Reden über
Maskulinität und
Macht
Keynotes
„Männliche Dominanz unter Druck. Wandel und Beharrlichkeit hegemonialer Männlichkeit“ von
Michael Meuser
Vor dreißig Jahren kam der französische Soziologe Pierre Bourdieu zu der Feststellung, dass männliche Dominanz sich nicht mehr in ihrer selbstverständlichen Art behaupten würde. Sie existiere zwar noch, werde aber zunehmend hinterfragt und als bedroht wahrgenommen. Es handele sich um etwas, das verteidigt oder gerechtfertigt werden müsse. Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern und auf welche Weise das Ideal der hegemonialen Maskulinität einerseits seine selbstverständliche Legitimität verloren hat, andererseits weiterhin als Orientierungsmuster präsent und effektiv bleibt und in manchen Fällen bewusst wiederhergestellt werden soll. Darüber hinaus wird die Frage gestellt, ob neben dieser hegemonialen Maskulinität neue Männlichkeitspositionen zum Vorschein kommen.
„
Männer hinter Gittern: Patriotische Maskulinität in Zeiten kolonialer Gefängnisstrafen“
von
Sumathi Ramaswamy
Am Beispiel von Darstellungen über die Gefängnisaufenthalte dreier Männer—Khudiram Bose, Bhagat Singh und Mahatma Gandhi—die sich alle für längere Zeitperioden in den, wie Gandhi sie nannte, ,,Hotels Seiner Majestät” aufhielten, beschäftigt sich dieser Vortrag mit den Methoden, durch die das koloniale Gefängnis als Ort für die Produktion einer bestimmten ,,patriotischen” Männlichkeit visualisiert wurde. In solchen Abbildungen wird der patriotische Gefangene des Kolonialstaates als der männlichste aller Männer dargestellt, der sich der unvermeidbaren Erniedrigung und Entmannung durch den Gefängnisaufenthalt unter britischer Herrschaft in Indien verweigert. Manchmal stoisch, zeitweise unbeugsam und bisweilen lächelnd angesichts des unumgänglichen Todes zeigen diese Personen, wie ,,echte” Männer Orte des Schreckens und der alltäglichen Demütigung in Räume der Beherrschung und des Triumphs verwandeln. Während das koloniale Gefängnis durch die Werke massenproduzierter Kunst ästhetisiert wurde, bedienten diese Bilder ein neues nationalistisches Imperativ, demnach ,,ins Gefängnis gehen” einer patriotischen Pflicht für alle guten Männer gleichkam, die zudem mit Vergnügen ausgeführt werden sollte.