Protagonist und Plakate

Die Hauptfigur – Warum ein Schimpanse/Affe

The character main image © GI-Kol and S. Mukherjee Der Protagonist der Plakate, ein Affe, ist eine symbolische Anspielung auf die ursprüngliche Primitivität menschlichen Verhaltens. Die Weltbevölkerung wurde mit einer Darstellung der Evolution des Menschen unterfüttert, auf der die Stadien vom Affen zum Menschen zu sehen sind. Selten wurde Homo sapiens darauf als Frau gezeigt. Der Affe ist ein Symbol für das ständige Streben des Menschen nach einer zivilisierten Denkweise. Wir befinden uns noch immer in Entwicklung, einer Entwicklung weg von den Fesseln einschränkenden Verhaltens, von Fehlverhalten gegenüber den Mitmenschen, weg von einem Verständnis von Macht als roher, primitiver Ausdrucksform – auf der persönlichen Ebene, im Großen wie im Kleinen.

Der Protagonist soll der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, um sozial akzeptierte Einstellungen zu Männlichkeit als Eigenschaft aufzuzeigen. Denn Maskulinität ist an kein Geschlecht gebunden. Es ist ein Verhaltensmuster, das sich Machtansprüche zu eigen macht und körperliche Fähigkeiten, Dominanz und Stärke demonstriert.

Der auf den Plakaten dargestellte Affe ist weder eine Anlehnung noch eine sarkastische Anspielung auf politischen oder religiösen Idealismus. Der Affe symbolisiert hier den Wachstumsprozess der Menschheit auf ihrem Weg zu einer inklusiven, mitfühlenden und ausgewogenen Gesellschaft, in der schließlich alle im wahrsten Sinne des Wortes zu Menschen werden.

 

Plakat 1

mql poster 1 © GI-Kol and S. Mukherjee Das Plakat ist eine Anspielung auf den Kultfilm Bahubali und seine Demonstration männlicher Existenz. Er rückt den Schutz des männlichen Kindes als zukünftigem Herrscher des Landes in den Fokus. Das erste Plakat nimmt das oben beschriebene Motiv auf, in dem männliche Wesen verehrt und gleichzeitig als erkennbar männliche Herrscher gezeigt werden. Das Bild spiegelt ein gewisses Siegesgefühl anlässlich der Geburt eines männlichen Kindes wider, das zugleich mächtig und affirmativ ist.   

 

Plakat 2

mql poster 2 © GI-Kol and S. Mukherjee Das Plakat zeigt die jüngste Feier einer ungeschönten Projektion von Maskulinität im Film Pushpa, in dem vielfältige Fragen zur Akzeptanz des Mannes als Symbol gesellschaftlicher Überlegenheit aufgeworfen wurden. Der Film war sehr beliebt und verfestigte die Idee eines Protagonisten als Symbol für ein durch und durch unreflektiertes männliches Verhalten. Dadurch werden Fragen über die Existenz eines ‚Heldentums‛ aufgeworfen, das sich hinter hegemonialer Maskulinität versteckt und einen direkten Gegensatz zur Existenz von Schwäche darstellt.  

Auf dem Plakat wird dem beliebten Ausruf des Hauptdarstellers im Film - „Mein jhukega nahi sala” (Ich werde mich nicht beugen) – mit der Aussage „Jhukega to insult nahi hoga sala” (Sich zu beugen, ist keine Beleidigung deiner Existenz) entgegnet.
 

Plakat 3

mql poster 3 © GI-Kol and S. Mukherjee Das Plakat ist ein visuelles Statement, das eine direkte Verbindung zu männlichen Eigenschaften in Machtdemonstrationen zieht: Das Aufzwingen von Machtstrategien, die Demonstration der eigenen Fähigkeiten und die Zerstörung all dessen, was menschlich ist. Ist Männlichkeit ein primitives Blutbad? Ist sie eine unverfälschte Zurschaustellung zerstörerischer Fähigkeiten? Oder zwingt die Gesellschaft dem ‚MANN‛ diese Eigenschaften auf?
                          
Das Plakat zeigt einen Gewaltakt als Verhalten, in dem Menschlichkeit von Macht überschattet wird. Es ist zudem eine Anspielung auf das bekannte Lied „Char bottle vodka“ (Vier Flaschen Wodka) von Honey Singh, in dem der Ausdruck von Männlichkeit oder Macht als Fähigkeit des grenzenlosen Sich-Betrinkens dargestellt wird.
 

Plakat 4

mql poster 4 © GI-Kol and S. Mukherjee Von den Straßen in die Köpfe… Das Versickern von Schmutz ist lautlos, aber übermächtig. Das vierte Plakat der Reihe, PEEtritantra, befasst sich mit dem uralten Missstand, die Gesellschaft mit Zwängen, Toxizität und veralteten Ideen zu verunreinigen. Vergleichbar mit dem Akt, in sauberes Wasser zu urinieren und dieses untrennbar zu verschmutzen, tragen männliche Eigenschaften zu einer unvermeidbaren Verunreinigung gesellschaftlicher Einstellungen bei.

Mit seinem Bezug auf die weitverbreitete Angewohnheit des öffentlichen Urinierens auf den Straßen setzt das Plakat dies in Beziehung zu dem animalischen Akt der Reviermarkierung – „Boys can 'GO' anywhere", Jungs können überall hingehen.

Handelt es sich hierbei lediglich um eine bequeme Pose, mit der ein Mann sich ganz nach seinem Willen seiner Körperflüssigkeit entledigen kann? Oder rechtfertigen wir mit dieser weitverbreiteten Praxis die Ermächtigung des Mannes durch eine verdrehte und unsinnige Verhaltensweise?

PEEtritantra ist das bengalische Wort für Patriarchat.
 

Plakat 5

mql poster 6 © GI-Kol and S. Mukherjee BETA

Ein Beta-Mann ist jemand, der in gesellschaftlichen und beruflichen Situationen häufig eine passive oder untergestellte Rolle einnimmt.

Ruhig, geduldig, gelassen und oft ohne eigene Bedürfnisse – der Beta-Mann steht in der Hierarchie unter dem Alpha-Mann. Der Beta ist zufrieden mit dem, was er hat und verfolgt keine eigenen Ambitionen. Er kommt seiner Verantwortung nach und entspricht den Erwartungen des Alpha-Mannes. Die Überschrift des Plakates lautet „Papa kahte hain bara naam karega‟ (Papa sagt, dass ich einmal berühmt werde), eine Anspielung auf einen sehr bekannten Hindi-Filmsong.

Der Beta-Mann möchte immer alle Bedürfnisse erfüllen und den gängigen Männlichkeitsvorstellungen entsprechen. Er folgt dem Anführer bedingungslos und trägt jede Verantwortung, die ihm auferlegt wird. Er ist immer zuverlässig, egal wie groß seine Verpflichtung auch sein mag. Er arbeitet von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, bis er keine Energie mehr hat.    
 

Plakat 6

Bruce Lee Poster © GI-Kol and S. Mukherjee Bruce Lee Charlie

Im Zeitalter der Meme sind Wortspiele und kulturelle Ikonen wichtige Einflussfaktoren in unserem Alltag. Dieses Plakat zeigt zwei Ikonen verschiedener Epochen, die mit ihren überragenden Fähigkeiten, Hindernisse zu überwinden, die Massen beeinflusst haben.

Einer der auf dem Plakat dargestellten Charaktere ist Bruce Lee, die legendäre Kampfkunstikone, die der Welt demonstrierte, wie sich Stärke lenken lässt, um Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Er spielte eine wichtige Rolle dabei, die Kampfkunst weltweit populär zu machen, ein Trend, der weiter anhält. Die andere Figur auf dem Plakat stellt Charlie Chaplin dar, ein herausragender Schauspieler, der der Welt mit seiner komischen Darbietung, hinter der sich die Sorgen seines Protagonisten verbargen,  Taktiken vorführte, wie man mit Tragödien umgehen kann.

In unserer Kultur werden sie immer noch als „Brucelee“, der Mann, der furchtlos kämpfen kann, und „Charlie“, der Komiker, gesehen. Diese einengende, doch weit verbreitete Deutung regte andere Darsteller an, als falsche Brucelees und Charlies ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Der Künstler lenkt unsere Wahrnehmung auf andere Eigenschaften eines Mannes zu lenken, der im Plakat als „ManLee“ bezeichnet wird - ein Mann, der sich mit Kinderbetreuung und anderen Tätigkeiten im Haus beschäftigt und stolz darauf ist, ein entwickeltes menschliches Wesen zu sein.

Der bengalische Text ‘nakal hoyite sabdhan’ bedeutet „Vorsicht vor Fälschungen“ und hinterfragt fehlgeleitete Vorstellungen von Männlichkeit.