Filmvorführung Die Ehe der Maria Braun

Die Ehe der Maria Braun © Rainer Werner Fassbinder Foundation

Mi, 20.11.2024

18:45 Uhr

ByTowne Cinema

70 Jahre German Films

Die Jubiläumsfilmreihe zeigt einige der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten sieben Jahrzehnte.

Die Ehe der Maria Braun

Regie: Rainer Werner Fassbinder
Jahr: 1978
Dauer: 120 Min.
Drehbuch: Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich
Kamera: Michael Ballhaus
Schnitt: Rainer Werner Fassbinder (as Franz Walsch), Juliane Lorenz
Cast: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny

Festivals und Preise: 
Berlinale 1979 (Wettbewerb)

Die 1970er Jahre waren das Jahrzehnt von Rainer Werner Fassbinder. Das ebenso begabte wie kapriziöse Regie-Wunderkind aus München machte zunächst mit seinem Action-Theater und später dem Antitheater Ende der 1960er Jahre auf sich aufmerksam. Bald drehte er auch Filme - oft drei oder vier pro Jahr - mit seinem Ensemble aus Schauspielern, Musikern und Bühnenbildnern, die er scheinbar buchstäblich auf Lebenszeit von sich abhängig machte. Das Filmemachen lernte Fassbinder durch das Betrachten von Filmen - besonders beeindruckt war er von den großen Melodramen des deutsch-dänischen Hollywood-Regisseurs Douglas Sirk - und eben durch das Filmemachen. „Mach viele Filme, damit mein Leben ein Film wird“, steht auf dem Gedenkstein in seiner Heimatstadt Bad Wörishofen. Und es waren über 40, als er 1982 im Alter von nur 37 Jahren starb.

Fassbinder, der wie kein anderer die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts so anschaulich, extravagant, bissig, bunt, schmerzhaft, liebevoll, knallig und kritisch darzustellen vermochte, hatte 1978 seinen größten Erfolg: DIE EHE DER MARIA BRAUN mit seiner Lieblingsschauspielerin Hanna Schygulla warf einen ganz besonderen und noch nie dagewesenen Blick auf das Leben einer deutschen Frau in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Marias Ehemann, der als vermisst gemeldet ist, taucht plötzlich auf und findet seine Frau in den Armen eines schwarzen amerikanischen Soldaten.

Maria tötet den Soldaten, aber ihr Mann nimmt die Schuld auf sich, indem er ins Gefängnis geht. In dieser Zeit geht Maria nicht auf die Straße, um Trümmer zu sammeln, sondern um Karriere zu machen. Sie nutzt die Ressourcen des Systems, das später als Motor des Wirtschaftswunders gefeiert werden wird.
Fassbinder will nicht die Geschichte einer Heldin erzählen, sondern präsentiert das Handeln einer starken, aber verletzlichen Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, als großes historisches und vor allem menschliches Melodram (Drehbuch: Peter Märthesheimer) mit überwältigenden Bildern (Kamera: Michael Ballhaus), außergewöhnlichen Kostümen (Barbara Baum), einzigartigem Produktionsdesign (Norbert Scherer) und hervorragenden Schauspielern: Klaus Löwitsch, Ivan Desny, Gisela Uhlen, Günter Lamprecht, Gottfried John und vor allem Hanna Schygulla in der Titelrolle. Sie gewann 1979 auf der Berlinale den Silbernen Bären als beste Darstellerin.

Mit diesem Film beendete Fassbinder sein wohl kreativstes Jahrzehnt nach Meisterwerken wie DER MERKANT DER VIER JAHRESZEITEN (1971), MARTHA (1973), ALI: Furcht frisst die Seele (1974) und IN EINEM JAHR DER 13 MONDE (1978). Die 80er Jahre begannen dann natürlich mit seinem Lieblingsprojekt: BERLIN ALEXANDERPLATZ nach dem Roman von Alfred Döblin. Das Filmgenie Rainer Werner Fassbinder hat den Roman, der sein Leben begleitet hat, in Form einer 14-teiligen Fernsehserie endlich in Angriff genommen. Und wie!
 

Zurück