1923 fand die erste Bauhausaustellung in Weimar statt, eine Art Leistungsschau, welche erste Ergebnisse der Lehre am Bauhaus präsentieren sollte. Um die Ausstellung und die Idee der Schule selbst zu bewerben, entwarfen die Bauhausschüler*innen Poster und Postkarten, auf denen sie ihre Schule darstellten. In diesem Modul bekommen die Teilnehmer*innen anhand der Plakate und Postkarten von 1923 einen Einblick in die Plakatkunst, Werbegrafik und Typografie am Bauhaus und entwerfen im nächsten Schritt eigene Postkarten und Plakate, um ihre Schule oder eine bestimmte schulische Veranstaltung zu präsentieren und zu bewerben.
Schritt 1: Die Teilnehmer*innen bekommen eine kurze Einführung zum Hintergrund der Ausstellung in Weimar. Sie schauen sich die Entwürfe der Plakate und Postkarten der verschiedenen Schüler*innen und Meister*innen an und vergleichen Typografie, Technik und Darstellung. Das Plakat von Joost Schmidt ist besonders markant und ausdrucksstark. Welche Farben und Formen hat er verwendet und kombiniert? Was macht seinen Entwurf so stark?
Schritt 2: Die Teilnehmer*innen sollen im nächsten Schritt ihre eigenen Postkarten und/oder Plakate entwerfen. Wie würden sie ihre Schule darstellen? Gibt es eine bestimmte schulische Veranstaltung – einen Gedenktag, eine Theateraufführung, ein Musik- oder Sportfest –, auf welches sie aufmerksam machen möchten?
Schritt 3: Zunächst werden die nötigen Informationen zusammengetragen (Datum, Ort, Art der Veranstaltung etc.) und eine oder mehrere Techniken (Collage, Zeichnung) ausgewählt. Welche Farben, Formen und Motive vermitteln einen passenden Eindruck zur Veranstaltung? Welche Farben eignen sich, um die gewünschten Emotionen und Gefühle zu vermitteln? Wie lassen sich Schrift und Motive so verbinden, dass die Informationen bestmöglich verstanden werden?
Schritt 4: Die fertigen Plakate und Postkarten werden aufgehängt und gemeinsam angeschaut. Gibt es Ähnlichkeiten? Welche Entwürfe gefallen den Teilnehmer*innen am besten? Können sie für die Veranstaltung vervielfältigt und verwendet werden?
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Dörte Helm - Bauhaus-Ausstellung Postkarte Nr. 14
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Paul Klee - Postkarte 1923
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Paul Klee - Die heitere Seite. Farblithographie auf leichtem Karton
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Joost Schmidt - Bauhaus-Ausstellung 1923
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Theo van Doesburg - Design for a poster for the Section d'Or exhibition
Der Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus mit dem Anspruch, Kunst und Handwerk zu verbinden. Ziel der Schule war die Ausbildung eines neuen Künstlertypus, der Produkte im Bereich Design und Architektur verbinden sollte, welche sich für die industrielle Massenproduktion eigneten. Die Schule trat mit der Idee an, Lebensvorgänge und somit die Gesellschaft insgesamt gestalten zu wollen, das Schaffen von Gesamtkunstwerken durch gemeinschaftliche Arbeit stand dabei im Fokus. Gleichzeitig waren Interdisziplinarität und experimentelles Ausprobieren entscheidende Komponenten der pädagogischen Ausrichtung.
Die Typografie spielte am Weimarer Bauhaus zunächst nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn im Kurs "Schriftformlehre" bereits mit geometrisch konstruierten Schriften experimentiert wurde. Die Stellung der Typografie in der Bauhaus-Lehre änderte sich erst 1923 mit der Berufung von László Moholy-Nagy als Nachfolger von Johannes Itten als Leiter des Vorkurses. Im Zuge der Bauhaus-Ausstellung 1923 wurde eine "Reklamewerkstatt" unter der Leitung von Wassily Kandinsky eingerichtet und es begann eine intensive Auseinandersetzung mit der Typografie, die später auch ein wichtiger Teil des Unterrichtsprogramms wurde.
Im Juni 1922 drängte die thüringische Regierung darauf, die bisherige Arbeit des Bauhauses in einer Art Leistungsschau auszustellen. Zwar hielt das Bauhaus selbst diesen Zeitpunkt für zu verfrüht, dennoch konzentrierte Walter Gropius die Kräfte der Hochschule auf die Ausrichtung dieser ersten Ausstellung, in den Werkstätten musste länger gearbeitet werden, zum Sommersemester wurden keine neuen Studierenden aufgenommen. Zugleich beschloss der Meisterrat, anlässlich der Ausstellung ein vollständig eingerichtetes Musterhaus zu präsentieren. Georg Muche gewann den Wettbewerb mit seinem Entwurf für das „Haus am Horn“, welches von Gropius’ Architekturbüro gebaut wurde, die Ausstattung war ein Gemeinschaftswerk aller Werkstätten des Bauhauses. Das Haus am Horn war das erste realisierte Beispiel neuen Wohnens in Deutschland.
Eingeleitet wurde die Ausstellung, die vom 15. August bis 30. September 1923 zu sehen war, von der Bauhauswoche, die beim Publikum und der Presse sehr großen Anklang fand. Gropius eröffnete die Ausstellung mit einem Vortrag über Kunst und Technik – eine neue Einheit. Es folgten Vorträge von Kandinsky über „Synthetische Kunst“ und dem holländischen Architekten Oud über die Entwicklung der modernen niederländischen Baukunst. Paul Hindemiths Marienlieder wurden uraufgeführt und Konzerte mit Musik von Busoni, Krenek und Strawinski gespielt. Kurt Schmidts Mechanisches Ballett und die Reflektarischen Lichtspiele von Hirschfeld-Mack wurden von den Bauhaus Schüler*innen aufgeführt, der Höhepunkt war die Aufführung von Oskar Schlemmers Triadischem Ballett. Ferner wurden Arbeiten der Meister*innen und Schüler*innen im Landesmuseum sowie in den Schulgebäuden gezeigt und Gropius’ neu eingerichtetes Direktorenzimmer konnte besichtigt werden.
Begleitet wurde die Ausstellung durch die Herausgabe des Manifestes STAATLICHES BAUHAUS IN WEIMAR 1919-1923 in einer Auflage von 2600 Exemplaren, 2000 in deutscher, 300 in englischer und 300 in russischer Sprache hergestellt. Der Einbandentwurf stammte von Herbert Bayer.
Im Rahmen der Bauhausausstellung stellte Gropius zudem eine Internationale Architekturausstellung zusammen, mit der er die Linie einer funktionell-dynamischen Architektur aufzeigen wollte. Es handelte sich um die erste Präsentation moderner Architektur in den 1920er Jahren.
Die Ausstellung und die Festlichkeiten fanden beim Publikum und der Presse sehr großen Anklang. Dennoch konnte das Bauhaus nicht lange in Weimar bestehen. In der Zeit der Weimarer Republik galten Lehrer, Schüler und Bewunderer des Bauhauses als „links“ und „internationalistisch“. Politisch rechte Parteien lehnten das Bauhaus von Anfang an ab. Nachdem sich die Machtverhältnisse nach der Landtagswahl in Thüringen im Februar 1924 geändert hatten, kürzte die Regierung den Etat um 50 %. Finanziell und politisch von der Thüringer Regierung unter Druck gesetzt, beschloss der Meisterrat 1925 den Umzug nach Dessau.