Marius Land
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Marius Land, 1989 in Witten geboren, studierte visuelle Kommunikation an der FH Potsdam, bevor er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig sein Diplom in der Klasse für Fotografie abschloss und seitdem als freischaffender Künstler und Grafiker in Berlin lebt.
 
Marius Land © Florian Glaubitz In seinen Arbeiten beschäftigt sich Marius mit der Repräsentation und Ordnung der Warengesellschaft anhand ihrer alltäglichen Reste.
"Where there is system, there is dirt“ (Mary Douglas). Das Unbekannte und Nicht-Beherrschbare steht immer vor den Toren. Egal wie eng wir die Grenzen ziehen, es gibt immer Objekte, die diese überschreiten, indem sie sich unserer Übersicht entziehen. Latente Objekte, die gerade noch eine Funktion hatten und plötzlich funktionslos, einfach vor uns liegen. Die für den Moment deplatziert, fremd und willkürlich werden, wenn wir nicht mehr auf sie zeigen können, um zu sagen, dies ist genau dieses und jenes. Mit diesen anderen Unbekannten zu leben ist eine Frage der Perspektive. Unsicherheit und Potential.
 
Marius beschäftigt sich theoretisch und praktisch mit der Frage, wie man dem Begriff der Störung, des Abfalls und des Chaotischen anders begegnen kann, als ihn eindimensional nur als Fehler in einer kapitalistischen Wertelogik zu begreifen. Die ästhetischen Potentiale des Unfertigen und Zufälligen werden durch Bild-, Text- und Objektmontagen in neue Zusammenhänge gebracht. Reagieren. Alltägliche Überreste als produktive Unschärfe zwischen funktionalisierten und damit starren Räumen. Umwege. Unordnung. Navigieren im Fremden. Staying with the trouble.
 
Für die bangaloREsidency möchte sich Marius mit der alltäglichen Umnutzung von Objekten, dem indischen Jugaad beschäftigen. Dieser Begriff bezeichnet die kulturell tief verwurzelte Praxis des Bastelns. Das Entwickeln von individuellen und provisorischen Lösungen, die sich nach dem richten was wir haben und nicht nach dem was wir zur Lösung noch bräuchten. Oszillierend zwischen dem Mangel sachgemäße Lösungen produzieren zu können, wobei gerade dies die größte Qualität zu sein scheint. Ein Zugriff auf die Umwelt, der nicht auf der strikten Unterteilung in funktionale Kategorien (Ware und Abfall, Wert und Störung) beruht, sondern eine unscharfe Grenze dazwischen zulässt und die Frage danach, was wir von diesem sich treiben lassen lernen können. Die Dinge provisorisch stehen lassen zu können und mit dem umzugehen, was gerade da ist.
 
Marius Lands Arbeiten wurden in verschiedenen Kontexten und Orten gezeigt.
Als Teil seiner künstlerischen Praxis versteht er die Arbeit im Dialog. Marius ist Teil des Galeriekollektivs KASKL in Berlin und arbeitet als künstlerisch-pädagogischer Mitarbeiter für den deutschen Jugendfotopreis. Gemeinsam mit Moritz Freudenberg initiierte er ein Workshop-Projekt in Tbilisi, Georgien, im Rahmen einer durch den DAAD geförderten Residenz bei GeoAIR.
 

Abschlussbericht