Revisionsgericht

Revisionsgericht

  • Baujahr: 1933–35
  • Ort: Bakanliklar, Ankara
  • Heutige Funktion: Kassationshof
  • Architekt: Clemens Holzmeister

Das dreigeschossige, U-förmige Bauwerk aus sich über einem Kellergeschoss erhebenden Baukörpern konzipiert. Dem im südlichen Schenkel des U gelegenen Abschnitt ist ein vertikaler Gebäudeteil aufgesetzt. Ein weiterer, in Längsrichtung verlaufender Gebäudeabschnitt mit zylindrischem Aufsatz und Vorsprüngen an drei Seiten teilt den großen Innenhof. Die Räume in den langgestreckten Blöcken liegen entlang eines Korridors, der durch die auf Balkone führenden Öffnungen an den beiden Stirnseiten Licht erhält.

Hohe, mit Stein verkleidete Pfeiler, die oben durch Querbalken miteinander verbunden sind, bilden einen Portikus, zu dem eine Treppe hinaufführt. Durch diese Annäherung an den deutschen neoklassizistischen Stil unterscheidet sich das Bauwerk wesentlich von den anderen Ministerialbauten. In den Seitenabschnitten der Hauptfront tritt im ersten Stockwerk jeweils mittig ein neunachsiger Abschnitt als Vorsprung hervor. Die Fenster in den Vorsprüngen sind zwischen vertikal verlaufenden Vertiefungen eingebettet. Solche Vertiefungen zwischen den Fenstern sind auch an anderen Gebäudeabschnitten des Bauwerks zu sehen. Im Vergleich zu den früher gebauten Ministerialgebäuden wirken die Fassaden und Gebäudeteile dieses letzten von Holzmeister im Regierungsbezirk errichteten Bauwerks durch ihre Vor- und Rücksprünge und die tiefen Kanneluren viel belebter und weisen auf eine intensive Beschäftigung mit diesem Bau hin.

Je nach der Bedeutung der einzelnen Bereiche wurden unterschiedliche Baumaterialien verwendet. So sind zum Beispiel der Boden des zweigeschossigen Eingangsbereiches, die Wände bis zu den Decken und die massiven Treppengeländer mit weißem Marmor verkleidet. Um die eher kalte Wirkung von zu viel Marmor zu vermeiden, wurden in den Korridoren der Seitenflügel Fliesen und als Bodenbelag für die Balkone Mosaiksteine gewählt. An den Fassaden sind die Umrahmungen der Fenster und Türen, die Pfeiler im Eingangsbereich, das Kellergeschoss sowie die Vorsprünge in den oberen Stockwerken der einzelnen Gebäudeteile aus Ankara-Stein (Andesit), der Rest ist mit Spritzputz verputzt. Das Walmdach verbirgt sich hinter den Brüstungen der einzelnen Gebäudeteile. Das bemerkenswerte, aus Quadraten zusammengesetzte Eisengitter vor den Fenstern im Kellergeschoss findet sich auch bei der Emlak Kredit-Bank, die vom Architekten im gleichen Jahr entworfen wurde.

Goethe-Institut Ankara
2010