, die unsere göttlichen Körper abbilden können, genau drei ist. Ein Zufall? Ich denke nicht!*
 
 
Als Hausaufgabe: warum sollen die Pythagoreer – Helmholtz* und Minkowski* – keinen Sex haben, und wer ist der wahre Erfinder der Selfie-Stange?
 
*Ein Zufall? Ich denke nicht! Bedeutet auf Bulgarisch: Slochaenost? Ne misla! – Ausdruck aus einem humoristischen YouTube-Video, das 2013 in Bulgarien viral gegangen ist.
*Hermann von Helmholtz – deutscher Physiologe und Physiker (1821-1894)
*Hermann Minkowski – deutscher Mathematiker und Physiker (1864-1909)
 
 
8
Francisco Montoya Casares
Small Change
2016, variierende Größe
 
Die Auseinandersetzung des Künstlers mit seinem ältesten Feind – dem Geld. Die Krypto-Währung ist das Geld des Künstlers. Die unglaublichen mathematischen Methoden der Kunstwirtschaft - wer würde eine Kiste mit Aluminiummünzen vergraben?
 
Als Hausaufgabe: gebt einem Künstler Geld. Beobachtet ihn.

Autor: ghostdog
 
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