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Zines
Analoge Überlegungen über Technologie

NAO Workshops
© Tatiana Braun

Im Rahmen des Residenz des NAO-Roboters in Montreal organisierte das Forscherteam einen Workshop zur Erstellung eines Zines, das sich mit den Feinheiten eines von der Technologie dominierten Lebens beschäftigt.

Von Priscilla Jolly

Das 'Robots in Residence'-Programm des Goethe-Institut Montreal hatte zum Ziel, neue Überlegungen zu den Beziehungen zwischen Mensch und Maschine anzustellen. Die Leiter*innen der Residenz, Ceyda Yolgormez, Patil Tchilinguirian und Zeph Thibodeau, beendeten sie mit einem Zine-Workshop, bei dem es Gelegenheit geben sollte, die Gespräche über diese Beziehungen weiter zu vertiefen.

Entschleunigung

Es ist unbestreitbar: Maschinen machen das menschliche Leben leichter. Nehmen wir zum Beispiel den täglichen Morgenkaffee oder den Kauf eines Kaffees in einem Café. Um Kaffee als Getränk zu genießen, werden die Bohnen verarbeitet, zu Pulver gemahlen und das Pulver dann in einer Maschine zu einem Gebräu verarbeitet. Die Maschinen machen den Prozess schneller und effizienter und sparen so Zeit. Sie machen die Arbeit leichter. In der populären Vorstellungswelt und in der Techno-Phantasie sind Maschinen daher der Schlüssel zur Vorstellung einer Welt, in der alles schneller und effizienter ist.

Im Gegensatz zu diesem Streben nach Geschwindigkeit lud der Zine-Workshop die Teilnehmer zur Entschleunigung ein. Der Workshop begann mit einer Reihe von Fragen zur Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Gibt es in Ihrem Leben eine Maschine, die starke Gefühle in Ihnen auslöst? Wenn ja, wie sind Sie beide zu diesem Punkt gekommen? Anschließend wurden die Teilnehmenden aufgefordert, auf der Grundlage ihrer Überlegungen eine Collage zu gestalten. Die Leiter*innen der Residenz stellten die für diese Übung erforderlichen Materialien zur Verfügung. Zwei Tische im Workshop-Raum des Milieux-Instituts der Concordia-Universität waren mit alten Zeitschriften, ausgeschnittenen Fotos, Zines aus verschiedenen Teilen der Welt zur Inspiration und alten Maschinen gefüllt.

Die Teilnehmer wählten verschiedenfarbige Papiere, schnitten Bilder aus Zeitschriften aus und durchstöberten zahlreiche ausgeschnittene Fotos, um Material für ihre Collagen zu finden. Im Gegensatz zu diesem Artikel, der mit einer Textverarbeitungssoftware auf einer Maschine geschrieben wurde, die es ermöglicht, den Text direkt auf dem Bildschirm zu sehen, ist das Erstellen einer Collage für ein Zine ein langsamer Prozess. Die Teilnehmer wählten ihre einzelnen Elemente sorgfältig aus und überlegten dann, wie sie diese Elemente am besten auf dem von ihnen gewählten Medium anordnen könnten. Der Raum war erfüllt von den Geräuschen von Schereund Papier. Bei dieser Übung ging es nicht um Schnelligkeit, sondern um Reflexion, und die Teilnehmenden waren aufgefordert sich über die Maschinen in ihrem Leben Gedanken zu machen.

Die Herstellung des Zines

Wenn wir über Maschinen in unserem Leben nachdenken, wird uns unweigerlich klar, wie sehr Maschinen in unser tägliches Leben eingebunden sind. Von Kaffeemaschinen, Teekesseln, Mikrowellen und Laptops interagiert jede*r in der einen oder anderen Form mit Maschinen. Die Workshop-Teilnehmenden wurden aufgefordert, über Maschinen nachzudenken, zu denen sie eine emotionale Verbindung haben. Dies führte zur Entwicklung verschiedener Erzählstränge.

Ein Teilnehmer erstellte zum Beispiel ein kleines Büchlein mit einer bewegenden Geschichte über den Verlust eines iPods und wie ein Fremder ihm einen neuen schenkte. Ein anderer entschied sich für einen Superheldenfilm, in dem ein Staubsauger die Hauptrolle spielt. Es gab Collagen, die von kritischer Theorie und Benutzeroberflächen inspiriert waren, sowie persönliche Überlegungen zu Maschinen. Ein Teilnehmer schuf Pop-up-Kunst mit Robotern und Luftballons. Und natürlich gab es auch Collagen zu NAO, dem Kernstück der Residenz.
  • Verschiedene Materialien, die bei der Herstellung der Zines beim NAO-Workshop verwendet wurden. © Tatiana Braun
    Einige der Materialien, die bei der Herstellung der Zines beim NAO-Workshop verwendet wurden.
  • Verschiedene Materialien, die bei der Herstellung der Zines beim NAO-Workshop verwendet wurden. © Tatiana Braun
    Mehr von den Materialien, die bei der Herstellung der Zines beim NAO-Workshop verwendet wurden.
  • Verschiedene Materialien, die bei der Herstellung der Zines beim NAO-Workshop verwendet wurden. © Tatiana Braun
    Noch mehr von den Materialien, die bei der Herstellung der Zines beim NAO-Workshop verwendet wurden.
Die Collagen gaben einen Einblick in die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine. Im täglichen Leben werden Maschinen oft in den Hintergrund gedrängt. Sie werden nur dann beachtet, wenn sie aufhören zu funktionieren, wenn ihre Tätigkeit von den Erwartungen abweicht. Ein Kühlschrank, der keine Lebensmittel kühlt, ist kein 'funktionierender' Kühlschrank mehr. Die Arbeit an Collagen, die von Maschinen inspiriert sind, gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, über Klischees von Maschine als Gebrauchsgegenstand hinauszugehen. Stattdessen wurden diese Collagen zu einer Möglichkeit, über die affektiven Bindungen zwischen Menschen und Maschinen nachzudenken und darüber, wie das tägliche Leben durch diese Bindungen beeinflusst wird.

Mensch-Maschine-Beziehungen

Der Prozess der Zine-Herstellung war auch eine Gelegenheit für alle, die an den Workshops teilnahmen, über die verschiedenen Facetten von Arbeit nachzudenken. Maschinen werden oft eingesetzt, um Arbeit zu reduzieren und schneller zu arbeiten. Es ist sicherlich möglich, ein Zine am Computer zu entwerfen und es dann drucken zu lassen. Vergleichen Sie den Prozess des Entwerfens an einer Maschine mit dem der Handarbeit. Wenn man etwas mit der Hand macht, kann man die Materialität der Dinge spüren. Dies steht in Verbindung mit dem übergeordneten Thema der Residenz, in Anbetracht von NAOs schlechter Gesundheit.

Der Gesundheitszustand von NAO zwang dazu, auf NAOs Materialität zu achten, darauf, woraus NAO besteht, und darauf, welcher Abnutzung sein Körper ausgesetzt ist. Diese Materialität und die Erkenntnis, dass alle Körper tatsächlich zerbrechlich sind, wurden im Laufe des Projektes zentral, als NAO Probleme hatte, hochzufahren. Durch den Prozess des Zine-Machens beschäftigten sich einige Teilnehmer mit der Frage nach der Sterblichkeit von Maschinen. Wenn es sich um eine kleine Maschine handelt, wie z. B. einen iPod, ist es möglich, die Maschine zu behalten, auch wenn sie nicht mehr nützlich ist oder ihren Zweck überlebt hat. Was geschieht jedoch, wenn große Maschinen ihren Nutzen überdauern? Die Stadt Montreal verlangt zum Beispiel, dass größere Elektronikgeräte in Ökozentren abgegeben werden, wo alte Geräte und Elektronik sicher entsorgt werden können. 

Was geschieht mit den NAO am Ende ihrer Lebensdauer? Diese Frage führte zu der unbequemen Antwort, dass es für Unternehmen manchmal billiger ist, ein Produkt zu ersetzen, als es zu reparieren. Die Workshops schlossen mit unbequemen, wenn auch ungewissen Vorstellungen über NAOs Schicksal. Genau diese Bedenken und andere affektive Auseinandersetzungen mit den Maschinen fanden ihren kreativen Ausdruck in der Herstellung der Zines und auch in dem Entstehen eines Gemeinschaftsgefühls. Das Heft ist ein Zeugnis der 'Fürsorge' für unsere nicht-menschlichen, maschinellen Freunde, die eine wichtige Rolle dabei spielen, unsere Welt lebenswert zu machen. 
 

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