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Emanuelle Dufour

 ist Autorin mehrerer wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Artikel und hat für ihre Arbeit eine Reihe angesehener Auszeichnungen und Stipendien erhalten. Seit 2015 ist sie darüber hinaus als Illustratorin, Comicautorin und kreative Beraterin für verschiedene Kunsterziehungs- projekte tätig. Bis heute entfaltet sich ihr Werdegang um die Thematik interkultureller Bildung und einen Dialog mit fast vierzig Ländern herum, darunter Niger, Mexiko, Kambodscha und Indonesien. Seit 2020 arbeitet sie am Collège Ahuntsic als pädagogische Beraterin für Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion.

Emanuelle Dufour© Lisa Graves/Concordia University
Emanuelle Dufour - Versöhnung© Emanuelle Dufour

Deutsche Übersetzung

Wie vor allem der 2015 vorgelegte Bericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission Kanadas (Truth and Reconciliation Commission, TRC) gezeigt hat, ist die Geschichte der Beziehungen Kanadas zu den indigenen Völkern des Staatsgebiets von ungewöhnlicher Gewalt durchdrungen.

Unter den Assimilierungsmaßnahmen, die im Zuge des Ethnodzids (d.h. kulturellen Völkermords) unter den aufeinanderfolgenden Regierungen zur Agenda wurden, sind besonders hervorzuheben die Strategien territorialer Enteignung, die erzwungene Reservatbildung, die Aufoktroyierung des von Kanadiern beschlossenen Rechts (in einem ehemals l’Acte des Sauvage= Wildengesetz genannten Edikt), sowie das Umerziehungssystem der Internate, das Massaker an Schlittenhunden, die Razzien der sechziger Jahre usw.

Auch heute noch müssen die Ureinwohner gegen die institutionellen, systemischen und intergenerationellen Auswirkungen dieser Gewalt ankämpfen, um den Heilungsprozess auf individueller und kollektiver Ebene in Gang setzen zu können. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Frage der (Wieder-)Versöhnung ein komplexes Unterfangen ist, das unbedingt durch Prozesse der authentischen Anerkennung vorangetrieben werden muss, vor allem aber durch echte Veränderungen und Entschädigungen, die über bloße Lippenbekenntnisse hinausgehen.

Die umstrittenen Ereignisse des Jahres 2020 haben einmal mehr gezeigt, dass der Weg zu diesem Ziel kein geradliniger ist, sondern einer, der manchmal in eine Sackgasse zu führen scheint oder ein Zurückfallen hinter schon Erreichtes erzwingt - vor allem, wenn es um die wirtschaftliche Nutzbarmachung der Territorien geht, die man heute Kanada nennt.

Trotz großer Enttäuschungen und einer erneuerten Skepsis leisten weiterhin viele Akteure der professionellen und zivilgesellschaftlichen Szene – darunter autochthone und allochthone – jede/r auf seine Weise einen Beitrag zur Bekräftigung territorialer, politischer, sprachlicher, kultureller und identitätsbezogener Ansprüche der First Nations, der Inuit und der Métis.

Diese Widerstandskraft soll in meiner Zeichnung gewürdigt werden, indem sie in nicht erschöpfender Weise einige der maßgeblichen Persönlichkeiten zitiert und gleichzeitig auf der Beteiligung, der Stärke und der Führungsqualität indigener Frauen beharrt.

Als Bürgerin Quebecs, als Kanadierin, Weiße und Trägerin vielfältiger Privilegien bin ich zutiefst davon überzeugt, dass alle Bewohner*innen des Gebiets sich von Fragen des Zusammenlebens, der Gleichheit und der sozialen Gerechtigkeit angesprochen und betroffen fühlen sollten. Wie Richter Murray Sinclair, Kommissar der TRC und Anishinaabe-Senator, zu Recht in Erinnerung ruft, ist Versöhnung kein Problem der Autochthonen, sondern ein Problem der Kandier*innen. Wir sind daher alle Teil des Problems, aber ebenso sind wir auch alle gemeinsam Teil der Lösung, wenn es eine gibt.

Geprägt von einem doppelten Hintergrund - in der Anthropologie und in der Kunst - arbeite ich seit fast zehn Jahren auf dem Gebiet First Nations und Bildung. Die hier präsentierte Zeichnung ist von der verzahnten Methode (Recherche und künstlerische Weiterentwicklung) meiner Doktorarbeit inspiriert - Des histoires à raconter : d’Ani Kuni à Kiuna (Geschichten, die es zu erzählen gilt: Von Ani Kuni bis Kiuna): ein nachdenklicher, relationaler und gesprächsoffener Comic, der sich seit 2016 dank der Beiträge von mehr als fünfzig autochthonen und allochthonen Künstler*innen (darunter den neun hier vorgestellten Persönlichkeiten) weiterentwickelt hat.

Jeder der farbigen Hintergründe auf dieser Seite stellt eine der kommunizierenden Seiten derselben zentralen Figur – die der Begegnung - und eröffnet dadurch gewissermaßen wie ein Fenster einen Blickpunkt auf das Werk, das Engagement und die Leistungen dieser lokalen Persönlichkeit.

Die Überschriften basieren auf den Beiträgen und Zitaten, die ich während meiner Recherchen sammeln konnte, aber auch auf den Tätigkeitsbereichen der in den Vordergrund gerückten Persönlichkeiten. Diese Wahl wurde selbstverständlich – genauso wie die des jeweiligen Porträts – mit der dargestellten Person besprochen und ihre Zustimmung eingeholt.

Emanuelle Dufour 

Emanuelle Dufour ist gebürtige Quebecerin und lebt in Montreal. Sie ist dort Doktorandin der Kunstpädagogik an der Concordia-Universität und hat einen Master-Abschluss in Anthropologie von der Université de Montréal (UdeM). Ihre Bemühungen haben dazu beigetragen, dass an der UdeM ein Serviceangebot für First Nations-Studierende eingerichtet wurde. Darüber hinaus hat sie ein Zertifikat als Filmdrehbuchautorin (an der UQAM) und einen interdisziplinären Master-Abschluss in Kunst (an der Université Laval) erworben.

Seit 2011 arbeitet sie als Koordinatorin und Projektmanagerin, als Hilfskraft und später wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie als Beraterin an verschiedenen Projekten mit, die sich mit der Sicherung autochthoner Kultur und mit den Begegnungsprozessen zwischen den autochthonen und allochthonen Bevölkerungsgruppen befassen.

Sie ist Autorin mehrerer wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Artikel und hat für ihre Arbeit eine Reihe angesehener Auszeichnungen und Stipendien erhalten.

Seit 2015 ist sie darüber hinaus als Illustratorin, Comicautorin und kreative Beraterin für verschiedene Kunsterziehungsprojekte tätig. Bis heute entfaltet sich ihr Werdegang um die Thematik interkultureller Bildung und einen Dialog mit fast vierzig Ländern herum, darunter Niger, Mexiko, Kambodscha und Indonesien. Seit 2020 arbeitet sie am Collège Ahuntsic als pädagogische Beraterin für Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion (Equity, Diversity and Inclusion - EDI).

Zum Projekt Des histoires à raconter : d’Ani Kuni à Kiuna 

Mehr über Emanuelle Dufour :
www.emanuelledufour.com
https://concordia.academia.edu/EmanuelleDufour
 

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