Den vielen Journalisten, die in der Schlange vor der Pressevorführung von Django standen, war die Spannung deutlich anzumerken. Anlass für das aufgeregte Gerede war wohl nicht nur der eher mäßige Eröffnungsfilm, von dem viele nicht wussten, was sie erwartete, sondern das Festival als Ganzes: „Was hast du schon gesehen?“ oder „Welche Filme sind besonders spannend?“, diese Fragen bestimmten die Gespräche. Einige Kritiker erinnerten sich an frühere Ausgaben der Berlinale, andere versuchten vorauszusagen, welcher Film bei der 67. Auflage des Filmfestivals wohl der große Abräumer werden würde.
Und mittendrin in diesem Tumult stand ich … und zwar äußerst bemüht, die Faszination meiner ersten Berlinale nicht durch übermäßig große Augen für alle anderen sichtbar zu machen.
Ganz neu war das alles für mich nicht, schließlich war ich in meiner Heimat Schottland schon auf diversen Filmfestivals zugegen gewesen. Die Berlinale ist allerdings eine ganz andere Größenordnung als alles, was jemals in Edinburgh oder Glasgow stattgefunden hat. Nachdem ich meinen Presseausweis abgeholt hatte, musste ich mich erst mal in dem überfüllten Pressezentrum im Grand Hyatt zurechtfinden. Hier wimmelte es nur so von Kritikern aus aller Welt, und die internationale Atmosphäre war überall zu spüren. Auf einem TV-Bildschirm konnte man die Pressekonferenz der International Jury verfolgen, auf der Paul Verhoeven erklärte, dass er bewusst auf umstrittene, wütende und kreative Werke setzt.
Man darf jedoch ruhigen Gewissens behaupten, dass Django kein solcher Film ist. Es bleibt die Frage, warum gerade ein derart geradliniges Drama als Eröffnungsfilm ausgewählt wurde: Durchaus gelungenen Darstellungen und spannender Musik steht eine eher langweilige Regie gegenüber: Die Musik von Django Reinhardt, eine Mischung aus Gypsy, Jazz und Blues ist pulsierend und mitreißend, eine solche Energie fehlt jedoch dem Film als solchem. Vielleicht wollte Festivalleiter Dieter Kosslick mit dieser Wahl ein politisches Statement abgeben. Schließlich geht es in dem Film um die Rolle der Kunst innerhalb eines autokratischen, kunstfeindlichen Regimes.
Der eher enttäuschende Eröffnungsfilm hat jedoch der herrschenden Atmosphäre und meiner persönlichen Begeisterung keinen Abbruch getan. Ein derart großes und renommiertes Festival bringt eben eine enorme Erwartungshaltung mit sich, die vor jedem Film spürbar in der Luft liegt. Die nächsten beiden Film, die auf meiner Liste standen, On Body And Soul (ein zauberhaftes-realistisches Drama) und Barrage (eine generationsübergreifende Familiengeschichte) waren schon deutlich kühner und kreativer. Nun freue ich mich auf den Rest: Es warten noch dutzendweise vielversprechende Filme, und an den hektischen Herzschlag der Berlinale habe ich mich jetzt schon gewöhnt.