Berlinale-Blogger 2017
Eine universelle Liebesgeschichte
Der Film „Call Me by Your Name“ von Luca Guadagnino ist 2017 auf der Berlinale der einzige italienische Film und es ist schade, dass er nicht im Wettbewerb läuft.
Sommer 1988, ein nicht näher benanntes Dorf in Norditalien: Die Familie des siebzehnjährigen Elios erwartet die Ankunft von Oliver, einem amerikanischen Studenten. Dieser wird einige Wochen bei ihnen verbringen, um seine Postdoktorandenarbeit abzuschließen. Elios Vater ist ein bekannter Universitätsdozent. Zwischen den beiden jungen Männern entwickelt sich trotz des Altersunterschieds langsam eine Freundschaft, aus der bald mehr wird.
Call me by your name in der Reihe Panorama Special ist der einzige italienische Beitrag auf der diesjährigen Berlinale. Wenn man sich jedoch die Namen der Hauptdarsteller (Arnie Hammer, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg und Esther Garrel) oder die Vorlage (der Roman des ägyptisch-amerikanischen Schriftstellers André Aciman) vergegenwärtigt, dann ist dieser Film vielleicht auch der am wenigsten italienische Film, der je auf der Berlinale gezeigt wurde. Guadagnino hat sich einen eigenen Stil in der Welt des Kinos erarbeitet. „Ich fühle mich sehr italienisch und gleichzeitig sehr europäisch“, hat er uns nach der Vorführung seines Films erzählt.
Vom Einzelfall zum Universellen
Und das nicht nur, weil die Musik von Call me by your name von dem Liedermacher Sufjan Stevens kommt oder weil seine beiden vorangegangenen Arbeiten I Am Love und A bigger Splash mit der befreundeten Tilda Swinton in einer der Hauptrollen in weiten Teilen der Welt vertrieben wurden. Guadagnino schafft es, vom Einzelfall (sei es das Umfeld Italien oder das Thema Liebe zwischen zwei jungen Männern) zum Universellen zu gelangen. Die selbe Geschichte von der aufkeimenden Leidenschaft zwischen zwei heterosexuellen jungen Männern hätte überall gedreht werden können.Das emotionale Erlebnis des Zuschauers geht über die Geschichte und die Personen hinaus. Im Zentrum von allem stehen das Begehren und das Wissen um einen selbst und die eigenen Grenzen, die man, wenn sich die Gelegenheit bietet, überschreiten möchte, um sich richtig frei zu fühlen. Und das passiert einem im Laufe der Jahre immer wieder. Die letzten Bilder von einem in eine Winterlandschaft eingebetteten Haus und die Rede von Elios Vater zum Schluss unterstreichen das nur und hinterlassen bei uns beim Hinausgehen das Gefühl, dass wir die Geschichte, die wir gerade auf der Leinwand gesehen haben, schon einmal selbst erlebt haben. Das geht einem nicht bei jedem Film so. Das ist großes Kino.