Fast ein halbes Leben
by Rainer Hällfritzsch and Petra Sattler
Foto: © Goethe-Institut London/Nicolas Gäckle
Der Film ist eine Montage aus neuen (2014) und Aufnahmen aus einem ersten Film (2002) über die selben ProtagonistInnen. Sie erzählen von den Schrecken der Flucht, den erlittenen Verletzungen, der Angst vor Abschiebung und dem sich Durchbeißen in der „neuen Heimat“: Welche Träume aus dem ersten Film haben sich erfüllt? Wie sicher ist ihr Aufenthaltsstatus nach 12 Jahren in Deutschland?
Youmna betreibt heute mit ihrer Mutter einen Brautmodenladen in Neukölln und arbeitet außerdem als Make-up Assistentin, um den Familienunterhalt zu sichern. Mit ihrem Status als Geduldete hat sie keinerlei Anspruch auf staatliche Unterstützung. Eigentlich hätte sie gerne Medizin studiert. Auch nach 24 Jahren ist ihr Bleiberecht nicht gesichert. Im Film reflektiert sie ihre Situation und die Missstände deutscher Flüchtlingspolitik.
Jasmina und ihre Familie haben die Schrecken der Flucht erlebt. Ihr Großvater wurde in Srebrenica ermordet, ihr Vater ist traumatisiert. Jasmina hat mit ihrem bosnischen Mann eine Familie gegründet und arbeitet nach ihrer Ausbildung in einem Steuerbüro. Viele ihrer Wünsche haben sich erfüllt. Aber auch sie erhofft sich Veränderungen im Umgang mit Flüchtlingen.
Ayssar ist nach jahrelangem Ringen um einen gesicherten Aufenthaltsstatus mittlerweile deutscher Staatsbürger, trotz seiner gespaltenen Gefühle. Einerseits fühlt er sich von den Deutschen inzwischen akzeptiert. Aber Diskriminierung empfindet er trotzdem. Es mache ihm nur nicht mehr so viel aus wie früher. Er konnte sich einen großen Berufswunsch „Bodyguard“ erfüllen, musste aber nach einem Unfall auf Taxifahrer umsatteln.