Kapitel 3
Berlin-Alexanderplatz - Live im DDR-Fernsehen
![Alexanderplatz-Demonstration, Berlin, 4. November 1989 Alexanderplatz-Demonstration, Berlin, 4. November 1989](/resources/files/jpg867/demo-alex-formatkey-jpg-w320m.jpg)
„Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen“, sagt der Schriftsteller Stefan Heym und trifft damit die Stimmung der 500.000, die am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz die DDR-Führung zu einer politischen Neuorientierung auffordern.
Von Regine Hader und Dr. Andreas Ludwig
Die Künstler*innen verschiedener Ost-Berliner Theater rufen zu dieser Demo auf, warten auf die Demonstrant*innen. Währenddessen stehen die Menschen dicht aneinander in den Gängen der U-Bahnen – zwischen ihren Knien: die noch eingerollten Transparente und nach unten gehaltenen Plakate. Wie schon in den Wochen zuvor in Leipzig und anderswo sind sie fantasievoll, ironisch und drücken die unterschiedlichsten politischen Forderungen nach einer Reform des Sozialismus in der DDR aus. Mit Parolen wie „Mit dem Gesicht zum Volk“ und „130000 Stasiknechte haben keine Sonderrechte“ richten sich die Demonstrierenden direkt an die DDR-Führung. Bei der ersten genehmigten regimekritischen Demonstration erobern die Bürger*innen die Straße zurück – und der Staat erlaubt diesen Akt. Freiheit und Veränderung ziehen die Menschen in ihren Bann. Mehr als 20 Redner*innen, darunter auch offizielle Vertreter der DDR-Politik, analysieren die Lage ihres Landes und stellen ihre Forderungen. Es ist ruhig: Wohl niemals hörten Demonstrant*innen in der DDR auf einer Kundgebung so aufmerksam zu.
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