Stubentiger
Katzen gehen (noch) immer!
„Katzen gehen immer“ lautet ein ungeschriebenes und zugleich unumstößliches Marketinggesetz seit Anbeginn des kommerziellen Internets. Kein Wunder, ist der flauschige Stubentiger doch noch immer das ungeschlagene Lieblingstier der Deutschen. Zehn berühmte Katzen aus Kunst, Politik und Social Media.
Von Sarah Klein
Dafür, dass Katzen im Internet ein Klick-Garant sind, sind übrigens nicht zuletzt Sie selbst ein Beleg. Schließlich haben auch Sie sich gerade nicht etwa für einen unserer anspruchsvollen Kultur- oder Gesellschaftsartikel entschieden, nein – Sie haben auf das Bild mit der herzallerliebst anzuschauenden Mieze geklickt.
Die große Vorliebe der Internetuser*innen für niedliche Katzenbilder ist natürlich auch den Menschen, die im Netz veröffentlichen, schon aufgefallen. Wer sonst nichts zu verkünden hat oder wem die Ideen ausgegangen sind, was man der Menschheit heute noch mit auf den Weg geben könnte, kann sich versichert sein, dass ihm ein wohlplatziertes Katzentier tausende Likes und Shares einbringt. Nicht, dass uns das passieren würde – uns fällt in der Regel immer etwas ein (schauen Sie gerne bei besagten Kultur- und Gesellschaftsartikeln vorbei). Aber beim Lieblingstier der Deutschen können auch wir nicht widerstehen. Ja, richtig gelesen – der Hund mag zwar der beste Freund des Menschen sein, aber auf der Beliebtheitsskala der Haustiere hat ihn der Stubentiger eiskalt abgehängt. Unglaubliche 16,7 Millionen Katzen leben in bundesdeutschen Haushalten, Hunde hingegen nur 10,3 Millionen. Gut, das ist zugebenermaßen auch jede Menge, reicht aber nur für Platz 2 (Wer’s nachlesen möchte: hier geht’s zur Studie).
Welche Miezen sind es denn, die uns mitunter seit Jahrzehnten begeistern, online wie offline? Wir haben da mal einen Überblick gemacht. Da freut sich auch der Kollege aus dem Social-Media-Team – jede Menge Stoff zum Posten!
Bitte recht freundlich! Ah, nee, das ist Grumpy, die kann nicht anders.
Finger hoch, wer noch nie ein Bild von Grumpy Cat gesehen hat! Wahrscheinlich die berühmteste Katze der Welt ist Tardar Sauce aka Grumpy Cat. Okay, vielleicht nicht DIE berühmteste, aber dafür die muffeligste und eine zeitlang definitiv die viralste. Mittlerweile leider verstorben, war Grumpy der Star schlechthin am Meme-Firmament. So manche*r B-Promi kann von der Fan-Base Grumpys nur träumen, versammelte sie auf ihren Social-Media-Kanälen zusammengenommen doch mehr als 13 Millionen Follower*innen. Mach’s gut, liebste Grumpy. Mögest du im Katzenhimmel so gut unterhalten werden, wie du uns Freude bereitet hast!
„Warum grinst Ihre Katze so?“
„Es ist eine Grinsekatze, darum!“ Ist doch klar, Alice, also bitte! Die Unterhaltung stammt aus dem Buch Alice im Wunderland. Auch in den Verfilmungen wird die arme Alice von den kryptischen Aussagen des merkwürdigen Tieres teils mächtig verwirrt. Mal ist sie da, die schwebende Katze, mal nicht, aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt sie immer. Neben dem Hutmacher ist sie die wahrscheinlich rätselhafteste Figur aus Lewis Carolls Roman.
Katzen an die Macht! Stubbs, der Bürgermeister
Ohnehin der Chef in jedem Haus, qualifiziert diese Eigenschaft der beliebten Vierbeiner sie auch zu höheren Weihen: zum Bürgermeisteramt zum Beispiel. So geschehen 1998 in Talkeetna in Alaska. Genervt von ihren politischen Vertreter*innen, schrieben die Bürger*innen bei der Wahl einfach den Namen eines ortsbekannten Katers auf den Wahlzettel. Stubbs wurde für den kleinen Ort zur Touristenattraktion und schaffte es sogar auf die Titelseite des Wall Street Journals. Seinen Posten als Ehrenbürgermeister behielt der feline Regent bis zu seinem Ableben 2017 – somit war er rund 20 Jahre im Amt. Ob die Bewohner*innen Talkeetnas nun mit seinem menschlichen Nachfolger zufriedener sind, ist leider nicht überliefert.
V.I.C. – Very Important Cat
Bleiben wir kurz im politischen Bereich: Auch unter Premiers und Präsident*innen gibt es natürlich Katzenliebhaber*innen. Socks, der Kater der Clintons, bekam während Bill Clintons Amtszeit als Präsident der USA besondere mediale Aufmerksamkeit als „First Cat“. Socks zog allerdings mit den Clintons auch wieder aus. In England hingegen sitzt in Downing Street 10 seit 2011 nur einer fest im Sattel – The Right Honourable Larry, Chief Mouser to the Cabinet Office (ja, das ist tatsächlich sein offizieller Titel). Während die britischen Premiers kamen und gingen, war er oft der Einzige, der der Amtswohnung der jeweiligen Amtsinhaber*in positive Presse bescherte. König könnte er im Zweifel wahrscheinlich auch. Darin, majestätisch in die Kamera zu schauen, ist er jedenfalls geübt – siehe Bild.
Möge das Glück mit dir sein!
Vielleicht hätten sich die erfolglosen britischen Premiers beizeiten mal eine Maneki-neko auf den Schreibtisch stellen sollen. Die Winkekatze soll Glück und Wohlstand bringen – je höher ihr Arm dabei schwenkt, umso mehr. Längst hat sie es über die Landesgrenzen Japans, Chinas und Thailands hinaus geschafft, bekannt zu werden. Auch in Deutschland erfreut sich das Figürchen einiger Beliebtheit.
Lebe mit einer Katze und du wirst Youtube-Star
Eigentlich wollte sich der Brite Simon Tofield nur in einem Animationsprogramm ausprobieren – dass seine Cartoons ihm weltweite Bekanntheit verschaffen sollten, hat er wohl nicht geahnt. Tofield bedient sich in seinen Animationsfilmchen an seinem eigenen Leben. Oder besser: dem Leben, das seine Katzen ihm lassen. Seit bald 15 Jahren erfreut er mit seinen Clips Millionen Zuschauer*innen auf Youtube mit den Geschichten über seine immer hungrige Katze. Alleine sein Erstlingswerk „Cat-Man-Do“ von 2008 verzeichnet 65 Millionen Views, seitdem sind unzählige Videos hinzugekommen.
Choupette, die Catwalkcat
Noch einer, der seine Katze in Szene setzte, war Modedesigner Karl Lagerfeld. Er richtete Facebook- und Instagram-Kanäle für sie ein und vermarktete seine Mitbewohnerin, wo er nur konnte – von Kollektionen ihr zu Ehren über Ausstellungen bis hin zu einem Buch: „Choupette: The Private Life of a High-Flying Fashion Cat“. Lagerfeld handelte Werbeverträge für Choupette aus, mit denen sie angeblich drei Millionen Euro verdiente. Und wie es sich für ein echtes Supermodel gehört, heuerte ihr Herrchen noch zwei Dienstmädchen und einen Privatkoch zu ihren Diensten an. Gereist wurde selbstverständlich nur im Privatjet. Choupette modelt auch heute noch fleißig, testamentarisch hat der Designer ihr nicht nur einen stattlichen Anteil seines Vermögens hinterlassen, sondern auch Anweisungen für ihren weiteren Karriereweg.
„Stell dir vor, ich wär’ normal. Wie langweilig wär’ das denn?!“
Vermarktet wurde auch er hier wie blöd, allerdings ist er in allem der komplette Gegenentwurf zu der anmutigen Modelkatze Choupette: Garfield ist fett, faul und gefräßig. Bezogen auf letzteren Punkt bevorzugt er Lasagne, und davon reichlich. Sein Erfinder Jon Davis startete die Comicreihe 1978, in den 1980er-Jahren sollte dann ein regelrechter Garfield-Hype entstehen. Ob Comic, Hörspiel, Tassen, Schulmaterial, Socken, Bettwäsche – Garfield war einfach überall. Selbst Music-CDs mit eigenen Garfield-Songs fanden ihre Abnehmer*innen. In den 2000er-Jahren wurde er dann für Animationsfilme wiederentdeckt, gleich drei Kinofilme erschienen bis 2009. Heute ist es ruhiger um Garfield geworden, aber einen Spruch haben die Kinder der 1980er- und 90er-Jahre immer von ihm auf Lager: „Ich hasse Montage!“
Hello Kitty, Katzenliebe in pink.
Ungeschlagener Star in jedem Kleinmädchenzimmer ist seit Mitte der 1970er-Jahre allerdings diese hier: Hello Kitty. Für nichts anderes bekannt als niedlich dreinzusehen, erfüllen die mit ihr geschmückten Zehntausende von Produkten alles, was das Mädchenherz begehrt. Die kommen meistens mit viel Pink daher. Quietschpink. Von den einen abgöttisch geliebt, wird sie von anderen als Disziplinarmaßnahme eingesetzt. Kein Scherz: In Thailand beschloss 2007 der damalige Polizeichef Pongpat Chayaphan, dass Polizist*innen, die unhöflich aufgetreten waren, zur Strafe einige Tage lang eine Hello Kitty-Armbinde tragen mussten. Natürlich in – quietschpink.
Katzen brauchen furchtbar viel Musik
Und dann gab es natürlich noch diese hier: die Aristocats! Der Disney-Klassiker von 1970 um die edle Katzendame Duchesse, ihre Kinder und den Straßenkater Thomas O’Malley begeistert seit Jahrzehnten Groß und Klein. Es war übrigens der letzte Disney-Film, bei dem Walt Disney selbst noch als Ideengeber mitwirkte. Kann noch jeder mitsingen? „Katzen brauchen furchtbar viel Musik …“
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