Die (Groß-)Stadt nach COVID-19
Die Stadt während bzw. nach Covid-19 – in dem Ausdruck schwingen Sehnsüchte städtischer Utopisten nach grünen und autofreien Innenstädten, breiten Gehwegen – ja ganzen Flaniermeilen –, ausladenden Fahrradstraßen und zu Terrassen umgebaute Parkplätze. Gleichzeitig waren und sind die am dichtesten besiedelten urbanen Stadtzentren auch die während der Krise am härtesten getroffenen Spots: Wir denken dabei an dystopische Szenarien ausgestorbener Innenstädte, leere Straßen, verschlossene Ladenzeilen und ein quasi eingefrorenes kulturelles Leben und mittendrin temporäre Teststationen auf öffentlichen Plätzen, zu Krankenstationen umgebaute Parkhäuser und öffentliche Parks.
Unser Aufruf richtete sich an Künstler*innen aus Deutschland und Kanada. Die eingereichten Videoarbeiten beschäftigten unter anderem mit folgenden Fragen: Wie lebt es sich in der (Groß-)Stadt während einer Pandemie? Wie wirken sich soziale Regeln und medizinische Hygienevorgaben auf unsere Körper aus? Wie bewegen wir uns im urbanen Raum? Wie interagieren und kommunizieren wir miteinander in Zeiten des social distancing? Und vor allem, wie halten wir es noch Zuhause aus?
Die Werke blicken auf ungewisse - vielleicht sehr menschenleere - Zukünfte, richten das Augenmerk aber auch auf die Tatsache, dass in einigen Teilen der Welt - in Konflikt- und Kriegsgebieten und in unfreien Gesellschaften - das Eingeschlossensein auch ohne Pandemie traurige Realität ist.
Von den zahlreichen Einreichungen hat unsere Expert*innen-Jury acht Arbeiten aus Kanada und Deutschland ausgewählt, die jeweils zwei Wochen lang, zwischen Oktober 2020 und März 2021, nach Einbruch der Dunkelheit auf den Schaufensterleinwänden des Goethe-Instituts Montreal präsentiert werden.
Die Künstler*innen und ihre Arbeiten
Vom 15. Oktober bis 31. Oktober 2020
Housebound
Video, 4:46 min. | Deutschland, 2020
Regie : Jens Pecho
Jury Statement
Mit dem spontanen Aufruf „Kann und muss man jetzt Filme machen?“ luden die diesjährigen Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen eine Reihe von Video-Künstler*innen ein, ihr Statement in Form einer kurzen Video-Arbeit abzugeben. In diesem Kontext entstanden, reflektiert Housebound kritisch die Auswirkungen der Pandemie und derartiger Calls auf die Kunstproduktion. Als Screen-Video produziert, stellt die Arbeit zudem pointiert heraus, dass Computerscreens und Internet in Zeiten von Kontakteinschränkungen zum primären Medium der Wahrnehmung, der Produktion und zugleich der Diskussion von Kunst werden und mehr denn je die Rolle eines „Fenster zur Welt“ einnehmen.
(Anna Lena Seiser)
Über Jens Pecho
Jens Pecho studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln sowie der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main. Er arbeitet als bildender Künstler, meist installativ, mit Text und Video. Seine Arbeiten wurden international in Museen und auf Filmfestivals gezeigt, darunter die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, das Forum d'Art Contemporain – Casino Luxembourg, das Herzliya Museum of Contemporary Art, Israel, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das Message to Man IFF St.
jardins paradise
Video, 5:24 min. | Kanada, 2020
Regie: Yza Laure Nouiga
Der Film stellt sich vor, wie junge Mitglieder der arabischen Diaspora in Montreal mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine säkulare und demokratische Version des Gartens im arabisch-islamischen Stil entwickeln. Ein Parkplatz, eine Trockenzone ähnlich der Wüste, in der diese Gärten ursprünglich entstanden sind, wurde in einen ephemeren Garten umgewandelt. In Treue zu den Hauptbestandteilen des arabisch-islamischen Stils ist die Wasserquelle das Herzstück, Plätze mit Pflanzen besetzen die Parkplätze, ebenso wie Blumen und Früchte, und die Kontemplation ist die Hauptaktivität. Die Natur wird künstlich dargestellt, da sie nur ein momentanes Paradies ist, das der individuellen Freizeitgestaltung dient.
Und was wäre, wenn das Paradies nichts anderes wäre als ein grüner Parkplatz, der nach den eigenen Vorlieben gestaltet ist?
Jury statement
Das Projekt Jardins Paradise von Yza Laure Nouiga ist eine ambivalent surreale Erzählung, in der Strandschirme, Grasfliesen und ein Kinderplanschbecken auf einem nicht mehr genutzten Parkplatz einen Raum der Freizeitgestaltung geschaffen haben. Ein Moment der Entspannung am Strand oder der Zugang zu Wiesen und Feldern sind für Stadtbewohner*innen aufgrund der vielen Auswirkungen der Pandemie nicht leicht zu erreichen. Dieser komplexe Film wirft viele Fragen auf, unter anderem diese: Wie können wir unsere städtischen Betongärten für die darin lebenden Menschen neu organisieren? (Anyse Ducharme)
über yza laure nouiga
Yza Nouiga ist eine aufstrebende französisch-marokkanische Regisseurin und Drehbuchautorin mit Sitz in Montreal. Sie ist in Marokko geboren und aufgewachsen und lebt seit 10 Jahren in Kanada. Sie hat gerade das „Programme d'aide à la création émergente“ der SODEC für einen ersten Spielfilm, Circo, erhalten, den sie zusammen mit Lamia Chraibi geschrieben hat. Zurzeit arbeitet sie auch an einem Kurzspielfilm, L'Oasis, zu den Themen Identität, doppelte Staatsbürgerschaft und Heimkehr.
imperial valley (cultivated run-off)
Video, 13:58 min. | Deutschland, 2020
Regie: Lukas Marxt
Lukas Marxt nähert sich in Imperial Valley (cultivated run-off) diesem Problem auf sehr hinterlistige Weise: Er beginnt mit der Vogelperspektive auf einen Bewässerungskanal in einer Wüstenlandschaft. Die Drohnen-Kamera fliegt diesen Kanal ab und zeigt schließlich in weiterer Folge Landschaften des Imperial Valley aus derselben Perspektive, die ebenso überflogen werden. Zu Beginn nicht mehr als spektakuläre Dokumente landwirtschaftlicher Monokulturen, werden die Einstellungen – nicht zuletzt durch den einsetzenden elektronischen Score – immer abstrakter. Handelt es sich noch um real existierende Landschaften oder künstlich simulierte? Diese Ambiguität ist genau der Punkt: Das Imperial Valley wird zum „Uncanny Valley“, zum Ort der noch nicht oder gerade nicht mehr „natürlich“ und dadurch unheimlich erscheint. Die Landschaft nach der Landschaft (oder ihrer mediatisierten Repräsentation) ist ein geometrisches Konzept von Linien, Flächen, Punkten und Farbflecken, egal ob belebten oder unbelebten Ursprungs. Von Menschen gemacht, ist für diese darin jedoch kein Platz mehr, weder ontologisch, noch tatsächlich. Die Post-Apokalypse muss gar nicht mehr stattfinden, wir sind bereits mitten drin. (Claudia Slanar)
jury statement
Ein Film von großer Meisterschaft, der einen Blick in die Zukunft wirft, während die industrielle Welt zusammenbricht. Was wird nach all den Exzessen von unseren Städten noch übrig bleiben? (Miryam Charles)
Über lukas marxt
Lukas Marxt ist ein Künstler und Filmemacher, der zwischen Köln und Graz lebt und arbeitet. Marxt's Interesse am Dialog zwischen menschlicher und geologischer Existenz und dem Einfluss des Menschen auf die Natur wurde zuerst in seinem Studium der Geographie und Umweltwissenschaften an der Universität Graz erforscht und durch sein audiovisuelles Studium an der Kunstuniversität Linz weiterentwickelt. Er erhielt seinen MFA an der Kunsthochschule für Medien Köln und besuchte das Postgraduiertenstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Marxt hat seine Forschungen in den Kontexten der visuellen Kunst und des Kinos gestellt. Seine Werke waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, zuletzt im Hamburger Bahnhof - Museum für zeitgenössische Kunst (Berlin, 2019), in der Landesgalerie Niederösterreich, (Krems 2019), im Torrance Art Museum (Los Angeles, 2018), der Biennale der Malerei, Museum Dhondt-Dhaenens (Belgien, 2018) und dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Rijeka (Kroatien, 2018). Seine Filme wurden auf zahlreichen internationalen Filmfestivals präsentiert, darunter das Filmfestival von Locarno (Schweiz, 2019), die Viennale (Österreich, 2019), die Berlinale (Deutschland, 2017 und 2018), Curtas Vila do Conde (Portugal, 2018) und das Internationale Filmfestival von Gijón, wo er den Preis Principado de Asturias für den besten Kurzfilm erhielt (Spanien, 2018). Seit 2017 hat Marxt eine beträchtliche Zeit in Südkalifornien verbracht, wo er die ökologischen und sozio-politischen Strukturen rund um die Salton Sea erforscht hat.
statu quo
Video, 10:00 min. | Kanada, 2020
Regie: Lamia Chraibi und Marion Chuniaud-Lacau
STATU QUO ist ein experimenteller Kurzfilm, der dank der aussergewöhnlichen Beteiligung von zehn Tänzerinnen und Tänzern aus Montreal entstanden ist, die zum ersten Mal seit der Covid-19-Pandemie vor den Kameras von Chraibi und Chuniauds aufgetreten sind. In den Straßen von Montreal haben sie einen Tanz improvisiert, allein oder zusammen. Ohne Choreographie oder Regie haben sie mit ihren Körpern und Augen ausgedrückt, was wir seit Monaten erleben und was die Zukunft bringt. Chraibi und Chuniaud haben ihre Bewegungen eingefangen und manchmal die Qual der Isolation oder die Freude des Wiedersehens inspiriert. Dieser Film ist ein Zeugnis der Bande, die sie verbinden, und der gemeinsamen Geschichte, die von ihren Körpern geschrieben wird.
jury statement
Dieser Film zeigt einen bezaubernden Tanz zwischen Leben und Tod, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer Ode an die Hoffnung verschmelzen. (Miryam Charles)
Über die filmemacherinnen
Lamia Chraibi, in Frankreich geboren und in Marokko aufgewachsen, ist schon in sehr jungen Jahren in ein multikulturelles Umfeld eingetaucht. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften an der Sorbonne in Paris ist sie auf der Suche nach einer Vielzahl von Geschichten nach Lateinamerika gereist, die alle den gleichen verborgenen und geheimnisvollen Kampf gemeinsam haben. Ihr erster preisgekrönter Dokumentarfilm Amazon Voices ist ein wichtiger Dokumentarfilm über den Kampf der indigenen Gemeinschaften gegen die Ölausbeutung. Nachdem sie 2015 nach Montreal eingewandert war, studierte sie Dokumentarfilm am INIS (National Institute of Image and Sound). Seither widmet sie ihr Werk und Leben in der Hoffnung, den unbekannten sozialen Akteuren durch die Kunst des Kinos eine Stimme zu geben.
Marion Chuniaud hat einen Master-Abschluss in internationaler und interkultureller Kommunikation. Ihre Leidenschaft gilt der Kunst und den menschlichen Beziehungen. Sie interessiert sich für Gender, politische und kulturelle Fragen und die Prozesse der sozialen Transformation für eine gerechtere und integrativere Gesellschaft. Sehr schnell wandte sie ihre Sensibilität und ihren künstlerischen Sinn für ihre Reflexionen an, insbesondere durch Fotografie und Video. Nach einem ersten Kurzfilm in Kolumbien beschloss sie im Herbst 2020, ihre dokumentarischen Kenntnisse am Nationalen Institut für Ton und Bild von Montreal (INIS) zu vervollkommnen.
why or why not?
Video, 6:46 min. | Deutschland, 2020
Regie: Kerstin Honeit
Die Herausforderung, einen Film ohne Crew vor oder hinter der Kamera zu produzieren, war für Honeit weniger interessant als die massive Perspektivverschiebung des eigenen Tuns zu untersuchen, angesichts einer weltweiten Pandemie. Deshalb hat sie die Frage auf Why or Why not? reduziert, die weniger nach den Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten einer Fortführung (künstlerische) Praxis im Lockdown fragt, als vielmehr generell ein Fortschreiben des Lebens ‚wie gehabt‘ im Zeitalter des Kapitalozäns infrage stellt.
Die Kamera, die während des ersten Lockdowns in den Straßen Berlins im März 2020 aufgestellt wurde, rahmt mehrere Tableaux vivants des neuen Corona-Alltags mit Kommentaren analoger Texttafeln, die in das Bild gehalten werden. Zwei gegenläufige Erzählungen werden in unheimlicher Vertrautheit vorgestellt.
jury statement
In Zeiten der Pandemie schreit die "neue Normalität" die Gesellschaft geradezu an. Kerstin Honeit analysiert die Imperative der (Post-)Covid-19-Logiken, indem sie diese neue Realität durch ihre (selbst-)reflektierende Arbeit dekonstruiert. Standpunkt einer Filmemacherin, der die Zweideutigkeit alltäglicher Affirmationen zeigt, die das künstlerische Schaffen beeinflussen (oder auch nicht). (Peter Haueis)
Über kerstin honeit
Kerstin Honeit hat an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Bildende Kunst und Bühnenbild studiert. Sie lebt in Berlin und unterrichtet seit diesem Wintersemester Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Zuvor forschte sie neben ihrer Lehrtätigkeit als künstlerische Mitarbeiter*in von Bjørn Melhus an der Kunsthochschule Kassel zur Stimme als queerendes Ereignis innerhalb bewegter Bilder.
In ihrer Praxis als Künstler*in und Filmemacher*in bewegt sie sich an den Schnittstellen unterschiedlicher Formen der Inszenierung. Schwerpunkt ihrer künstlerischen Forschung ist die Untersuchung von Repräsentationsmechanismen in der Produktion von hegemonialen Bilderwelten, speziell in Zusammenhang mit kulturellen wie sprachlichen Übersetzungsmodi im Kontext des bewegten Bildes. Seit 2006 zeigt sie ihre Arbeiten in Ausstellungen und auf Festivals.
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Video, 10:41 min. | Kanada, 2020
Regie: Andrée-Anne Roussel
jury statement
Andrée-Anne Roussels {null} fängt die Tristesse eines Lebens nach einer Pandemie mit einer offenen Schönheit ein. Als Beobachtende tauchen wir in diese Reflexionen des Vertrauten in einem fremden Kontext ein, begleitet von einer großartigen Klanglandschaft. (Annette Hegel)
Über andrée-anne roussel
Andrée-Anne Roussel ist sowohl Filmemacherin als auch Künstlerin für neue Medien. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Filmproduktion und einen Master-Abschluss in Kommunikationswissenschaften (Schwerpunkt: Forschung und Kreation experimenteller Medien) von der Université du Québec à Montréal. Ihre interaktiven Videoinstallationen und sinnlichen Kurzfilme sind das Ergebnis ihrer Forschungen zu Themen wie Ambiguität, Zerbrechlichkeit, Empathie und Spiritualität. Ihre Arbeiten wurden auf dem Internationalen Kurzfilmfestival von Sapporo, im Musée d'art de Joliette und im LABoral Centre de Arte gezeigt.
documentation report (no. 0617 - 0918)
Video, 4:50 min. | Deutschland, 2017-2019
Regie: Beatrice Schuett Moumdjian
Sachstandsdokumentation ist eine fortlaufende Serie von kurzen episodenförmigen Filmsequenzen. Die Protagonistin ist eine Frau, deren Kopf einer Überwachungskamera gleicht. Sie wird durch diese Prothese selbst zu einer überwachenden Entität. In den verschiedenen Episoden wird sie beobachtet, wie sie in ehemaligen sozialistischen Städten durch fast menschenleere Straßen geht und Überwachungskameras betrachtet und von ihnen betrachtet wird. Oft befinden sich diese Kameras im Umkreis von Gebäuden denen eine gesellschaftlich signifikante Rolle zukommt, zum Beispiel dem Bundesnachrichtendienst in Berlin oder dem Nationalen Kulturpalast in Sofia.
Die Filmemacherin hat persönliche Bezüge zu allen Orten, an denen sie und ihr Cinematograph Lars Preisser gefilmt haben. Zum Beispiel wurde sie vor dem Fall der Berliner Mauer in Sofia während des sozialistischen Regimes geboren, und hat nun viele Jahre später die Straße gefilmt/ überwacht, auf der sie einst gewohnt hatte.
Ihre Familie war, wie viele Menschen im Sozialismus, von Staatsüberwachung betroffen, was ein Detail ist, über das sie nur wenig weiß.
jury statement
Dokumentation, Beobachtung, Überwachung. Überwachung von öffentlichen Räumen, Gebäuden, Menschen. Beatrice Moumdjian besucht leere Stadträume, wo Kameras in die Leere blicken, die hinter den eingeschlossenen Menschen zurückbleibt. Was schauen sie an, wenn alle zu Hause sind? (Peter Haueis)
Über Beatrice Schuett Moumdjian
Geboren 1986 in Sofia, Volksrepublik Bulgarien, in eine Armenische Familie, 1990 Emigration nach Berlin. Ausbildung 2013 – 2020 an den Kunsthochschulen Den Haag (NL), Weimar und Leipzig. Diplom 2020 in Medienkunst und Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Beatrices kürzliche Ausstellungsbeteiligungen unter anderem bei Gegenwarten/Presences in Chemnitz und Kunst im Untergrund bei der nGbK Berlin. Ihr Projekt „International Bun“ wurde 2020 als Nachrückentwurf beim Wettbewerb Kunst im Stadtraum – Karl Marx Allee (Berliner Senat) gewählt. Screenings international, z.B. 2019 LUFF und 2018 Kasseler Dokfest (unter dem Namen Beatrice Mumdschijan).
confinement.lands
Video, 14:55 min. | Kanada, 2020
Regie: Cinzia Campolese
jury statement
Confinement.Lands ist eine eindrückliche Reise um die Welt, die von der Pandemie neu konfiguriert wurde. Die Fotogrammetrien, die Menschen jedes Alters und auf allen Kontinenten zur Verfügung gestellt haben, sind so befremdlich wie berührend, so erstaunlich wie intim. Cinzia Campolese bringt mit ihrem Arrangement dieses höchst diversen Spektrums an Räumen und Situationen, in denen Menschen weltweit die Ausgangsbeschränkungen erleben, eine faszinierende Kartographie und letztendlich sogar ein neues Gefühl von Gemeinschaft innerhalb der Isolation hervor. (Anna Lena Seiser)
Über cinzia campolese
Cinzia Campolese ist eine Künstlerin, die in Montreal lebt und arbeitet. Ihre Arbeit umfasst die Schaffung von audiovisuellen Umgebungen und generativen Stücken, die die Konzepte der Wahrnehmung und des Bewusstseins eines Raumes hinterfragen. Sie arbeitet auf verschiedenen Ebenen und hinterfragt die Allgegenwärtigkeit bestimmter visueller Elemente, die Teil unserer kulturellen Genetik sind. Ihre Kunstwerke wurden in Kulturinstituten, Galerien und bei kulturellen Veranstaltungen wie Stereolux, Raum B39, Centre Wallonie-Bruxelles, Biennale Chroniques, Biennale Nova XX und Mutek Montreal ausgestellt.
In ihren jüngsten Werken arbeitet Campolese an der Schaffung von interaktiven Stücken und Lichtskulpturen, wie ,,Error" und ,,Frame of Reference", für die sie im November 2019 den Preis für Kunstsammler erhielt. Ihre Projekte wurden in The Creators Project (Vice), L'Œil, Juliet Art Magazine, Archdaily, Fubiz und im 2019 Exibart-Buch ,,222 aufstrebende Künstler, in die es sich zu investieren lohnt”, vorgestellt.
Die Jury
Miryam Charles ist eine in Montreal ansässige kanadische Filmemacherin. Sie studierte Film an der Concordia-Universität und hat als Regisseurin, Produzentin, Autorin und Kamerafrau gearbeitet. Zu ihren Kurzfilmen gehören Fly, Fly Sadness (2015), Towards the Colonies (2016), A Fortress (2018) und Three Atlas (2018). Ihre Werke wurden bei verschiedenen Filmfestivals auf der ganzen Welt gezeigt. Ihr jüngster Kurzfilm Second Generation (2019) wurde bei TIFF präsentiert. Eine Retrospektive ihres Werks wurde in der Cinémathèque québécoise (2019) gezeigt. Im Jahr 2020 wurde eine zweite Retrospektive während der vierten Ausgabe des Third Horizon Film Festivals zusätzlich zu einer Installation in der Leonard and Ellen Bina Gallery in Montreal präsentiert. Zurzeit arbeitet sie an ihrem ersten Dokumentarfilm, der mit einem Stipendium des Programms Talents to watch (Telefilm Canada) ausgezeichnet wurde.
Anyse Ducharme ist eine französisch-ontarische Medienkünstlerin aus dem Nordosten Ontarios. Ihre künstlerische Praxis beschäftigt sich mit der Zirkulation digitaler Bilder und der Verformbarkeit von Daten. Sie hat in Sudbury, Ottawa, Toronto, Vancouver, Winnipeg, Middlesbrough, Boston und New York ausgestellt. Ducharme arbeitet als künstlerische Programmkuratorin im Knot Project Space - SAW Video Media Art Centre (Ottawa) und ist im Vorstand von La Galerie du Nouvel-Ontario und dem Media Art Network of Ontario. Sie hat einen MFA von der University of British Columbia (Vancouver), einen BFA von der University of Ottawa und ein Hochschuldiplom in 3D-Animation von La Cité collégiale (Ottawa).
Peter Haueis ist Filmemacher und Kurator aus Hamburg. Er studierte in Weimar, Lyon und Hamburg. Neben seiner Arbeit als Regisseur und seiner Tätigkeit für das Kurzfilmfestival Hamburg ist er seit 10 Jahren festes Mitglied der Künstlergruppe
A Wall is a Screen. Die Arbeit des Kollektivs konzentriert sich darauf, Kurzfilm, Architektur und soziale Räume zu kontextualisieren. Als mobiles Kurzfilmkino interveniert A Wall is a Screen weltweit im öffentlichen Raum und nutzt urbane Strukturen als Leinwände. Dabei schlagen sie immer wieder Perspektivwechsel vor, indem die Rezeption von Kurzfilmen und Medienkunst in einen neuen Kontext gestellt wird. Dabei werden oft gesellschaftspolitische, stadtpolitische und soziale Themen problematisiert.
Annette Hegel ist eine Multimedia-Künstlerin, die ihre Werke in Kanada und in Europa ausgestellt hat. Sie arbeitet von ihrem Atelier in der Innenstadt von Ottawa aus, ist Gründungsmitglied des Slipstream Collective und arbeitet mit vielen Künstler:innen in der ganzen Stadt zusammen. Darüber hinaus hat sie eine 30-jährige Karriere im kulturellen Marketing und in der Kommunikation, in der Entwicklung von Identitäten und der erfolgreichen Etablierung von Marken sowohl im gewinnorientierten als auch im nicht-gewinnorientierten Sektor hinter sich. Bevor sie sich dem SAW Video-Team anschloss, produzierte und leitete sie die Umsetzung von gezielten Marketing- und Kommunikationsstrategien für nationale Organisationen und internationale Marken. Sie ist Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, darunter die Auszeichnung „Kulturmarke des Jahres“.
Anna Lena Seiser ist Medien- und Kulturwissenschaftlerin und leitet das Video-Forum des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.). Als Kuratorin an der Kunsthalle, als Kuratorin an der Kunsthalle Düsseldorf realisierte sie in den letzten Jahren umfassende Einzel- und Gruppenausstellungen, darunter Fire on the Mountain mit Megan Rooney, 2019, Simon Fujiwara: Figures in a Landscape, 2016/2017, und in Ko-Kuration mit Jasmina Merz Welcome to the Jungle, 2018, mit Jonathas de Andrade, Kristina Buch, Laura Lima, Liu Shiuyan, Alvaro Urbano u. a. Von 2011–2015 war Seiser für die Künstlerförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie das postgraduale Karl Schmidt-Rottluff-Stipendienprogramm tätig. 2009/2010 war sie Teil des Programmteams der transmediale – Festival für Kunst und digitale Kultur. Seiser forschte und publizierte u. a. zur Mediengeschichte des lebendigen Bildes an den Schnittstellen von Kunst und Naturwissenschaft. Schwerpunkte ihrer kuratorischen Arbeit bilden experimentelle, ortsspezifische Ausstellungsformate, Performance und zeitbasierte Medien.