Nachrichten und andere schreckliche Geschichten
Veneta Androva, Mitch Brezounek und Martina Vacheva, Yavor Kostadinov, Vera Mlechevska, Anton Terziev
Kuratorin: Stefka Tsaneva
4. – 20. Juli 2018
Eröffnung: 3. Juli
Du siehst nicht fern, Du hörst kein Radio, Du hast seit Jahren keine Zeitung mehr gekauft, Du liest keine Nachrichtenseiten, abgesehen von der Rubrik „Unterhaltung“. Dennoch überfluten Dich die Nachrichten. Es reicht, nach unten durch dein Feed zu scrollen, um alle schrecklichen Dinge, die auf der ganzen Welt passieren, zu erfahren. Okay, vielleicht nicht auf der ganzen Welt, es erreicht Dich eher das, was in Sofia passiert, manchmal in den USA oder Russland, in einigen Fällen in Deutschland, England und Frankreich – aber nur, wenn es wirklich schlecht ist. Und weil die Verzweiflung über die Welt, in der wir leben, nicht ausreicht, merkt man am nächsten Tag, dass die Hälfte der Nachrichten vom Vortag falsch war.
Die Nachrichten erschrecken und wecken Angst, ihre subversiven Muster ekeln an, erschöpfen mit ihrer täglichen, nicht wieder gutzumachenden Last. Wenn die Medien alles das nicht tun, wenn sie uns nicht beängstigen, anekeln und uns nicht müde machen, wollen wir sie gar nicht und wir suchen nach anderen Medien, weil wir in unserem Stockholmer Syndrom tief verstrickt sind und wir bewusst unseren Entführer mit einem weiteren Klick ermutigen.
Wenn bis vor 100 Jahren die Nachrichten eine technologische Zeit von mindestens einigen Stunden brauchten, um die Menschen mittels Zeitungen zu erreichen, wenn bis vor 40 Jahren die Länge der Radio- und Fernsehwellen uns auf einen bestimmten Lebensraum einschränkten, wenn vor 20 Jahren für die Medienarbeit eine journalistische Bildung nötig war, so bewegen sich heute die Informationen ungehindert in Sekunden über den Globus, und die Nachrichten werden von jedermann zu jeder Zeit erstellt, berichtet, analysiert und verzerrt.
So drehen sich die Welt und die Nachrichten in den Medien mit hoher Geschwindigkeit, und vielleicht haben wir es noch nicht geschafft, in das Karussell einzusteigen und herauszufinden, wie wir mit dem Informationsfluss umgehen sollen.
Die Ausstellung erkundet mögliche künstlerische Strategien, um Angst und Ekel zu bewältigen, und zeigt, wie Künstler es schaffen, mit dem Nachrichtenchaos und den ständigen Informationsflüssen umzugehen.
„Schock und Schrecken” wird mit einer Performance von Vera Mlechevska eröffnet. Sie stellt die Frage – warum gibt es nach den Nachrichtensendungen Nachrichten über Sport, aber nicht über Kultur? In der Performance „Die Kulturnachrichten“ stellt Vera Mlechevska eine Live TV-Sendung dar. Und zwar ist dieses Kulturbulletin nicht fiktionale, provokativ oder sarkastisch, sondern genau das, was es sein sollte, wenn es nach den „wichtigen“ Nachrichten Raum für Kultur gäbe. Die Performance ist nach Idee von Vera Mlechevska und ist mit der Teilnahme von Vessela Nozharova, Luchezar Boyadjiev und Stefka Tsaneva realisiert.