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„Welcome Home Baby“
Eine schmerzhafte Rückkehr zu den Wurzeln

Julia Franz Richter in „Welcome Home Baby“
Julia Franz Richter in „Welcome Home Baby“ | © Lotus Filmproduktion, Senator Film Produktion

„Welcome Home Baby“ ist ein österreichisch-deutscher Horrorfilm, bei dem Andreas Prochaska Regie führte und das Drehbuch schrieb und der auf der 75. Berlinale präsentiert wurde. Es war nicht Prochaskas erster Auftritt auf der Berlinale, und er wurde vom Publikum des Zoo Palastes bei der Premiere des Films herzlich begrüßt.

Von Marion Reimer und Marie-Luce Ramsay

Es geht um eine junge Frau namens Judith, die seit drei Jahren verheiratet ist und nachts mit einem Krankenwagen durch die Straßen von Berlin fährt. Ihre Vergangenheit ist ziemlich nebulös und faszinierend. Von einem Tag auf den anderen erben Judith und ihr Mann eine österreichische Villa, die in einem Dorf auf dem Land versteckt ist und zuvor dem Vater der Heldin gehört hatte.

Le réalisateur Andreas Prochaska

Regisseur Andreas Prochaska | © Petro Domenigg

Auch wenn der Wechsel von der Stadt zum Land den Zuschauer schnell verwirrt, trägt das unheimliche Aussehen jedes einzelnen Dorfbewohners dazu bei, eine seltsame Atmosphäre zu schaffen, die angesichts des Genres des Films sehr gut funktioniert. Nach ihrer Ankunft auf dem Familiensitz beginnt Judith, düstere Albträume über ihre Vergangenheit zu haben, die auf seltsame Weise mit der Vergangenheit des Dorfes und insbesondere mit seinen Frauen verbunden zu sein scheint. Wir sehen hilflos zu, wie Judith in die Hölle absteigt und dem Wahnsinn zu verfallen scheint. Der letzte Akt des Films ist ein wahres Fest für Horrorfans. Die Aufnahmen der Schlussszene sind wie Gemälde von Goya zu bewundern!

Die Wiederbelebung des Hexenthemas

Erst nach zwei Dritteln des Films wird uns klar, dass wir es hier mit einem Hexenfilm zu tun haben, der voller Anspielungen und Symbole auf die Klassiker des Genres und des Folk Horror im Allgemeinen ist. Zunächst einmal ist da die Parallele zwischen der Hexe und der modernen Frau. Schon zu Beginn des Films wird klar, dass Judith eine starke und unabhängige Frau ist, die in ihrem Berufsleben wie auch in ihrer Familienrealität einiges durchgemacht hat. Das Wort Hexe hat eine doppelte Bedeutung: „1. im Volksglauben, besonders in Märchen und Sage auftretendes Wesen, das über Zauberkräfte verfügt (und damit den Menschen Schaden zufügt); 2. [hässliche] bösartige, zänkische, unangenehme weibliche Person.“ [Duden Online). In Welcome Home Baby wird ein etwas anderer Ansatz verfolgt, bei dem der Mann völlig in den Hintergrund gedrängt wird. Die Hexe wird hier zu einem feministischen Symbol für die Kontrolle der Frauen über ihr Schicksal. Die Frau ist die einzige und alleinige Herrin an Bord in dieser Geschichte... Das Thema der Hexe wird auf grandiose Weise neu aufgegriffen. Der Horror wird durch die originelle Verwendung von Horrorthemen wie dem Labyrinth verstärkt. Die Mauern sind endlos; hier sind es Straßen, die als Mauern dienen, Wege, die nie aus dem Dorf hinausführen, und es gibt auch keine Fluchtmöglichkeit. Auch die berüchtigten „Jump-Scares“ sind übertrieben und schaffen es fast nie, Angst zu erzeugen. Dennoch gibt es im Film mehrere wirksame „Jump-Scares“, oft im Stil von Tschaikowsky (der Kanonenschüsse in seine Kompositionen einbaute, um seine betrunkenen Zuhörer aufzuwecken). Auch durch den Einsatz der Landschaft wird eine düstere und nicht einladende Stimmung vermittelt. Hier ist von großen, dunklen und schwülen Wäldern die Rede, die erneut an die Idee des oft von Nebel durchzogenen Labyrinths erinnern.

Kurz gesagt: Während das Horrorgenre oft auf die Wiederverwendung seiner eigenen Klischees setzt, gelingt es Prochaska, etwas Neues zu bieten, indem er die Vorstellungswelt der Hexe nutzt, um feministische Fragen wirksam anzusprechen. Und die große Stärke des Films bleibt natürlich seine Fähigkeit, trotz seines beunruhigenden Charakters eine seltsame und fesselnde Atmosphäre von großer Schönheit zu schaffen.

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