Deutsch hat Klasse
Didaktische Empfehlungen
Wie gestaltet man den Deutschunterricht im Projekt „Deutsch hat Klasse“?
Die Popularität des Projekts „Deutsch hat Klasse“ und sein innovativer Charakter regen zum Nachdenken an, wie Deutschunterricht in den beteiligten Klassen gestaltet und realisiert werden soll. Lehrer fragen sich oft, ob die Teilnahme am Projekt nicht allzu große Abweichung von den curricularen Rahmenrichtlinien für die Allgemeinbildung (Podstawa programowa kształcenia ogólnego) bedeutet. Mit einer kleinen Anzahl von Unterrichtsstunden, die ihnen zur Verfügung stehen, haben sie Angst, dass sie es nicht schaffen, das amtlich benötigte Unterrichtsmaterial zu bewältigen.
Welche konkreten Vorteile bringt daher „Deutsch hat Klasse“? Inwieweit passt es in die Lehrpläne? Wie ist sein Bildungspotential zu nutzen und in die verstärkte Entwicklung der Sprache und der Persönlichkeit der Schüler zu verwandeln? Auf diese Fragen versuchen wir in diesem Text Antworten zu finden. Zu Beginn möchten wir jedoch betonen, dass allein Ihr Interesse daran schon davon zeugt, dass Sie Bildungsziele der Lehrpläne sowie die Popularisierung moderner didaktischer Methoden im Fremdsprachenunterricht ernst nehmen.
Die curricularen Rahmenrichtlinien und die Ansätze der modernen Fremdsprachendidaktik
Die im Schulsystem verbindlichen curricularen Rahmenrichtlinien spiegeln die aktuellen Trends in der Fremdsprachendidaktik wieder. So gehen sie weit hinaus über das traditionelle Konzept der rein sprachlichen Kompetenz und legen besonderen Wert auf die Entwicklung von sogenannten Soft Skills, die die Lernenden zum selbständigen Funktionieren in einer demokratischen Gesellschaft befähigen. Mit Bezug auf die Grundlagen des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen verpflichten sie die Lehrenden, im Fremdsprachenunterricht Sprachhandlungen in einem breiten gesellschaftlichen Kontext zu definieren. Kommunikation und Sprachentwicklungsprozess bedeuten nach dieser Auffassung Aufgaben zu lösen, die im Gegensatz zu den klassischen Grammatik- und Wortschatz-Übungen jeweils die Verwendung von bestimmten Kommunikations- und Lernstrategien erfordern. Die Auswahl und die Überprüfung von diesen Strategien ermöglicht die Entwicklung der einzelnen Lernenden. Der Austausch von Erfahrungen und die gegenseitige Unterstützung bei der Gruppenarbeit machen den schulischen Sprachunterricht sozialer, was Schüler ermutigt, mit anderen zu kooperieren.
Die vorgestellten didaktischen Ansätze sind an allen Stellen der curricularen Rahmenrichtlinien für den Fremdsprachenunterricht vorhanden. Sie sind auch einer der wichtigsten Pfeiler des Gesamtkonzepts der zeitgenössischen polnischen Schulbildung. Sie sind insbesondere in denjenigen Einträgen des sprachlichen Kerncurriculums für Schulen sichtbar, die Interaktion in Wort und Schrift sowie Verhandlung betreffen (Punkte 6-8 des Lehrplans für die dritte Bildungsstufe in den Varianten III.0 und III.1).
Der Einsatz offener Unterrichtsformen (Bildungsprojekte) wird explizit in Abschnitt 10 des gleichen Dokuments empfohlen. An dieser Stelle wird vorgegeben, das Fremdsprachenlernende schulische und außerschulische Sprachprojekte verfolgen sollten, deren Hauptzweck es ist, die sogenannten Soft Skills zu entwickeln, die für die Zusammenarbeit in der Gruppe notwendig sind. Die mit diesem Ansatz korrespondierenden Curriculum-Abschnitte zur Einführung der Schüler in den Prozess der Selbstevaluation (Abschnitt 9), zur Entwicklung ihrer strategischen Kompetenz (Abschnitt 12) und zur Nutzung verschiedener Informationsquellen, auch durch Informations- und Kommunikationstechnologien (Abschnitt 11), ergänzen nur die oben beschriebenen modernen Fremdsprachenunterrichtsansätze, indem sie sie in unserem Unterricht konkretisieren.
Offene Lehr- und Lernformen – Projektarbeit
Die in den curricularen Rahmenrichtlinien erwähnte Zusammenarbeit in der Gruppe für die Durchführung von schulischen und außerschulischen Projektarbeiten fügt sich ins Format der sogenannten offenen Lehr- und Lernformen ein. Die „Offenheit“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Unabhängigkeit des Schülers vom Lehrer, sein Verantwortungsgefühl für das Lernen und die Unabhängigkeit bei der Gestaltung der Aufgabe. In einem so orientierten Bildungsprozess wird die Rolle des Lehrers auch wesentlich anders konzipiert. Er wird zu einer Art Manager von Projektaufgaben und Berater, der effektive, bewährte Strategien in sensiblen Situationen nahelegt. Seine Arbeitsweise kann mit dem Coaching verglichen werden, das bestmögliche psychologische Bedingungen gewährleistet, damit Schüler ihre Anforderungen und Aufgaben bewältigen könnten. Der Kern seiner Einstellung zur Klasse sei Offenheit für die Umsetzung der kreativen Ideen der Schüler.
Die in Lehrwerken vorgeschlagenen Projekte beschränken sich in der Regel auf Klassenunterricht. „Deutsch hat Klasse“ ist ein langfristiges Projekt, dessen Umsetzung eine Reihe von Menschen außerhalb der Klasse oder Schule einbezieht, was die Schüler zusätzlich auf so wichtige Vorteile des Prozesses der demokratischen Sozialisation (Partizipation) sensibilisiert.
Die gleichen Ziele – eine andere Art des Unterrichtens
Die Teilnahme am Projekt „Deutsch hat Klasse“ ist komplett identisch mit der Verwirklichung der Zielsetzungen des Lehrplans und verringert in keiner Weise seine Wichtigkeit für den Klassenunterricht. Ganz im Gegenteil: Sie zeigt den Lehrer als denjenigen vor, der diesen Zielsetzungen folgt und sich dabei moderner Lehrmittel bedient. Das ist genau die Art und Weise, in der der Lehrplan das Format des modernen Sprachunterrichts in der Schule verfasst.
Das Projekt „Deutsch hat Klasse“ stellt Schülern konkrete sprachliche und kommunikative Anforderungen, die in einigen Fällen das Niveau der bisher erworbenen Fähigkeiten überschreiten können. Der Bildungskontext dieser Art wird sich immer positiv auf den gesamten Lernprozess auswirken. Die Schüler werden hier ungezwungen ihre Sprach- und Kommunikationsbedürfnisse entdecken, was sie zum Weiterlernen motiviert und zu Ideen ermutigt, die über den grundlegenden Unterrichtskanon hinausragen. Die gemeinsame Arbeit an dem Projekt fördert außerdem den partnerschaftlichen Umgang mit „Stärken“ und Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder der Projektgruppen. Wird die Aufgabe zu einem erfolgreichen Abschluss geführt und die Möglichkeit besteht, ihre Ergebnisse vor einem breiteren Publikum vorzustellen, so sind die Lernenden zum Weiterlernen der Sprache stark motiviert und sehen deutlich, dass die Funktionalität der Sprache und ihr kommunikativer Wert nicht nur auf Klassenraum und Schulaktivitäten beschränkt sind. Mit solch einem umfangreichen Projekt eröffnen wir unseren Schülern viele Möglichkeiten für Selbstverwirklichung, nicht nur in der Sprache.
Die Teilnahme am Projekt „Deutsch hat Klasse“ ist auch ein wichtiges Bildungsunterfangen, das den Lernenden eine Art des „Eintauchens“ in die deutsche Sprache bietet. Dieses Phänomen, in einem ausländischen Fremdsprachenkurs in der Regel garantiert, ist ziemlich schwierig in der exolingualen Realität zu erreichen, wo die Lernenden keinen direkten Kontakt mit der Alltagssprache haben. In Polen bleibt uns gewöhnlich übrig, die deutsche Sprache ziemlich systemhaft zu studieren und spezifische Sprachkontexte im realitätsfernen Klassenambiente nachzuahmen. Das Projekt „Deutsch hat Klasse“ überwindet diese Formel, indem es den Lernenden natürliche Kontexte anbietet, die in seinen Rahmen eingebettet sind. Da seine Teilnehmer kreativ sein sollen und nach alternativen Lösungen suchen müssen (auch was sprachliche Strukturen angeht), wird natürlicherweise der authentische Bedarf, auf Deutsch zu kommunizieren, stimuliert. Die Lernenden werden daher in die Sprache „eingetaucht“ und beginnen sie wirklich zu erwerben, statt sie oft nur einzupauken.
Wichtige Fragen und Antworten
Wer die Teilnahme am Projekt „Deutsch hat Klasse“ erwägt, stellt sich eine ganze Reihe von Fragen, die sich aus den relativ hohen Anforderungen des Lehrplans für Sprachkurse ergeben, wobei gleichzeitig eine kleine Anzahl von Unterrichtsstunden für die deutsche Sprache zur Verfügung steht. Hier sind die am häufigsten gestellten Fragen, die wir schon mehrmals beantwortet haben.
1. Wie kann ich das Projekt bei einer geringen Anzahl von Unterrichtsstunden für die deutsche Sprache realisieren?
Der Beitritt zum Projekt sollte in erster Linie als ein wichtiger Schritt zur Förderung des Deutschunterrichts in der Schule gedeutet werden. Zur Förderung des Sprachunterrichts, der immer noch recht stereotyp mit mühsamen, didaktisch ziemlich traditionell aufgefassten Sprachübungen assoziiert wird. Wie jedes Unternehmen wird es von uns etwas Hingabe verlangen, mit Sicherheit mehr als eine bis zwei, und sogar manchmal drei Unterrichtsstunden pro Woche, die uns in der Regel zur Verfügung stehen. Seine Auswirkungen sollten jedoch eine relativ große Resonanz in unserer Schule finden, was schließlich den Status des Deutschunterrichts und die Einstellung der Schüler ändern kann. Die Sache ist es wert!
2. Wie sind die Strukturen zu bewältigen, die herkömmliche grammatisch-syntaktische Kompetenzen der Schüler überschreiten? Sie scheinen manchmal über die curricularen Richtlinien fürs Gymnasium hinauszugehen.
Offene Unterrichtsformen gehen immer mit Situationen und Sprachkontexten einher, in denen das spontane Kommunizieren die Verwendung von Strukturen erfordert, die außerhalb der zuvor erworbenen Sprachkenntnisse der Schüler liegen. Es ist für sie daher eine strategische Herausforderung, die sie zur dynamischen Auswahl von den erworbenen Fähigkeiten und zur spontanen Bildung von sprachlichen Formen zwingt, die den formal akzeptierten strukturellen Lösungen nicht entsprechen müssen. Diese Art von Training zeigt, warum es sich lohnt, neue Strukturen zu lernen, und motiviert zur Weiterbildung. Die Nutzung dieses Potenzials macht Ihren Unterricht nicht nur während des Projekts selbst, sondern auch im Nachhinein erfolgreich. Manchmal lohnt es sich den Lernenden diese oder jene grammatische Regel zu erklären, selbst wenn sie über das aktuelle Bildungsprogramm hinausgeht. Nie zu viel von hilfreichen, transferbereiten Kommunikationsinhalten in unserem Unterricht.
Projektarbeit fördert nicht nur Sprach- und Kommunikationskompetenz, sondern auch eine Reihe von bereits genannten Soft Skills, die in einer demokratischen Gesellschaft sehr begehrt sind. Dazu gehören u.a. die Fähigkeit, seine Meinung vor einem breiteren Publikum zu präsentieren, geduldig zuzuhören, zu diskutieren und sich mit den anderen zu streiten, für bestimmte Lösungen zu argumentieren sowie gemeinsam nach einem alternativen Ausgang zu suchen. Diese Kompetenzen werden auch mithilfe von unserem Lernspiel „Klasse mit Klasse“ trainiert, das wir speziell für Projektinteressierte vorbereitet haben. Sein Schwerpunkt ist nicht nur Sprachvermittlung, sondern vor allem auch die Schüler auf die Zusammenarbeit zu sensibilisieren und einzustimmen. Wir empfehlen Ihnen, sich mit diesem Spiel vertraut zu machen.
3. Wie kann ich meinen Schülern Perfekt-Aussagen beibringen, wenn diese Zeitform ziemlich spät im Unterricht vorkommt?
Die Vergangenheitsform „Perfekt“ ist eines der wichtigsten „Triebwerke“ der Kommunikation. In unseren alltäglichen Aussagen berichten wir meistens über Ereignisse, die bereits eingetreten sind. Solchen Zusammenhang liefert auch das Projekt „Deutsch hat Klasse“, dessen Verlauf zu berichten sei. Dies erfordert ein paar Beispielsätze (ohne grammatische Erläuterungen) mit dieser Vergangenheitsform. Ihr Aufkommen allein wird die Lernenden ermutigen, künftig diese Zeitform zu studieren, weil es ihnen zeigt, dass sie konkrete sprachliche und kommunikative Bedürfnisse erfüllt, die sich im Laufe unseres Projekts ergeben. Alternativ kann man die einzelnen Phasen des Projekts in Gegenwartsform wiedergeben. Die vorbereitete visuelle Präsentation gleicht die „Sprachdefizite“, die mit der ungeeigneten Zeitform zu tun haben, aus.
4. Wie kann ich meinen Schülern (im Gymnasium) den ziemlich schwierigen Wortschatz beibringen, der die Veränderungen in der Klasse beschreibt, die das Projekt mitbringt?
Das Beschreiben einer positiven Verwandlung im Klassenzimmer erfordert in der Tat Wortschatz, der gewöhnlich in unseren Lehrwerken nicht vorhanden ist. Aber denken Sie immer daran, dass unser Projekt Kontexte generiert, in denen bestimmte Wörter verwendet werden müssen, was oft nicht für Lehrbuch-Vokabeln der Fall ist. Nutzen Sie diese Angelegenheit! Dies garantiert automatisch den Sprachgebrauch in einer bestimmten realen Kommunikation und Sprachhandlung. Dies fördert das Memorieren der Vokabeln und erweitert das lexikalische Vermögen unserer Schüler. Im Falle der schwierigsten Wörter sollten die beispielhaften Verwendungskontexte als ganze Phrasen (Chunks), ganze Sätze vorgegeben werden. Sie sind leichter zu merken als kontextlose Vokabeln.