Ausstellung von Joachim Schmid
DIE BIBLIOTHEK
Ausstellung von Joachim Schmid
08.11. - 22.12.2023
Die Galerie des Goethe-Instituts Bulgarien
Eröffnung: 8. November, Mittwoch, 18:30 Uhr
Vortrag: 9. November, Donnerstag, 18:30 Uhr
Wоrkshop: 10. - 13.11.2023
JOACHIM SCHMID (1955, Balingen) ist Künstler, Fotograf und Kritiker. Er lebt und arbeitet in Berlin. Von 1976 bis 1981 studierte er Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule in Schwäbisch Gmünd (heute Hochschule für Gestaltung) und an der Hochschule der Künste Berlin (heute Universität der Künste Berlin).
Er spezialisierte sich auf Fotografie, aber kurz nach seinem Abschluss stellte er in Frage, was er in seinem Fachgebiet erreichen kann. Zwischen 1982 und 1987 gab er die Zeitschrift Fotokritik heraus. Schmid wurde schnell als scharfer Kritiker der vorherrschenden Vorstellungen von Kunstfotografie bekannt und trat für eine umfassende Kritik der Fotografie als kulturelle Praxis ein.
Zu dieser Zeit begann er, Fotografien zu sammeln, die er auf der Straße, auf Flohmärkten, in Zeitungen usw. fand. 1988 wurden diese Fotos zur Grundlage für sein erstes Buch „Der Leser hat das Bild“. Seitdem basiert ein großer Teil seiner Arbeit auf gefundenen Fotografien. Bereits 1989 formulierte er für seine Arbeitsweise das Motto „Keine neuen Fotos, bis die alten aufgebraucht sind“. Für sein größtes Projekt „Bilder von der Straße“ verwendete er alle Bilder, die er zwischen 1982 und 2012 im öffentlichen Raum gefunden hat. Der italienische Künstler und Theoretiker Franco Vaccari hat in seinem Buch „Joachim Schmid und die Fotografien der аnderen“ (Joachim Schmid e le fotografie degli altri) einen neuen Begriff für sein Werk geprägt:
Lumpenfotografie, abgeleitet von Karl Marx' Begriff des Lumpenproletariats.
Schmids Werk wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und im Ausland gezeigt und ist in den Sammlungen verschiedener Museen vertreten (Folkwang Museum Essen, Nederlands Fotomuseum Rotterdam, San Francisco Museum of Modern Art, Stedelijk Museum Amsterdam). Anlässlich seiner ersten Retrospektive in Francis Young Tang Teaching Museum & Art Gallery in New York ist die umfassende Monografie „Joachim Schmid Photoworks 1982-2007“ im Steidl Verlag erschienen.
In den vergangenen 36 Jahren hat er eine Reihe von Künstlerbüchern veröffentlicht und 2009 die ABC Artists' Books Cooperative gegründet, ein internationales Netzwerk von und für Künstler, die im Bereich Buch arbeiten. Er verließ das Kollektiv 2013, weil er dessen mangelnde Effektivität kritisierte. In den letzten Jahren hat er aktiv mit gefundenen Texten gearbeitet und weiterhin Bücher mit gefundenen Texten und Bilder veröffentlicht.
Laut der Online-Fotoseite lensculture ist Schmid ein zeitgenössischer Anthropologe, der versucht, die zeitgenössische Kultur durch die Erforschung ihres visuellen Mülls zu verstehen.
Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel "Die Bibliothek" und besteht aus zwei Teilen - Prints und Bücher. Gezeigt wird eine Auswahl von Büchern, die der Künstler in den letzten 20 Jahren geschaffen hat, viele in Fortsetzung seines bekannten Werks Other People’s Photographs. Auch Bücher, die sich mit der Entdeckung von Mustern im fotografischen Verhalten befassen, werden ausgestellt. In diesen Büchern konzentriert sich Schmid eher auf die Wiederholung des Wortes als auf die Wiederholung des Bildes. Es sind Bücher über die Fotografie, aber von einem eher "leichten" Standpunkt aus. Speziell für diese Ausstellung entstand die Arbeit "The People’s Library“, die auf gefundenen Fotos der Lieblingsbücher vieler Menschen basiert. "Deren Bücher und die meinen bilden zusammen die Bibliothek“, so Schmid.
Ausgewählte Publikationen, die in der Ausstellung zu sehen sein werden:
- ¥€$ How to make money with artist's books, 2016
Auf den Seiten dieses kleinen Buches stellt der Autor die Berechnungen eines zeitgenössischen Künstlers auf ebenso fundierte wie humorvolle Weise vor.
- Everything You Always Wanted to Know About Photography, 2012
Das Internet ist überflutet mit Milliarden von Schnappschüssen, von denen viele auf Foto-Sharing-Websites wie Flickr zu finden sind. Jeden Tag kommen Millionen neuer Fotos hinzu, und wir fragen uns oft, warum die Menschen diese Bilder machen, warum sie sie speichern und warum sie sie der Öffentlichkeit zugänglich machen. In diesem Buch finden Sie Antworten auf all diese Fragen. Darüber hinaus finden Sie auch Antworten auf Fragen, die Sie nie gestellt haben.
- Sixty-Eight Minutes on the Sunset Strip, 2014
26. März 2014 um 14:58 Uhr Joachim Schmid unternimmt eine achtundsechzigminütige Fahrt entlang des Sunset Strip und dokumentiert seine Bewegung von West nach Ost. Das Buch ist eine interessante Referenz zu Ed Ruschas Werk von 1966.
- A meeting on holiday, 2004
Ein Postkartenbuch mit 48 perforierten Karten, die auf Bildern von internationalen Urlaubsanbietern basieren. Das Buch entführt Sie ins Postkartenland, wo sich glückliche Paare unter einem strahlend blauen Himmel treffen und den Strand, den Pool, einen Cocktail, ein Abendessen, einen Sonnenuntergang und ein Hotelzimmer genießen.
Die Ausstellung enthält auch den Text eines anderen Projekts des Künstlers. 1990 schickte Schmid ein kleines vierzeiliges Schreiben an ausgewählte deutsche Redakteure, Freunde, Journalisten, Künstler und Behördenvertreter, darunter die Berliner Tageszeitung und das Spiegel-Archiv, in dem er die Gründung des Instituts zur Wiederaufbereitung von Altfotos ankündigte. Dieses wurde als ökologisch sinnvolle Antwort auf die "enorme Gefährdung", die von den in den Fotos enthaltenen Chemikalien ausgeht, und auf die "visuelle Umweltverschmutzung", die "unser Denkvermögen beeinträchtigt", dargestellt. Das Institut zur Wiederaufbereitung von Altfotos bietet einen klaren Ausweg aus "dieser scheinbar ausweglosen Situation". Die Reaktionen gingen weit über das hinaus, was Schmid erwartete. Bilder aller Größen und Arten kamen an, darunter Kisten mit alten Familienfotos und ganze kommerzielle Archive. Wie angekündigt, machte sich der Künstler daran, so viele wie möglich zu neuen Kunstwerken zu verarbeiten. Der gesamte Prozess war der Grundstein für das Buch "Erste allgemeine Altfotosammlung".
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Weitere Informationen über Joachim Schmid und seine Arbeit sind erhältlich
auf seiner Website.
Das Goethe-Institut Bulgarien hat Joachim Schmid auf Initiative von Tihomir Stoyanov nach Sofia eingeladen.
Kuratorin: Nadezhda Pavlova
Koordinatorin: Elizabeta Zaykova