Zentralbibliothek Köln
„Mir macht es Spaß, Dinge herzustellen“
Jan F. ist Schüler und nutzt die Kölner Zentralbibliothek seit seiner Kindheit. In den letzten Jahren pendelt er vor allem zwischen dem 3-D-Drucker und den Regalen mit der Informatik-Literatur.
Ich interessiere mich für Informatik und mache gerne bei Events wie Chaos macht Schule des Chaos Computer Clubs oder Jugend hackt mit. Da geht es darum, eigene Produkte zu entwickeln, und dazu braucht man auch die entsprechende Hardware. Dann las ich in einer Broschüre, dass die Kölner Zentralbibliothek einen Makerspace mit 3-D-Druckern besitzt – genau das Richtige für meine Projekte.
Mit Hilfe einer 3-D-Software animiere ich mechanische Komponenten für Geräte, denen ich danach durch einen kleinen Mikro-Controller und Elektronik Leben einhauchen kann. In der Bibliothek habe ich als erstes die Bestandteile für einen automatisierten Greifarm gedruckt; in diesem Fall konnte ich die dafür nötige Datei aus einer Datenbank herunterladen. Den Entwurf für einen menschlichen Finger habe ich selbst programmiert und hier vor Ort aufgespielt.
Mir macht es großen Spaß, Dinge selbst herzustellen und dann zu sehen – es funktioniert! Ich habe wenig Zeit, aber wenn ich welche übrig habe, bin ich hier in der Bibliothek. Meistens komme ich samstags her oder in den Ferien. Den 3-D-Drucker nutze ich seit zwei Jahren, außerdem spiele ich gerne auf dem E-Piano.
Es gibt auch 3-D-Brillen, mit denen man sich in die Virtual Reality hineintasten oder VR-Spiele ausprobieren kann. In der virtuellen Realität passt sich das Bild der eigenen Kopfbewegung an, man befindet sich quasi in einer anderen Welt. Gerade bei 3-D-Spielen ist das ein tolles Erlebnis, es wirkt alles sehr real. Mir wird dabei leider schnell übel.
Die Geräte im Makerspace kann jeder nutzen. Es gibt zwar Einführungskurse, doch im Grunde braucht man nicht viel Vorwissen, um den 3-D-Drucker zu bedienen: Rechner hochfahren, als Makerspace-Benutzer einloggen, Dateien aufspielen oder herunterladen – und loslegen. Mit der Software des 3-D-Druckers kann man seine Objekte in einer virtuellen 3-D-Umgebung platzieren und bei Bedarf etwa die Größe verändern. Die Software berechnet dann, wie lange das Drucken dauern wird.
Der Drucker selbst funktioniert im Wesentlichen wie eine Heißklebepistole: Oben wird ein Plastikstreifen eingeführt und unten kommt geschmolzenes Plastik heraus. Das wird dann in vielen Ebenen übereinander gesetzt, bis das Objekt fertig ist. Im Moment ist das für mich noch ein Hobby, aber ich kann mir vorstellen, nach der Schule Informatik zu studieren. Mein aktuelles Projekt ist ein Fahrgestell für einen größeren Roboterarm, mit dem sich dieser in alle Richtungen bewegen kann. Dazu braucht man besonders geformte Räder. Die sind aber sehr teuer, da sie meist nur in technischen Bereichen zur Anwendung kommen.
Das Drucken selbst dauert manchmal mehrere Stunden, dann laufe ich zwischen dem Makerspace in der vierten und der Informatik-Buchabteilung in der ersten Etage hin und her. Man sollte immer mal wieder ein Auge darauf haben, ob auch alles richtig funktioniert. Leider kann das Gerät nicht farbig drucken, da müsste man tricksen, den Druck zwischendurch abbrechen und einen neuen Plastikstreifen einführen. Das ist aber nur eine theoretische Möglichkeit und wird nicht empfohlen. Trotzdem finde ich den 3-D-Drucker qualitativ richtig gut. Es könnte natürlich mehrere 3-D-Drucker geben. Früher konnte man so lange drucken wie man wollte. Um den Drucker jetzt für maximal zwei Tage zu reservieren, muss man sich etwa zwei Wochen vorher anmelden.
Die Zentralbibliothek der Stadt Köln beherbergt neben zigtausend Medien und verschiedenen Literatur-Archiven auch den „Makerspace“ für Selbermacher mit 3-D-Druckern, Virtual-Reality-Brillen, einem elektrischen Piano und einer Premium-Nähmaschine. Die Nutzung ist frei, es gibt regelmäßig einführende Workshops zu den einzelnen Geräten. 2015 wurde die Stadtbibliothek Köln zur deutschen Bibliothek des Jahres gewählt.
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