Werkstatt // Makerspace
Recycling // Upcycling // Möbel aus Karton // Verpackung // Werken
Produktdesign // Gestaltung // Möbeldesign // Marcel Breuer // Ludwig Mies van der Rohe
Benötigt werden:
DIN-A4-Papier
DIN-A3-Papier
Millimeterpapier
stabiler Wellpappe Karton, ca. 4m2 pro Möbel
Bleistifte
Lineal
Zollstock
Schere
Cutter
Schneideunterlage
Schneideschiene
Schleifpapier
Holzleim
Tape
Anleitung
In diesem Modul bekommen die Teilnehmer*innen einen Einblick in die Grundlagen der Gestaltung von Gebrauchsobjekten im Bauhaus. Auch wenn Design am Bauhaus nicht als eigenständiges Fach unterrichtet wurde erfolgte die Ausbildung in den Werkstätten wie der Weberei oder Tischlerei, wo die praktische Arbeit mit theoretischen Gestaltungsfragen verknüpft war. Das Schaffen von Gesamtkunstwerken durch gemeinschaftliche Arbeit stand dabei im Fokus. Spätestens mit dem von Walter Gropius 1923 proklamierten Motto Kunst und Technik – eine neue Einheit stand die Gestaltung von Prototypen für die industrielle Produktion im Vordergrund. Gestaltungsfragen sollten durch eine genaue Analyse der Problemfelder und Materialien erörtert werden.
Nach der Auseinandersetzung mit Design-Klassikern des Bauhaus werden die Teilnehmer*innen ihre eigenen Sitzmöbel entwerfen und umsetzen, eventuell in Kooperation mit einem lokalen Makerspace, einer Werkstatt einer Hochschule für Gestaltung, oder in einem geeigneten Werk- oder Bastelraum.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit Material. Anstatt auf klassische Materialien wie Holz oder Kunststoff zurückzugreifen, steht hier die Idee des umweltfreundlichen Upcyclings im Vordergrund. Es wird auf Wellpappe zurückgegriffen, ein leichtes Material, das die Teilnehmer*innen aus dem täglichen Gebrauch als Verpackungsmaterial kennen. Im Idealfall können bereits vorhandene Wellpappen recycelt werden, etwa von Verpackungen von anderen Möbeln, Elektrogeräten oder Umzugskartons.
Schritt 1: Die Teilnehmer*innen setzen sich mit dem Leitsatz „form follows function“ auseinander und betrachten gemeinsam Bilder von bekannten Bauhaus-Möbeln und Gebrauchsobjekten. Sie untersuchen die damals gebräuchlichen Materialien auf Funktion, Umweltparameter und Produktion und diskutieren über die Materialfrage aus heutiger Sicht, mit Rücksicht auf Ressourcen, Kompostierbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Beschaffenheit, Gesundheit und Preis. Die Idee des Recyclings und Upcyclings soll in die Praxis umgesetzt werden, deswegen wird das Material Karton bzw. Wellpappe auf die Beschaffenheit untersucht.
Schritt 2: Die Teilnehmer*innen skizzieren nun – individuell oder in kleinen Gruppen – erste eigene Ideen von simplen Möbeln, dabei soll auf Funktion, Form, Statik und die Umsetzbarkeit mit dem Material Karton geachtet werden.
Schritt 3: Nach der gemeinsamen Besprechung der Entwürfe wird ein finaler Entwurf pro Gruppe ausgewählt und die statische Umsetzung geplant (mit gesteckten Querstreben zur Stabilisierung). Hierfür werden die einzelnen benötigten Elemente ermittelt, skizziert und ausgemessen.
Schritt 4: Nun werden aus Papier Schablonen für alle verschiedenen benötigten Elemente im 1:1 Maßstab ausgeschnitten, die im nächsten Schritt auf den Karton übertragen werden.
Schritt 5: Mit Hilfe eines Cutters und einer Schneideschiene werden die Elemente vorsichtig auf der Schneideunterlage ausgeschnitten, unter Aufsicht und mit der Hilfe von der Workshopleitung.
Schritt 6: Wenn alle Elemente ausgeschnitten sind, werden die Steckschnitte ergänzt. Hier muss besonders präzise gearbeitet werden, damit am Ende auch alles stabil ist.
Schritt 7: Nun werden die einzelnen Elemente zusammengesteckt. Raue Kanten können leicht abgeschliffen werden.
Schritt 8: Je nach Entwurf und Möbel fehlt nun noch eine Verkleidung. Die kann aus dem gleichen Karton zusammengesetzt werden. Ist die Form abgerundet, greift man besser auf eine einfache Wellpappe zurück. Die Verkleidung könnte mit etwas Holzleim und Tape fixiert werden, dann ist ein schneller Auf- und Abbau jedoch nicht mehr möglich. Fertig ist das Möbelstück!
Der Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus mit dem Anspruch, Kunst und Handwerk zu verbinden. Ziel der Schule war die Ausbildung eines neuen Künstlertypus, der Produkte im Bereich Design und Architektur verbinden sollte, welche sich für die industrielle Massenproduktion eigneten. Die Schule trat mit der Idee an, Lebensvorgänge und somit die Gesellschaft insgesamt gestalten zu wollen. Das Schaffen von Gesamtkunstwerken durch gemeinschaftliche Arbeit stand dabei im Fokus. Gleichzeitig waren Interdisziplinarität und experimentelles Ausprobieren entscheidende Komponenten der pädagogischen Ausrichtung.
Zu Beginn der Ausbildung am Bauhaus absolvierten alle Studierenden einen einsemestrigen Vorkurs, der auf pädagogisch neue und experimentelle Weise den Umgang mit Materialien sowie gestalterische Grundprinzipien vermittelte. Die Studierenden entwickelten räumliche Strukturen, bei denen der Zusammenhang von Material, Konstruktion, Funktion und Herstellung im Vordergrund stand und auf bestmögliche Produktion bei minimalem Materialeinsatz und Energie- und Zeitaufwand abzielte.
Text von Flora Selunka zur Bauhaus Sparte Produktgestaltung/Design:
„Geometrisch, schwarz-weiß, industriell – so sieht in der Vorstellung vieler das 'Bauhaus-Design' aus. Besonders die Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer sind als Designklassiker in die Geschichte eingegangen. Design wurde am Bauhaus nicht als eigenständiges Fach unterrichtet. Die Ausbildung erfolgte vielmehr in einer der Werkstätten wie der Weberei oder Tischlerei, wo die praktische Arbeit mit theoretischen Gestaltungsfragen verknüpft war.
In der Anfangszeit der Schule war der Bezug zur handwerklichen Arbeit unverkennbar. In den Werkstätten entstanden vor allem handgemachte Einzelstücke, die sich inzwischen zu 'wertvollen' Kunstwerken entwickelt haben. Spätestens mit dem von Walter Gropius 1923 proklamierten Motto Kunst und Technik – eine neue Einheit stand die Gestaltung von Prototypen für die industrielle Produktion im Vordergrund. Gestaltungsfragen sollten durch eine genaue Analyse der Problemfelder und Materialien erörtert werden. So entstanden neben den Stahlrohrmöbeln auch andere erfolgreiche Produkte wie Lampen für die Firma Kandem oder Tapetenmuster für die Firma Rasch. Das Entwerfen von Prototypen führte zu Diskussionen über das Verständnis von Autorschaft und der Beziehung zwischen Kunst und Design. Damit einhergehend kam es oft zu Konflikten um Patente und Lizenzen, da sowohl die Designer*innen als auch das Bauhaus Urheberrechte anmeldeten.
Hannes Meyer betonte mit seinem Ausruf Volksbedarf statt Luxusbedarf den sozialen Anspruch von Gestaltung, den er durch erschwingliche Produkte aus dem Bauhaus verwirklichen wollte.
Die professionelle Vermarktung der Bauhausprodukte war nicht nur für die wirtschaftliche Existenz, sondern auch für die Bekanntheit der Schule von entscheidender Bedeutung. Sie beinhaltete auch die Gestaltung jeglicher Schrifterzeugnisse des Bauhauses: von eigenen Publikationen bis hin zum Briefkopf oder dem Abschlussdiplom. Sogar die deutsche Rechtschreibung wurde umgestaltet: 'wir schreiben alles klein, denn wir sparen damit zeit'.“