Der Wald

Online-Filmreihe

„Roter Himmel“ (Afire) 2023. Regie: Christian Petzold. Im Bild: Thomas Schubert, Paula Beer Foto (Detail): © Christian Schulz / Schramm Film

Aus der knallenden Sonne in den kühlen Schatten der Baumkronen zu treten, ist ein universelles Vergnügen. Kaum eine Landschaft ist allerdings so mit Bedeutung geladen wie der deutsche Wald: Schauplatz nationaler Mythen und Märchen, Motivgeber für Sturm und Drang und Romantik. Durch seine Verwobenheit mit dem Begriff der Heimat und der nationalsozialistischen Vergangenheit ist der deutsche Wald zutiefst ambivalent: ein Ort der Schönheit und Zuflucht, der seine Fallen verbirgt.

Mit der Onlinefilmreihe Der Wald stellt das German Film Office acht aktuelle Filme vor, die sich mit unterschiedlichen Facetten des Waldes beschäftigen. In einigen dieser Filme bildet der Wald eine Barriere, eine Komfortzone, die seine Bewohner*innen vor den Umwälzungen der Moderne (Wood and Water), gesellschaftlichen Normen (The Trouble with Being Born) oder auch vor persönlicher Trauer (Alaska) schützen. In Zeiten des Klimawandels heißt der Wald Urlauber*innen aus der Stadt willkommen und bedroht sie zugleich (Roter Himmel). Andere Filme befassen sich mit der kindlichen Freude an den Überraschungen, die der Wald bereithält (Lene und die Geister des Waldes), oder mit den Schrecken der deutschen Vergangenheit, die der Wald verbirgt (Schlaf, Schweigend steht der Wald). Vergiss Meyn Nicht hinterfragt die Diskrepanz zwischen dem Wald als Schutzgebiet und als natürliche Ressource, die für den Profit ausgebeutet werden kann.

Kostenloses Streaming; präsentiert vom German Film Office in Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten in Nordamerika.

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Die Filme

Wood and Water

Regie: Jonas Bak
Mit Anke Bak, Ricky Yeung, Alexandra Batten, Patrick Lo, Theresa Bak
Deutschland/Frankreich/Hong Kong 2021
79 Minuten

In seinem ruhigen, tief bewegenden Spielfilmdebüt schreitet Jonas Bak nahtlos von den hohen Bäumen des Schwarzwalds zu den wimmelnden Wolkenkratzern von Hongkong. Anke, die gerade von ihrem Kirchenjob in den Ruhestand getreten ist, würde gerne mehr Zeit mit ihren erwachsenen Kindern verbringen – insbesondere mit ihrem Sohn Max, der in Hongkong lebt und aufgrund der anhaltenden Massenproteste nicht mit seiner Mutter und Schwester in den Familienurlaub fahren kann.

© KimStim
Vergiss Meyn Nicht

Regie: Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl, Jens Mühlhoff
Deutschland 2023
100 Minuten

Im Jahr 2018 wurde der Hambacher Forst zum Brennpunkt klimapolitischer Auseinandersetzungen in Deutschland, als eine Gruppe von Aktivist*innen aus selbstgebauten Baumhäusern heraus versuchte, ein Energiekonzern daran zu hindern, den Wald für den Tagebau abzubaggern. Zwei Jahre lang dokumentierte der Filmstudent Steffen Meyn die Besetzung, stürzte während der Durchführung eines polizeilichen Räumungsbefehls jedoch von einem Baum ab. Meyns Kommiliton*innen stellten diesen Dokumentarfilm aus dem Originalmaterial, das er vor dem tödlichen Unfall aufnahm, zusammen und führten außerdem Interviews mit damaligen „Hambi“-Aktivist*innen.

© German Films
Alaska

Regie: Max Gleschinski
Mit Christina Große, Pegah Ferydoni, Milena Dreißig, Karsten Antonio Mielke
Deutschland 2023
124 Minuten

Kerstin, die ihren Vater zwanzig Jahre lang bis zu dessen Tod gepflegt hat, findet auf einer Kajaktour durch die Mecklenburgische Seenplatte langsam wieder ins Leben zurück. Sie ist allein unterwegs und spricht nur, wenn es nötig ist – bis sie auf dem Wasserweg Alima trifft. Als die beiden Frauen anfangen, sich näher zu kommen, taucht Kerstins entfremdeter Bruder wegen eines Erbstreits auf.

© Wood Water Films
Roter Himmel

Regie: Christian Petzold
Mit Paula Beer, Thomas Schubert, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt
Deutschland 2023
103 Minuten

Christian Petzolds neuester Film spielt vor der Endzeitkulisse eines von Waldbränden bedrohten Ostseebads. Leon, ein schlecht gelaunter Romanautor reist mit einem Freund in ein Ferienhaus in Strandnähe, wo er sich mit der Fertigstellung eines Manuskripts quält. Dort treffen sie auf einen unerwarteten dritten Hausgast, Nadja, deren Anwesenheit Leon ebenso ablenkt wie sie seine Selbstverliebtheit entlarvt.

© Marco Krüger, Schramm Film
Lene und die Geister des Waldes

Regie: Dieter Schumann
Deutschland 2020
94 Minuten

Die siebenjährige Lene hat sich nicht sonderlich auf ihre Sommerferien im Bayerischen Wald gefreut. Doch schnell findet sie neue Freund*innen, mit denen sie die magische Welt des Waldes und seiner Sagen entdeckt. Sie lernt den „Wald-Obelix“, einen urigen Parkwächter, kennen, erfährt von der Legende des „Wald-Peter“ und erlebt viel Neues, von Schildkrötenrennen und leuchtendem Moos bis hin zu sprechenden Kühen.Dieser Film ist für die ganze Familie geeignet!

Foto (Ausschnitt): © Basthorster Filmmanufaktur
Schlaf

Regie: Michael Venus
Mit Gro Swantje Kohlhof, Sandra Hüller, August Schmölzer, Marion Kracht, Max Hubacher
Deutschland 2020
100 Minuten

Dieser verstörende Psychothriller – Regisseur Michael Venus bezeichnete ihn als „Antithese zum deutschen Heimatfilm“ – verarbeitet die Schrecken der deutschen Vergangenheit mit folkloristischen und märchenhaften Motiven. Marlene, eine Frau, die von unergründlichen Albträumen geplagt wird, erleidet einen Zusammenbruch. Während sie im Krankenhaus liegt, stößt ihre Tochter Mona auf ein dunkles Familiengeheimnis, das sie in ein abgelegenes Hotel im Odenwald führt.

© German Films
Schweigend steht der Wald

Regie: Saralisa Volm
Mit Henriette Confurius, Robert Stadlober, Noah Saavedra, August Zirner
Deutschland 2022
95 Minuten

Vor zwanzig Jahren verschwand Anjas Vater während eines Familienurlaubs in den Wäldern der Oberpfalz. Nun kehrt sie im Rahmen eines Forstpraktikums in die Gegend zurück und stößt bei ihrer Kartierungsarbeit auf verdächtige Spuren im Waldboden. Geleitet von ihren Befunden und ihrer Intuition versucht Anja, das Schicksal ihres Vaters aufzuklären – und stößt dabei auf ein tiefes Netz von Lügen.

© German Films
The Trouble with Being Born

Regie: Sandra Wollner
Mit Lena Watson, Dominik Warta, Ingrid Burkhard, Jana McKinnon
Deutschland/Austria, 2020
94 Minuten

In diesem unheimlichen Science-Fiction-Film lebt die zehnjährige Elli mit einem Mann, der ihr Vater zu sein scheint, in einem abgelegenen Haus am Waldrand. In der trägen Sommerzeit gibt es Anzeichen für eine seltsamere, intimere Beziehung zwischen den beiden, und es wird deutlich, dass in dieser beunruhigenden Idylle nicht alles so ist, wie es scheint. Eines Tages driftet Elli in den Wald ab und beginnt eine völlig neue Existenz.

© PanamaFilm