Wer frisst wen?
© Tobias Daemgen
Meine ersten Eindrücke lassen mich konfus zurück. Es ist Bengaluru, Indien, die Gartenstadt, aber es ist die Hölle einer Stadt und der Himmel der Pflanzen oder war es umgekehrt?
Bangalore ist wahnsinnig grün. Ich bin verliebt in diese urwaldartige Vegetation von der man nicht so recht weiß, ob sie von der Stadt gefressen wird oder ob sie die Stadt frisst.
© Tobias Daemgen
Diese Bäume hier sind göttliche Giganten. Nicht jedermanns Sache aber mich erstaunt es sehr. Dagegen ist die gewaltigste deutsche Eiche brav. Sie lassen mich das Gewicht der Zeit spüren…, vor ihnen bin ich ein Kind. Eine nervöse Spore, die für einen kurzen Moment über den Planeten geweht wird, während sie gemächlich an ihrem Ort überdauern und ihre Arme in aller Ruhe in die Ewigkeit strecken…
Fried as a bird
Buzzing, bristling, humming, honking. Hey! What are you looking for? Two fifty! Two fifty, sir! Never resting. Nearly bursting. Beep, beep, hoot, honk. Careful sir! Never stopping. Hoot, hoot, honk, beep. Whirling, running. Never stopping. In every possible direction. Gliding, shifting, drifting. Hoot, honk, honk. Go with it! Moving. moving. Slow, slow, faster! Beep, beep! Fast! Slow, slow. And fast again. Hoot, hoot. Honk, honk. Flow with it but don’t you ever dare to hesitate… unless you are a cow…
Oh, oh, Bengaluru!
Stadt des unbegrenzten Wachstums, Stadt des unendlichen Zerfalls. Die ersten Tage sind vorüber aber lassen mich noch immer verwirrt zurück. Konstanter Kollaps ist deine Entwicklung. Strände aus Müll zerteilt von Fluten des Verkehrs. Ungezähmte Megastadt, bist du die Zukunft? Selbst regulierendes System das übernimmt oder ausbreitendes Krebsgeschwür das seinen Wirt verschlingt? Wie versteht man die Schönheit eines Tumors?
Schlange zerteilt
© Tobias Daemgen
Unbekannter Mann: „Sir, ist alles gut?“
Ich: „Uhm, nein. Ich denke ich verpasse meinen Flug. Dreißig Minuten noch und ich steh hier zähfließend in endloser Reihung.“
Unbekannter Mann: „Das tut mir Leid, wussten Sie´s nicht?“
Ich: „Doch, doch, mehr als zwei Stunden zuvor kam ich hier an, um diese Schalter zu passieren aber die Sicherheit war da ganz anderer Meinung. Maschinengewehr auf und ab draußen im Flur vor meiner kleinen Hinterzimmertür. „Was ist denn das? Und wofür ist bitte jenes? Was ist das Wert? Und wo zur Hölle wollen Sie damit bitte eigentlich hin?“
Unbekannter Mann: „Oh, es tut mir Leid, das von Ihnen zu hören, bitte treten Sie vor! Nach Ihnen, ich bin nicht spät.
Ich: „Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen! Ich nehme an, ich werde den Flug noch immer verpassen aber der Glaube an die Menschheit ist repariert!“
Unbekannte Frau: „So schaffen Sie´s nicht. Hören Sie zu, all diese Leute hier, schauen Sie sich um, Sie sind in Indien, sie sind umsichtige Menschen, sie werden es verstehen.“
Ich: „Meinen Sie? Ich bin aus Deutschland, verscherzen Sie´s sich nicht mit der heiligen Schlange!“
Unbekannte Frau: „Na, los! Versuchen Sie´s!“
Ich: „Sind Sie sich sicher?“
Unbekannte Frau: „Sicher, seien Sie nicht schüchtern!“
Ich: „Entschuldigen Sie Mister?!“
Zweiter unbekannter Mann: „Sicher! Kreuzen Sie am besten all diese Linien.“
Ich: „Dankeschön!“
Lautsprecheransage: „Letzter Aufruf für Flug LH0755 nach Frankfurt. Das Gate schließt in fünf Minuten.“
Ich: „Entschuldigen Sie, ich wurde aufgehalten von …“
Dritter unbekannter Mann: „Kein Problem, los schnapp dir den Flug!“
Ich: „Danke! Entschuldigen Sie, ich…“
Zweite unbekannte Frau: (Nickt und tritt zur Seite)
Ich: „Ich wurde…“
Dritte unbekannte Frau: „…“
Ich: „Danke vielmals!“
Vierter unbekannter Mann: „…“
Ich: „…“
(Die Szene geht weiter bis Ich die gesamte Warteschlange kreuze ohne eine einzige Beschwerde der anderen Wartenden.)