„Der unterm Hals zugeknöpfte Smoking"
Ausstellung von Zbigniew Sałaj
Reiner Stach „Kafka. Die frühen Jahre 1883-1911”, PIW 2021
© Zbigniew Sałaj
© Zbigniew Sałaj
© Zbigniew Sałaj
© Zbigniew Sałaj
© Zbigniew Sałaj
Schneiderpatronen, Schnittmuster und Schablonen sind seit meiner Kindheit immer wieder in meinem Wahrnehmungsbereich aufgetaucht, aber ich habe sie erst später, in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre, näher betrachtet, wenn meine Frau ihrem Schneiderhobby nachging. Oft glich die Fläche des Bodens unserer kleinen Wohnung, dicht bedeckt mit bunten, abwechselnd aus Papier und Stoff gestanzten Formen, abstrakten Kompositionen. Die äußerst reizvolle Visualität der Formen verleitete uns dazu, sie direkt auf die Bildflächen zu übertragen. Schließlich wurden die auf den ersten Blick absurd anmutenden, aus Tausenden von verschiedenen Linien, Strichen, Bezeichnungen gewebten Papierpatronen selbst zu den Zielobjekten meiner visuellen Untersuchungen, den Zitaten meiner malerischen Auseinandersetzungen. Die ersten Realisierungen präsentierte ich 1989 in einer Ausstellung mit dem Titel „Verpackbarkeit, Bekleidbarkeit'“.
Nach mehr als drei Jahrzehnten kehre ich noch einmal zum Schnittmuster zurück, aber im veränderten Kontext der kafkaesken Absurdität, einer Vorstellungskraft, die weit über das Schneiderhandwerk hinausreicht.
Die Titelepisode von Franz Kafka, zitiert aus dem biografischen Buch von Reiner Stach, zeigt die zeitlose Universalität des jugendlichen Aufbegehrens gegen den etablierten Kulturcode. Die stattfindenden Transformationsprozesse, von der aus der mütterlichen Wiege gehobenen Matrix bis hin zu den unbeholfenen Versuchen, sich in die eigene Zeit zu fügen, führen zu sukzessive freigesetzten Bildern von personalisierten Geflechten von zunehmend permanenter Innervation.
Zbigniew Sałaj
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Zbigniew Sałaj
ist Maler, Erschaffer von Objekten und Installationen. Er arbeitet als Professor an der Fakultät für Malerei der Akademie der Schönen Künste in Krakau und leitet das Interdisziplinäre Studio. Er malt in unterschiedlichen Techniken, zeichnet, kreiert Papier-, mobile Objekte und Installationen, arbeitet als Fotograf, er schafft Land Art und betätigt sich auf dem Gebiet der Videokunst. Am bekanntesten sind die mit seiner originellen Methode geschaffenen statischen und beweglichen Objekte aus Papier sowie Objekte, die auf das Konzept des Künstlerbuchs anspielen. An den Rändern zusammengeklebt, entwickelt er Papierschnipsel in Form von kompakten Objekten oder amorphen Stücken, die je nach Lage und Form des Untergrunds keine eigene Gestalt annehmen. Oft entstehen Objekte, die sich durch Berührung in ihrer Form verändern lassen. Seine Werke wurden in mehr als 30 Einzelausstellungen gezeigt, er nahm an mehr als 80 Gruppenausstellungen im In- und im Ausland teil, darunter Ausstellungen mit Malerei, Zeichnungen, Papierobjekten, mobilen Installationen, Fotografie und Aktionen im Freien.
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