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DIE MEDIEN ALS HÜTER DER DEMOKRATIE

Von Maja Jovanovska

Keine Definition des Journalismus ist zutreffender, als die Aussage, dass er zum öffentlichen Gut gehört. Das Kernstück des Journalistischen Ehrenkodex‘ weltweit, auch des Mazedonischen, ist der Schutz des öffentlichen Interesses und der Kampf um Menschenrechte und deren Förderung.

Es geht nicht nur um die Menschenrechte und Freiheiten, die wir gewöhnlich aufzählen und die die Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft darstellen, sondern auch um ein grundlegendes Recht, dessen Wichtigkeit oft nicht gesehen wird, und zwar das Recht der Bevölkerung, ständig objektiv und richtig informiert zu werden.

Deshalb ist es nicht nur eine Aufgabe der Medienschaffenden und des Staates, ein professionelles Informationssystem einzurichten, sondern es ist ein Recht der Bevölkerung.

Alle BürgerInnen, jeder sozial aktive Mensch und jedes Individuum, müssen Zugang zu Informationen haben, auf deren Grundlage es möglich ist, sich ein Bild über alle wichtigen Vorgänge in der Gesellschaft zu machen und diese einzuschätzen. Eine Meinung zu äußern und Urteile zu fällen gehören zur persönlichen Freiheit, aber die professionelle Berichterstattung, aufgrund der diese Ansichten entstehen, sollten eindeutig, unparteiisch und frei von geschäftlichen Interessen sein.

„Wenn der Informationskanal blockiert wird (durch Intransparenz und Autokratie) oder auf unterschiedlichste Art verfälscht (Desinformation, Propaganda und manipulative Inhalte), sind nicht nur die Demokratie und die Freiheit der Medien gefährdet, sondern auch die Menschenrechte. Wenn wir die Dinge so betrachten, dürfte uns klar sein, dass der Kampf um freie Medien und professionellen Journalismus viel umfangreicher und komplexer ist als die Ausübung des journalistischen Berufs selbst, denn diese gehören nicht nur zu den Säulen der modernen Gesellschaft, zusammen mit ökonomischer Unabhängigkeit, sondern geben eine Garantie für alle anderen Freiheiten“, sagt Katerina Sinadinovska, Präsidentin des mazedonischen Rats für Medienethik.

Deshalb ist Journalismus ein öffentliches Gut und muss als solches angesehen werden, als eine Mission, nicht nur ein Beruf oder ein Geschäft, sondern als ein Prozess von Aufbau und Wachstum, von Verbindungen und Ausbildung, von Kultivierung und Bereicherung sowohl für die sozialen Akteure wie auch die öffentliche Geschichte allgemein.

Die Verpflichtung, diese Voraussetzungen zu garantieren und zu verteidigen, liegt natürlich bei den Medienschaffenden und auch den staatlichen Organen, aber ebenso bei den BürgerInnen selbst, die sich dessen bewusst sein sollten, dass sie eine wichtige Rolle dabei spielen, zum Beispiel durch Kritik an Medien jenseits professioneller Standards oder durch Unterstützung von positiven Beispielen, MedienmacherInnen, die ihr Handwerk und ihre Aufgabe verstehen.

„Die Aufgabe des Journalismus ist, das öffentliche Interesse zu schützen, der Wachhund des öffentlichen Interesses zu sein, ständig ein Auge auf politische Akteure, Institutionen und mächtige Interessengruppen zu haben, Unrecht aufzuspüren und öffentlich zu machen. Journalisten sollten ausschließlich im Interesse der Öffentlichkeit arbeiten, für die Schwächeren in der Gesellschaft, für die, deren Stimme kaum Gehör findet, die Benachteiligten, Marginalisierten, was unglücklicherweise nicht immer der Fall ist. Sie sollten die Probleme des Systems und der Institutionen aufdecken“, sagt Daruridanski von der SSNM (Unabhängige Journalisten- und Medienarbeiter-Gewerkschaft) Mazedoniens.

In der Rangliste der Pressefreiheit 2021 der Reporter ohne Grenzen ist die Republik Nordmazedonien um zwei Plätze nach oben gerückt und steht auf Rang 90 von insgesamt 180 untersuchten Ländern der Welt, was, auch wenn es eine kleine Verbesserung darstellt, noch immer sehr enttäuschend ist.

Die Medienszene in Mazedonien zeigt kaum Anzeichen von Erholung nach vielen Jahren der Stagnation und systematischen Zerstörung. Eine ganze Dekade lang waren die Medien als Propagandawerkzeug des Staates benutzt worden, was dazu führte, dass sie von ihrer grundlegenden Funktion, zu informieren, abgewichen sind. Statt der Zivilgesellschaft zu dienen und Probleme in der Gesellschaft aufzuzeigen und lösen zu helfen, dienten viele Medien den staatlichen Organen, um Parteiquoten zu schaffen.

„Auch wenn es jetzt in Bezug auf Medien- und Meinungsfreiheit Zeichen der Besserung gibt, ist es noch immer zu früh, um von Medien als einem öffentlichen Gut zu sprechen. Dafür sind die Medienbosse zur Verantwortung zu ziehen, aber auch das Fehlen des politischen Willens, einen wirklich unabhängigen Medienmarkt zu etablieren, der sich in Bezug auf Qualität, Konzepte und Programme dem Wettbewerb stellen muss. Es ist notwendig, den Mediensektor zu reformieren, aber es ist ebenso wichtig, die Einstellung der MedienmacherInnen zu verändern, der BesitzerInnen, GeschäftsführerInnen und RedakteurInnen, die verstehen müssen, dass die Medienarbeit nicht das Gleiche ist wie der Job in einem Laden, einer Firma oder einem Basar. Die Besitzer der Medienfirmen müssen verstehen, dass Journalismus ein öffentliches Gut ist, das mit den BürgerInnen geteilt wird, eine kollektive Geschichte, die eine viel Verantwortung erfordert“, sagte Mladen Cadikovski, Vorsitzender des Journalistenverbands von Mazedonien.

Wie wichtig unabhängige und professionelle Medien sind, hat sich vor allem im Zusammenhang mit der globalen Gesundheitskrise im Zuge der Covid-19-Pandemie gezeigt, die alle Schwächen und Stärken des Journalismus zum Vorschein brachte.

Professioneller Journalismus gegen Staatspropaganda ist heute mehr denn je eine Herausforderung für alle Medienschaffenden weltweit. Wie wichtig verantwortungsvoller und professioneller Journalismus zur Information der BürgerInnen ist, hat sich in dieser Krisensituation gezeigt. Der Kampf gegen Desinformation, die vor allem in solchen Krisensituationen großen Schaden anrichtet, ist nur möglich, wenn objektive und gut recherchierte Informationen veröffentlicht werden, die die Arbeit von Regierung und staatlichen Institutionen transparent machen.

Es ist von öffentlichem Interesse, eine sichere, gesunde und vollkommen funktionsfähige Gesellschaft zu haben. In der Demokratie spielt der Journalismus eine zentrale Rolle. Die Informationen der Medien sind notwendig, damit die Zivilgesellschaft am demokratischen Prozess teilhaben kann.

Medien sind nicht für Journalisten, nicht für die Regierung und staatliche Einrichtungen. Sie gehören den Bürgerinnen und Bürgern, und jede veröffentlichte journalistische Information sollte ausschließlich dem Wohl der Gesellschaft dienen.

 

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