Es scheint immer schwieriger, Fakten von „alternativen Fakten“, News von „Fake News“, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Und Klartext vom Text? #Klartexte möchte einen aufmerksamen, unaufgeregten und kritischen Medienkonsum fördern.
Lies Texte aufmerksam und bis zum Ende durch – viele Nachrichten sind bei Weitem nicht so sensationell, wie es die Überschriften vermuten lassen. Falschmeldungen werden oft mit reißerischen Überschriften versehen, damit sie sich schneller verbreiten.
Fake News, vor allem solche, die automatisch generiert wurden, weisen oft grammatische Fehler oder eine ungewöhnliche Formatierung auf. Auch stilistische Fehler sind ein Hinweis darauf, dass ein Text nicht professionell redigiert wurde, was seine journalistische Glaubwürdigkeit verringert.
Stammt die Information aus einer dir bekannten Quelle? Ist die Internetadresse wirklich korrekt? Viele Seiten mit Falschmeldungen ahmen bekannte Nachrichtenquellen nach. Wenn du eine bestimmte Quelle nicht kennst, lohnt sich ein Blick in das Impressum, um nachzuprüfen, wer für die entsprechenden Inhalte verantwortlich ist und wer sie finanziert hat. Hat der Betreiber der Website seine Adresse und seine Kontaktdaten angegeben? Seiten mit Falschmeldungen haben oft keine physische Adresse. Satirewebseiten hingegen weisen ausdrücklich darauf hin, dass ihre „Nachrichten“ nicht der Wahrheit entsprechen.
Vergewissere dich, dass der Autor sich wirklich mit dem Thema auskennt, über das er schreibt. Mitunter geben Autoren sich als Experten in einem bestimmten Gebiet aus, ohne es wirklich zu sein.
Prüfe, ob eine Nachricht wirklich aktuell ist und einen Bezug zur gegenwärtigen Situation hat. Manche Falschmeldungen werden auch dann noch weitergegeben, wenn sie längst widerlegt wurden. Außerdem enthalten viele Falschmeldungen fehlerhafte Datumsangaben und Ortsnamen.
Existieren die Institutionen und Dokumente, auf die sich der Artikel bezieht, wirklich? Wurden die zitierten Aussagen tatsächlich so getätigt? Viele Falschmeldungen berufen sich auf angesehene Institutionen oder bekannte Personen, verdrehen oder erfinden aber die Tatsachen. Auch der Verweis auf ungenannte Experten oder das Fehlen von Quellenangaben kann ein Hinweis darauf sein, dass es sich um eine Falschmeldung handelt.
Wurde der Beitrag möglicherweise von einem Unternehmen gesponsert? Werbung besteht nicht immer aus bunten Bildern – manchmal ist sie auch als Artikel getarnt.
Achte darauf, ob ein Autor lediglich Informationen über ein bestimmtes Ereignis vermittelt oder ob er seine persönliche Meinung einfließen lässt. Beiträge, die subjektive Bewertungen enthalten und in einer emotionalen Sprache geschrieben sind, geben in erster Linie die Meinung des Autors wieder, die nicht zwangsläufig der Realität entspricht.
Unser Gedächtnis und unser Urteilsvermögen sind nicht unfehlbar. Bestimmte Formulierungen, Inhalte und Präsentationsformen bewirken, dass uns manche Informationen glaubwürdiger erscheinen als andere. Die Ersteller von Fake News machen sich dieses Phänomen zunutze. Wir sollten uns also nicht nur auf den ersten Eindruck verlassen, sondern Inhalte, die wir als besonders sensationell empfinden, gründlich überprüfen.
Versuche nach Möglichkeit, mehrere Informationsquellen mit unterschiedlichen Perspektiven zu nutzen. Dies ist auch eine gute Methode, um besonders sensationelle Meldungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen: Wenn eine Nachricht nur in einer einzigen, wenig bekannten Nachrichtenquelle erscheint, handelt es sich möglicherweise um eine Falschmeldung.
Klartext meint den unverschlüsselten Teil einer Botschaft, also den Teil, der für alle lesbar und – idealerweise – verständlich ist. Was aber ist von Ankündigungen zu halten wie „Jetzt kommt Klartext“? Gibt nicht derjenige, der so den Eindruck erwecken will, nun besonders offen und ehrlich zu sein, gleichzeitig zu, dass er das vorher nicht war?
Umgekehrt unterstellt die Forderung an die Politik und die Medien, „nun aber mal Klartext“ zu sprechen, dass der Öffentlichkeit Informationen vorenthalten werden. Selbst, wenn es sich dabei mitunter „nur“ um eine Parole im politischen Diskurs handelt: Hier wird ein Vertrauensverlust in die Berichterstattung formuliert – und geschürt.
Es scheint immer schwieriger, Fakten von „alternativen Fakten“, News von „Fake News“, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden. Und Klartext vom Text? Es gibt Akteure, denen es genau darum geht, uns derart zu verunsichern.
Die gute Nachricht ist: Ein aufmerksamer, unaufgeregter und kritischer Medienkonsum hilft. Wer die Mechanismen medialer Manipulation und Desinformation versteht und erkennt, minimiert das Risiko, sich betrügen zu lassen.
Das ist das Ziel von #Klartexte.
Klartext
Der K. wird immer dann versprochen, wenn ein Politiker oder eine Politikerin den Eindruck erwecken will, besonders ehrlich zu sein. Damit ist die Ankündigung, nun komme aber K. jedoch ein Armutszeugnis, beziehungsweise eine Floskel. Bedeutet es doch, dass offene und ehrliche Aussagen in der politischen Sprache nicht die Norm sind. Auch in seinem eigentlichen Wortsinn zeigt sich dieser Widerspruch. In der Kryptographie bezeichnet der K. den entschlüsselten, also den für jeden lesbaren Teil einer Botschaft und meint den Gegensatz zum verschlüsselten, eben nicht verständlichen Teil. In der Umgangssprache ist das ähnlich, dort ist mit K. eine leicht verständliche Botschaft gemeint. Das aber würde bedeuten, dass Politik eben nicht verständlich ist, dass sie sich dem normalen Zuhörer nicht erschließt. Denn wenn politische Botschaften eindeutig und allgemein verständlich wären, bräuchte es die Ankündigung nicht, das Kommende sei nun wirklich mal K.
Neben dem Goethe-Institut Tschechien sind an #Klartexte die Goethe-Institute Polen und Ungarn, das Onlinemagazin jádu sowie Partner in Tschechien (Watchdog-Magazin HlídacíPes), Polen (Think Tank Polityka Insight und Information Society Development Foundation FRSI) und Ungarn (Media and Communication Department, ELTE Eötvös Loránd University, Budapest) beteiligt.