Buchvorstellung von Ronen Steinke
„Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“ und „Der Muslim und die Jüdin“
In seinem Buch „Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“ schildert Ronen Steinke den persönlichen Werdegang und die Erlebnisse des Hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer und wie dieser es schaffte, trotz des noch von ehemaligen Nazis durchsetzten deutschen Justizapparats den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg zu bringen. Steinke führt den Leser*innen vor Augen, wie Fritz Bauer, Sozialdemokrat jüdischer Herkunft, Deutschland verändert hat und die deutsche Nachkriegsbevölkerung dazu gebracht hat, über sich selbst nachzudenken.
Und auch in seinem zweiten Buch „Der Muslim und die Jüdin“, welches auf der TIBE 2021 besprochen wurde, richtet Steinke seinen Blick auf die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte: Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat bis heute mehr als 25.000 mutige Männer und Frauen geehrt, die während des Zweiten Weltkriegs Juden retteten. Diese Geschichte ist trotzdem einzigartig. Unter den "Gerechten unter den Völkern" ist bislang nur ein Araber: Mohammed Helmy. Er lebte in Berlin. Den ganzen Krieg über blieb er in der Stadt. Der Ägypter balancierte ständig auf einem schmalen Grat zwischen Anpassung und Subversion, und er vollbrachte ein wahres Husarenstück, um die Nazis auszutricksen. So rettete er die Jüdin Anna Boros. Dieses Buch wirft ein Licht auf eine fast vergessene Welt, das alte arabische Berlin der Weimarer Zeit, das gebildet, fortschrittlich und in weiten Teilen alles andere als judenfeindlich war. Einige Araber in Deutschland stellten sich in den Dienst des NS-Regimes. Aber eine nicht unbedeutende Gruppe – und von ihr handelt diese Geschichte – bildete einen Teil des deutschen Widerstands gegen den NS-Terror.
Im Gespräch von Ronen Steinke mit Kui-hsiang Liao geht es um zentrale Frage der deutschen Vergangenheitsbewältigung.
Gespräch von Ronen Steinke mit Kui-hsiang Liao
*Referenten:
Ronen Steinke, Jahrgang 1983, hat Jura und Kriminologie studiert und anschließend zum Völkerstrafrecht promoviert. Seit 2011 schreibt er für die Süddeutschen Zeitung, zunächst als Außenpolitik-Redakteur mit Recherchen vor allem im Nahen Osten und in Afrika, seit 2016 als Innenpolitik-Redakteur für Sicherheit und Recht.
Kui-xiang Liao hält u.a. Seminare zu Politikwissenschaft und Kulturpolitik an der Soochow Universität in Taipei.