Deutsche Serien in Kanada
„Das Boot“: Untergang der Kriegsromantik
Nichts für Süßwassermatrosen: Die Serie „Das Boot“ legt schonungslos die unerbittliche Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges offen. Während sich Wolfgang Petersens gleichnamiger Kinomeilenstein jedoch auf das Schicksal einer U-Boot-Besatzung fokussierte, ringen hier nicht nur feindliche Marine-Soldaten, sondern auch Gestapo und die französische Résistance mit allen Mitteln um die Oberhand. Und das ist, genau wie im nervenzerreißender Vorgänger, Adrenalin pur.
Von Angela Zierow
Seit Regisseur Wolfgang Petersen 1981 in seinem für sechs Oscars nominierten Meisterwerk Das Boot kaltschweißige U-Boot-Fahrer mit angststarrem Blick den Tiefenmesser hypnotisieren und in den Ozean hinaus horchen ließ, löst kein Geräusch bei Filmfans eisigere Gänsehaut aus als das hallende „Ping“ eines Echolots. Maximale Spannung auf minimalem Raum und das unbarmherzige „Ping“ des Sonars bietet auch die gleichnamige Serie, die Bavaria Fiction, Sky Deutschland und Sonar Entertainment rund 27 Millionen Euro wert war. Im Gegensatz zur legendären Kinofassung, die seinerzeit unter anderem Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer und Uwe Ochsenknecht zu Stars machte, verwebt der Achtteiler jedoch den Überlebenskampf an Bord mit einer Spionagegeschichte um den französischen Widerstand. Amour gibt es auch, schließlich sind wir in Frankreich. Nicht immer gelingt es der Reihe, Klischees zu umschiffen.
In Sachen Spannung herrscht unter der Regie des Österreichers Andreas Prochaska (Das Wunder von Kärnten), der insgesamt 79 Schauspieler und über 1000 Statisten unter seiner Fittiche hatte, wahrlich keine Flaute. Der hochkarätig besetzte Cast zeigt Hochform, allen voran Vicky Krieps (Der seidene Faden), die für ihre Rolle den Deutschen Fernsehpreis als beste Schauspielerin erhielt. Auch Kameramann David Luther wurde mit einem Award geehrt.
Was Simone ebenfalls nicht weiß: Der schwer verliebte Frank arbeitet der Résistance-Kämpferin Carla Monroe (Lizzy Caplan) zu. Als er unversehens zur Feindfahrt auslaufen muss, wird seine Schwester in seine verbotene Liebesgeschichte hineingezogen. Das ist nicht zuletzt deswegen besonders heikel, weil Gestapo-Chef Hagen Forster (Tom Wlaschiha) ein Auge auf die Dolmetscherin geworfen hat.
Frank plagen derweil andere Sorgen: Er sitzt auf dem neuen, noch nie getesteten U-Boot U-612 mit dem unerfahrenen Kaleu (Kapitänleutnant) Klaus Hoffmann (Rick Orkon) fest, der diesen ersten Job dem „Heldentod“ eines Vaters verdankt. Ihm soll der erfahrene 1. Wachoffizier Karl Tennstedt (August Wittgenstein) zur Seite stehen. Klar, dass die „geniale Kombination aus langjähriger Erfahrung und jugendlicher Begeisterung“, von der der zuständige Fregattenkapitän Gluck (Rainer Bock) schwärmt, alles andere als schlau ist. Schnell gibt es in der klaustrophobischen Enge der schwimmenden Blechbüchse mächtig Stunk. Und das ist erst der Anfang.
Die Intrigen, Irrungen und Konflikte zu Wasser und zu Land sind actionreich, brutal, herzzerreißend - und enden nicht selten tödlich. Knatsch gab es kurzzeitig auch hinter den Kulissen: Regisseur Wolfgang Petersen reagierte verschnupft, als die Produzenten für ihre neue Serie den Titel seines Filmklassikers nutzten. Auch die mitunter abstrusen Plotwendungen und der nicht immer geglückte Versuch, Dialoge und Charaktere mit zeitgenössischem Jargon und politischer Korrektheit für jüngeres Publikum und den internationalen Markt aufzupeppen, kamen nicht bei allen Freunden des Originals gut an.
Sei’s drum: Das Boot ist Binge-Futter made in Germany mit Hollywood-Format, bedrückender Düster-Atmosphäre, knisternder Spannung und dem beklemmenden Gefühl, mit der Mannschaft nach dem Tauchgang in einem Boot zu sitzen. Eine Serie ohne unnötigen Pathos und glänzende Helden, die klar zeigt: Krieg ist sinnlos. Zusätzlicher Gänsehautfaktor: Den ikonischen Synthesizer-Score des Jazzmusikers Klaus Doldinger arbeitete Komponist Matthias Weber in seinen neuen Soundtrack ein - samt Sonar-Ping.
Nur konsequent, dass Das Boot, in der neuen deutschen Serien-Welle erfolgreich ganz vorne mit schwimmt. So erfolgreich, dass Sky Deutschland bereits an einer zweiten Staffel arbeitet.
Credits:
D 2018, Regie: Andreas Prochaska, Darsteller: Vicky Krieps, Leonard Scheicher, Rick Orkon, Tom Wlaschiha, Lizzy Caplan, Rainer Bock, Robert Stadlober, August Wittgenstein, Franz Dinda
Deutsch mit englischen Untertiteln / FSK ab 12 J / Staffel 1 / Acht Folgen à ca. 60 Minuten
Sehen Sie „Das BOOT"
Bald auch in Kanada (mit dem Start von Hulu)Sie können jedoch einen legalen Online-VCR wie YouTV oder OnlineTVRecorder verwenden, um direkt vom deutschen Fernsehen aufzunehmen.
In Deutschland:
ZDF Mediathek
Kommentare
Kommentieren