The tiger and the lion
Royal District Theatre (Georgien) und Badisches Staatstheater Karlsruhe (Deutschland)
Der Kaukasus ist seit 100 Jahren im Umbruch: Unabhängige kleine Staaten, eine übergreifende Sowjetrepublik, dann Einzelrepubliken, die Wehrmacht kurz vor dem Gebirge, Zerfall der Sowjetunion, Kriege, Grenzkonflikte, ein neues Nationalbewusstsein und doch der Wunsch, ein Teil von Europa zu sein. 1937 wurden über 100 georgische Künstler und Intellektuelle beseitigt – auf Befehl des Georgiers Stalin, organisiert von seinem georgischen Geheimdienstchef Beria. Es verschwanden Regisseure, Theaterleiter, weltberühmte Musiker, in der gesamten Sowjetunion gelesene Autoren, unter ihnen Paolo Iashvili, der im Haus der Schriftsteller zum Selbstmord gezwungen wurde. Dort sind noch heute der ausgestopfte Tiger und der Löwe zu sehen, die stumme Zeugen dieses Verbrechens waren. Einer jahrtausendalten Kultur wurde die geistige Orientierung und so, die Freiheit genommen.
Basierend auf wahren Geschichten versucht „The Tiger and the Lion“, eine Collage aus persönlichen Geschichten von Menschen zu zeichnen, als Erinnerung an das, was passiert ist. Gleichzeitig fungiert die Produktion als Warnung davor, was passieren könnte, wenn die Ideologie versucht, die Kunst zu kontrollieren. „The Tiger and the Lion“ befasst sich mit der Kontroverse im Zusammenhang mit der Zeit ebenso wie mit komplexen Biographien von Autoren.
Um nur einige davon zu nennen:
- Olga Okujava - eine der wichtigsten weiblichen Revolutionsautoren, die mit Menschewiki zusammenarbeitet, wurde ins Exil nach Sibirien geschickt und starb in einem Gulag.
- Titsian Tabidze - gefeierter symbolistischer Dichter, aktives Mitglied der Schriftstellerunion Sowjetgeorgien, verschwand auf dem Weg nach Sibirien aus dem Zug, angeblich getötet, bevor er das Ziel Gulag erreichte.
- Mikheil Javakhishvili - der brillanteste Vertreter der georgischen Fiktion, von vielen Kritikern als der größte georgische Schriftsteller aller Zeiten angesehen, der 1937 hingerichtet wurde.
- Grigol Robakidze, berühmter Schriftsteller, floh 1930 als profaschistischer Schriftsteller und Ultra-Nationalist nach Deutsch/Schweiz und schrieb bis zu seinem Tod weiter auf Deutsch. Seine Bücher wurden in der Sowjetunion verboten.
Regie: Data Tavadze | Bühne & Kostüme: Sebastian Hannak | Licht: Christoph Pöschko | Text & Recherche: Davit Gabunia | Dramaturgie: Jan Linders, Jakob Schumann
Dieses Projekt ist Teil der Runde 2 des Internationalen Koproduktionsfonds, Jahr 2016-2017.