2 Stunden //
Basteln // Bauen // Papier
Vorkurs // Formenlehre // Gemeinschaft // Reduktion // Material // Balance
Kombinierbar mit Modul 1, 2
Benötigt werden:
Für die Falt- und Formübungen:
Papiere und Folien in verschiedenen Stärken und Farben,
Scheren
Lineale
Falzbeine
Locher
Bindfaden
Für die Experimente mit Materialien:
Papiere verschiedener Struktur und Stärke
Blätter
Gräser
Hölzer
Wolle
Stoffe
Schwämme etc.
Scheren
Klebestifte
Tape
Anleitung
In diesem Modul setzen sich die Teilnehmer*innen in Anlehnung an den Vorkurs mit verschiedenen Materialien auseinander. Mit farbigen Papieren in verschiedenen Stärken werden Faltübungen gemacht, in denen die Beschaffenheit des Papiers, die Entwicklung der Stabilität durch Faltungen und mögliche Formen erforscht werden. Mit einer bunten Sammlung von verschiedenen Materialien wie etwa Papier, Holz, Stoff, Wolle, Metall, Kunststoff, Blätter oder Gräser erfolgen weitere Experimente. Lassen sich die Materialien ertasten? Wie lassen sie sich miteinander zu neuen Objekten verbinden?
Am Bauhaus entwickelten die Studierenden im Vorkurs räumliche Strukturen, bei denen der Zusammenhang von Material, Konstruktion, Funktion und Herstellung im Vordergrund stand und auf bestmögliche Produktion bei minimalem Materialeinsatz und Energie- und Zeitaufwand abzielte. Mit diesem Modul werden diese Übungen im Ansatz aufgegriffen, die Teilnehmer*innen nähern sich den Materialien ähnlich wie im Vorkurs von Grund auf und erstellen ihre eigenen kleinen Objekte und Kunstwerke.
Schritt 1: Die Teilnehmer*innen werden aufgefordert, ein Faltpapier zu wählen und es zunächst auf seine Beschaffenheit zu überprüfen: wie fühlt sich die Oberfläche an? Wie sieht es aus mit Stabilität, lässt sich das Papier aufstellen, ohne zu kippen?
Schritt 2: Nun wird das Papier nach der Faltanleitung (siehe PDF unten) gefaltet. Es liegen ein paar Beispiele aus, an denen sich die Teilnehmer*innen orientieren können, je nach Alter und Schwierigkeitsgrad können simple oder auch komplexere Formen und Strukturen entstehen. Hierbei gilt es zu beachten, dass es um freie Übungen geht und nicht darum, eine bestimmte vorgegebene Form zu erreichen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Schritt 3: Nun wird das Papier erneut untersucht: Aus dem flachen Papier ist nun eine Struktur oder ein dreidimensionales Objekt entstanden. Wie verhält es sich nun mit der Stabilität? Wie wirken Licht und Schatten auf der Form? Wie verhalten sich andere Papiere oder Folien beim Falten? Wie könnte das Objekt noch erweitert werden?
Schritt 4: Um sich den weiteren Materialien zu nähern, werden die Teilnehmer*innen aufgefordert, die Augen zu schließen und kleine Materialproben zu ertasten. Wie fühlt sich Wolle in der Hand an? Und Stoff? Ein Stück Metall? Was ist weich, was fühlt sich kalt an, was passt sich der Bewegung der Hand an, was nicht?
Schritt 5: Nun können aus den einzelnen Materialien eigene Objekte oder Collagen gefertigt werden, bei denen die Teilnehmer*innen besonders darauf achten sollen, wie sich die verschiedenen Materialien und Oberflächen zusammenbringen lassen.
Schritt 6: Wenn die Objekte fertig sind, werden sie auf einem Display (ein Sockel, ein Tisch oder Regal) arrangiert und im Workshop-Raum (z.B. in der Bibliothek) präsentiert. Sie ergeben eine kleine Kollektion von Bauhaus Dingen, die durch weitere Workshops ergänzt werden kann.
Option: Die Teilnehmer*innen können für die Kollektion von Bauhaus Dingen ebenfalls auf die Bastelbögen von Modul 01 oder die Licht & Schatten Skulpturen von Modul 02 zurückgreifen.
Der Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus mit dem Anspruch, Kunst und Handwerk zu verbinden. Ziel der Schule war die Ausbildung eines neuen Künstlertypus, der Produkte im Bereich Design und Architektur verbinden sollte, welche sich für die industrielle Massenproduktion eigneten. Die Schule trat mit der Idee an, Lebensvorgänge und somit die Gesellschaft insgesamt gestalten zu wollen, das Schaffen von Gesamtkunstwerken durch gemeinschaftliche Arbeit stand dabei im Fokus. Gleichzeitig waren Interdisziplinarität und experimentelles Ausprobieren entscheidende Komponenten der pädagogischen Ausrichtung.
Zu Beginn der Ausbildung am Bauhaus absolvierten alle Studierenden einen einsemestrigen Vorkurs, der auf pädagogisch neue und experimentelle Weise den Umgang mit Materialien sowie gestalterische Grundprinzipien vermittelte. Die Studierenden entwickelten räumliche Strukturen, bei denen der Zusammenhang von Material, Konstruktion, Funktion, Herstellung und Material im Vordergrund stand und auf bestmögliche Produktion bei minimalem Materialeinsatz und Energie- und Zeitaufwand abzielte.
Der Schweizer Maler und Kunstpädagoge Johannes Itten konzipierte den Vorkurs am Bauhaus in Weimar. Für ihn bildete das individuelle Empfinden, subjektive Erkennen und objektive Erfassen die Basis für kreatives Gestalten. In seinem Unterricht als Leiter des Vorkurses (1919–1923) standen Natur- und Materialstudien sowie die Farb- und Formenlehre im Vordergrund, ferner waren Analysen alter Meister sowie das Aktzeichnen Bestandteil seines Unterrichts. 1923 verließ Itten das Bauhaus und László Moholy-Nagy übernahm 1923 die Leitung des Vorkurses, den er gemeinsam mit Josef Albers führte. Moholy-Nagy verlegte den Schwerpunkt von künstlerischen auf technische Fragen. Er übernahm die Pädagogik Ittens, indem er die Schüler selbstständig Materialübungen durchführen ließ. Doch wollte er nicht die reine Individualität seiner Schüler fördern, sondern sie systematisch in einer Synthese der Sinne an die Vermittlung technischer Grundlagen wie Statik, Dynamik und Gleichgewicht heranführen. 1928 wurde Josef Albers offizieller Leiter des Vorkurses. Er ließ mit einfachen Werkzeugen die Materialeigenschaften verschiedener Stoffe wie Metall, Holz und Papier untersuchen und legte einen besonderen Fokus auf die Darstellung und Wirkung von Licht, Schatten und Perspektive.