Wie lange wird die Erinnerung an die Mauer bleiben, wenn die originale Konstruktion verschwindet? Nach 30 Jahren ist die Nutzung des ehemaligen Todesstreifens, eines Stücks Land zwischen der Außenseite der Mauer in der ehemaligen DDR und der West-Berlin direkt umgebenden Innenseite, unterschiedlich: von Gedenkstätten bis hin zu Erholungsflächen. Nur wenige Grenzanlagen sind im Stadtraum erhalten geblieben. Die Repräsentation der Berliner Mauer wird zunehmend symbolisch. Die Geschichten der Mauer sind unter der sanierten und neugedachten Fläche des ehemaligen Todesstreifens und der Umgebung versteckt.
Nach dem Fall der Mauer 1989 sind die Betonelemente zum materiellen Symbol der Freiheit geworden. Heute liegen die Preise der Mauerstücke am Checkpoint Charlie zwischen 25,90 und 134,90 Euro, je nach Größe. Natürlich kann man sie auch in Souvenirshops oder von Privathändlern erwerben. Aber die im Museum gekauften Stücke verfügen über ein Echtheitszertifikat.
Ralph, ein lokaler Bauer auf dem ehemaligen Todesstreifen im südlichen Teil Berlins. Er zeigt ein originales Stück der Berliner Mauer. Ralph wurde 1964 geboren. Einige Jahre zuvor wurde das Grundstück, das seiner Familie seit Generationen gehörte, von den DDR-Behörden weggenommen. Als Kind spielte Ralph in der Nähe des Todesstreifens und warf Steine gegen die Mauer. In den frühen 1990er-Jahren wurde das Grundstück der Familie zurückgegeben und seitdem lebt Ralph dort. Ehemalige von den Westdeutschen gebaute Patrouillenwege für die Armee aus dem amerikanischen Sektor sind immer noch sichtbar, wie auch zwei Pappeln: die einzigen Bäume, die die Entwaldung des Todesstreifens überlebten. Ralph besitzt 25 schottische Hochlandkühe, Jakobschafe, Pferde, 4 Hunde und 2 Katzen.
Rafał Milach
Visueller Künstler, Fotograf, Autor von preisgekrönten Büchern, u.a. The Winners, 7 Rooms und Pierwszy marsz dżentelmenów. Er erhielt den prestigeträchtigen Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2018 und den World Press Photo Contest. Mitbegründer des Kollektivs Sputnik Photos, 2018 wurde er von Magnum Photos als Mitglied nominiert. Seine Werke wurden mehrmals in Polen und international ausgestellt und gehören zu den Sammlungen von u.a. dem Zentrum für Zeitgenössische Kunst Ujazdowski-Schloss in Warschau, der ING-Stiftung für Polnische Kunst, dem Kiyosato Museum of Photographic Arts (Japan) und Brandts in Odense (Dänemark).