Kapitel 7
Die portionierte Grenze
Als Erinnerung behalten viele Mauerspechte „ihr Stück Mauer“. Was sie gerade noch begeistert aus dem Beton schlagen, ist ein paar Sekunden später schon kapitalisiert: Profis zerlegen die ehemalige Staatsgrenze und verkauften sie portioniert an Touristen und alle, die ihr Werkzeug vergessen haben.
Von Regine Hader und Dr. Andreas Ludwig
Im November des Jahres 1998 kostet das Mauerstück 5 DM.
Der Berliner Tagesspiegel berichtet über ein Abbruchunternehmer, der Betonsegmente der Mauer kauft, sie systematisch zerlegt, im Zweifelsfall nochmal die Sprühdose ansetzt und schließlich mit „Echtheitszertifikat“ auf den über Jahre nicht versiegenden Markt bringt. Auch heute noch kann man diese Souvenirs in Museumsshops erwerben – wo auch immer der Nachschub herkommen mag.