Berlinale Blogger*innen
Rückblick auf die Berlinale 2024
Im Februar dieses Jahres hatten 15 Filmstudierende des Collège Maisonneuve die Gelegenheit, zur Berlinale nach Berlin zu fliegen. Im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Goethe-Institut Montreal haben sie sich bereit erklärt, uns ihre Eindrücke in der deutschen Hauptstadt in einer Reihe von Texten zu schildern.
Von Victoria Céasar, Léo Cecchetti und Albert Pomerleau
Eine unvergessliche Erfahrung
Bei der 74. Berlinale hatten wir die Gelegenheit, unveröffentlichte Filme aus einer Vielzahl von Ländern zu entdecken. Das Festival ermöglichte es uns, unser Wissen über Filme erheblich zu erweitern, vor allem dank der Vielfalt der gezeigten Werke. Tatsächlich bestand das Programm aus innovativen Filmen, die unsere Sicht auf das Kino, unsere Art, Filme zu verstehen und die Art und Weise, wie wir über sie diskutieren, auf den Kopf stellten.Wir stießen auch auf eher klassische, aber ebenso beeindruckende Filme. Diese Filme waren teils unterhaltsam, teils bewegend und meistens brillant gemacht. Wir waren unter anderem auch bei der Premiere des Spielfilms Comme le feu des aus Québec kommenden Regisseurs Philippe Lesage dabei. Dieses farbenfrohe Drama gehörte zu den Favoriten vieler Schülerinnen und Schüler. Mit seinen intensiven Dialogen und wunderbar konstruierten Wendungen stach Comme le feu auf dem Festival besonders hervor (siehe Filmkritik). Ebenfalls im kanadischen Kino hinterließ Intercepted, ein Film von Oksana Karpovych, einen bleibenden Eindruck aufgrund seiner genialen Art, die Invasion der Ukraine durch die russische Armee zu dokumentieren. Anrufe von Soldaten an ihre Angehörigen führen durch die Landschaften der vom Krieg verwüsteten Ukraine und offenbaren die grausamsten Ecken des Menschen. Intercepted ist ein verstörender, aber beeindruckender Film, der sich durch sein sehr originelles Konzept auszeichnet.
Neben den zahlreichen Filmvorführungen, die wir besuchen durften, hatten wir auch die Möglichkeit, an außergewöhnlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Einige Schülerinnen und Schüler nahmen zum Beispiel am Red Carpet Event des Films Mé El Aïn teil, da eine Schülerin von den Produzentinnen eine Einladung erhalten hatte. Sie hatten ein einzigartiges Erlebnis und durften sogar über den berühmten roten Teppich des Festivals vor dem Berlinale Palast laufen. Andere Schülerinnen und Schüler hatten auch das Glück, Martin Scorsese bei seinem Auftritt auf dem Teppich aus nächster Nähe zu sehen. Der berühmte Regisseur war anwesend, um seinen Goldenen Ehrenbären in Empfang zu nehmen. Diese Veranstaltung war für viele eine außergewöhnliche Erfahrung, wenn man bedenkt, wie wichtig der italienisch-amerikanische Regisseur für das zeitgenössische Kino ist.
Viel mehr als nur ein Filmfestival
Neben der Berlinale und den Filmen hatten wir die Chance, die wunderschöne Stadt Berlin zu entdecken und einige ihrer Geheimnisse durch zahlreiche Aktivitäten zu entschlüsseln. Wir hatten das Glück, mit Bianca, einer Streetart-Führerin der Organisation Good morning Berlin, eine Tour durch den Stadtteil Kreuzberg zu machen. In den drei Stunden, die wir mit ihr verbrachten, erfuhren wir viel darüber, was Berlin bei Tageslicht verbirgt. Selbst das, was wie einfache Tags aussah, war in Wahrheit der Beweis für eine geniale und einzigartige Kultur, die wirklich beeindruckend ist.Anschließend gingen wir in die Boros Collection, eine Galerie für zeitgenössische Kunst, um uns über Kunst auszutauschen. Diese Kunstsammlung, die in einem ehemaligen Bunker untergebracht ist, der während des Zweiten Weltkriegs bombardiert worden war, stieß nicht auf einstimmige Zustimmung. Da die Werke oft schockierend und sehr abstrakt waren, gingen wir, wie es bei zeitgenössischer Kunst häufig der Fall ist, mit geteilter Meinung heraus. Schließlich entschieden sich die meisten von uns für einen Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen, einem ehemaligen Konzentrationslager, das nur 30 Kilometer von Berlin entfernt liegt. Dort konnten wir mehr über eine der größten Tragödien der Menschheit erfahren. Der Besuch dauerte drei Stunden und war dank der Erzählkünste unseres Reiseleiters Chris sehr einprägsam. Wir verließen die Führung mit einem schweren Herzen, das von den Verbrechen der Vergangenheit geprägt war, und es war uns sehr bewusst, soeben eine unvergessliche Erfahrung gemacht zu haben.
Eine Veränderung, die den Austausch fördert
Unsere Erfahrung in Berlin hat uns auch die Möglichkeit gegeben, neue Bekanntschaften zu schließen und Menschen kennenzulernen, die unsere Leidenschaft, das Kino, teilen. Diese Begegnungen konnten wir durch einen Abend in der kanadischen Botschaft in Berlin sowie einen von der SODEC organisierten Abend machen. Diese Veranstaltungen waren einzigartige Gelegenheiten, in die Kultur eines Milieus einzutauchen, das uns begeistert.Die Abende gaben uns die Möglichkeit, uns mit Filmschaffenden auszutauschen und mit anderen Teilnehmenden über das Festival zu diskutieren. Diese Diskussionen waren sehr bereichernd, da sie uns die Möglichkeit boten, unsere Sicht auf das Festival und das Kino anhand der Meinungen anderer Filmbegeisterter zu vergleichen. Wir hatten auch das Glück, den Regisseur Philippe Lesage im Rahmen der Berlinale zu treffen. Einen Künstler dieser Größe zu treffen, nachdem wir seinen Film gesehen hatten, war eine einzigartige Erfahrung und besonders hilfreich für die Entwicklung unseres kritischen Denkens. Wir sprachen mit ihm auch über seinen Werdegang, was zu unserem Verständnis darüber beitrug, wie wir unsere Träume verwirklichen können.