Syberberg und Wagner

Das Werk Richard Wagners ist von fundamentaler Bedeutung nicht für die Geschichte der Musik, sondern auch der gesamten europäischen Kultur. Seine Vision eines Gesamtkunstwerks inspirierte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Künstler und Kommentatoren aus sämtlichen Bereichen der Kultur. Einen besonderen Zugang zu der Wagnerschen Idee des Gesamtkunstwerks bieten die Wagner-Tage in Warschau: In der Nationaloper im Teatr Wielki in Warschau wird die Oper „Lohengrin“ aufgeführt und in der Galerie Opera und im Kino Iluzjon wird das Projekt SYBERBERG UND WAGNER über den Einfluss des Komponisten auf den deutschen Filmemacher Hans-Jürgen Syberberg präsentiert.

Syberberg und Wagner © CSW Łaźnia, GI | Projekt Joanna Remus-Duda

Porträt des Künstlers

Hans-Jürgen Syberberg © Hans-Jürgen Syberberg

Hans-Jürgen Syberberg ist ein deutscher Künstler und Filmemacher, der in seinem Schaffen an Wagners Idee des Gesamtkunstwerks anknüpft. Er ist einer umstrittensten Chronisten der deutschen Kulturgeschichte und eine der bedeutendsten Gestalten des zeitgenössischen Autorenfilms und Experimentalfilms. Syberberg ist seit 1955 als Filmemacher tätig. In seinen charakteristischsten Filmen erforscht er die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Syberberg folgt der Wagnerschen Vorstellung des Gesamtkunstwerks, das Musik, Theater, Lyrik, Bilder und Bewegung miteinander verbindet. Mithilfe moderner Medien erschafft er eigene Gesamtkunstwerke des 20. Jahrhunderts. Er ist zu Hundert Prozent der Autor seiner Werke: als Drehbuchautor und Regisseur und oft auch als Kameramann, Bühnenbildner, Filmeditor, Arrangeur und Marionettenspieler. Susan Sontag würdigte den letzten Teil seiner deutschen Trilogie „Hitler, ein Film aus Deutschland“ als einen der bedeutendsten Filme des 20. Jahrhunderts. Henri Langlois von der Cinémathèque Française bezeichnete ihn als „Murnau des zeitgenössischen Films“.

Hans-Jürgen Syberberg ist ein kontroverser Künstler. Seine Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert in seinen Filmen der 70er und 80er Jahre entzog sich in ihrem bildgewaltigen Assoziationsreichtum gängigen historisch-linearen Deutungsschemata und trug ihm, vor allem mit Blick auf die monumentale sechsstündige Hitler-Tetralogie, den Vorwurf der Verharmlosung des Faschismus ein. Wer ihn kennt und wer seine zahllosen Texte und Interviews liest, weiß, dass dies nicht so ist.

Syberberg deckt in seinen Arbeiten deutsche Mentalitätsgeschichte auf. Karl May, der Bayernkönig Ludwig II. und Hitler sind für ihn deren signifikante Kristallisationspunkte. Eine vierte Gestalt tritt hinzu, ist strukturell immer gegenwärtig: Richard Wagner, dessen Werk auch im 21. Jahrhundert noch genauso polarisiert wie zu Lebzeiten des Komponisten. Keiner der Filme Syberbergs trägt den Namen des Komponisten, aber in ihrer Gesamtheit messen sie das Feld seiner Wirkungsgeschichte aus, politisch und ästhetisch. Dabei entwickelt der Regisseur Gestaltungsmittel, die seine Filme zu unverwechselbaren Meisterwerken machen. Dass diese Gestaltungsmittel über den filmischen Zusammenhang hinaus künstlerischen Eigenwert besitzen, haben spätestens die großen Installationen auf der documenta 10 und im Centre Georges Pompidou bewiesen.

Filme und Beschreibungen

Das Projekt SYBERBERG UND WAGNER präsentiert das künstlerische Schaffen Hans-Jürgen Syberbergs und insbesondere die Wagnerschen Motive in seinen Werken. Gezeigt wurden fünf der wichtigsten Filme des Regisseurs. Zusätzlich wurde im Foyer des Kinos die Filminstallation SYBERBERG UND WAGNER präsentiert.

Begleitprogramm

Im Anschluss an die Vorführung des Films „Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König“ fand eine Diskussion mit Hans-Jürgen Syberberg statt.

Im Rahmen des Begleitprogramms wurde im Kino Iluzjon die Filminstallation SYBERBERG UND WAGNER präsentiert.

Impressum

Centrum Sztuki Współczesnej ŁAŹNIA, 16. - 20. Oktober 2013
Kino Iluzjon in Warschau, 05.-09. April 2014
Centrum Sztuki Współczesnej „Znaki Czasu“ in Toruń, 01.- 26. Oktober 2014