Berlinale Blogger*innen 2024
Spotlight auf das indische Kino
Mit einem abwechslungsreichen Mix aus Arthouse- und Mainstream-Filmen sowie anderen Formen der visuellen Kunst macht die Berlinale 2024 ihrem Ruf alle Ehre! Im Rahmen des Festivals flimmert zudem eine vielversprechende Auswahl indischer Lang- und Kurzfilme über die Kinoleinwände der Stadt.
Von Prathap Nair
Der rote Teppich liegt schon bereit auf dem sonst von Geschäftsleuten und nun auch von überlebensgroßen Bärenfiguren bevölkerten Potsdamer Platz, der derzeit im festlichen Lichterglanz erstrahlt. Trotz der üblichen spätwinterlichen Kälte des Berliner Februars gibt es allen Grund zu feiern, denn Europas wichtigstes Publikumsfestival – die Berlinale – empfängt Filmschaffende und Filmfans aus aller Welt. Zehn Tage lang präsentieren Festivalkinos in der ganzen Stadt zahlreiche Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme.
Ein Fest wagemutiger künstlerischer Ausdrucksformen des Weltkinos
Die Berlinale startet – als wichtiges Festival für die US-Filmindustrie – in diesem Jahr kurz nach Beendigung zweier großer Streiks der Gewerkschaften der Drehbuchautor*innen und Schauspieler*innen (SAG und WGA) in Hollywood. Der European Film Market (EFM) als Ort für internationale Deals verspricht in diesem Jahr geschäftig zu werden. Außerdem steht das Festival unter dem Eindruck des Krieges in Gaza und der damit verbundenen geopolitischen Verwerfungen.
Eine reichhaltige Auswahl aus Indien
Auch wenn die Sektion Forum keine Preise vergibt, können die hier präsentierten Filme zahlreiche Auszeichnungen unabhängiger Jurys verschiedener Organisationen gewinnen. Die renommierte Sektion feiert das Werk wagemutiger Filmschaffender und hatte bereits Autor*innenfilme von Chantal Akerman, Jim Jarmusch, Aki Kaurismäki, Ken Loach, Derek Jarman und Wong Kar-Wai im Programm. Kottukali und In the Belly of a Tiger stellen sich zusammen mit Werken aus Italien, Georgien, Japan, Senegal, Lettland, Deutschland, Malaysia, Südkorea und vielen anderen Ländern dem kritischen Blick eines anspruchsvollen Filmpublikums.
In der Festivalsektion Encounters, die ästhetisch gewagte Arbeiten unabhängiger Filmschaffender zeigt, präsentiert Regisseur Raam Reddy seinen Film The Fable, der gute Chancen auf die goldene Bären-Plakette im Wettbewerb hat. Die Filme in dieser Sektion behandeln düstere Themen – beispielsweise in einem Drama über Migrant*innen in Brasilien, einer Dokumentation über eine Gruppe militanter Klimaaktivist*innen in Frankreich oder einer Dramödie über die komplexen Beziehungen zwischen einer Palliativpflegerin und ihren Patient*innen.
In diese Auswahl kontroverser Sujets fügt sich The Fable perfekt. Reddy erlangte bereits mit seinem Kannada-Indie-Sleeper-Hit Thithi Bekanntheit. In The Fable kombiniert er – am Schauplatz des Films hoch oben im Himalaja – auf beeindruckende Weise bildgewaltige Einstellungen brennender Obstplantagen mit der verstörenden Geschichte einer Familie, die sich ihren eigenen Wahrheiten stellt. Ein Film mit Manoj Bajpayee, Priyanka Bose, Deepak Dobriyal, Tillotama Shome und Hiral Sidhu.
Regisseurinnen führen bei indischen Kurzfilmen
In der Zeit vom 15.-25. Februar verspricht die Berlinale, mit öffentlichen Filmvorführungen und Gelegenheiten für einen lebendigen Austausch zwischen Filmfans und Filmschaffenden ein echtes Publikumsfestival zu werden.
Über den Autor
Der freie Kulturjournalist Prathap Nair lebt in Düsseldorf und berichtet für namhafte indische Medien über die Berlinale.