Das Elitäre in den Künsten | Literatur
China-Literatur: um Masse und Macht
![01Key Visual Eliten 01Key Visual Eliten](/resources/files/jpg802/bild_header1-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Die europäisch-amerikanische China-Literatur besitzt für Fragen um die Funktion von Eliten und ihrem Verhältnis zur Gesamtgesellschaft eine herausragende Bedeutung: Sie dreht sich um die Organisation scheinbar absoluter Macht, um Gruppen streng ausgebildeter Beamt*innen und außergewöhnlicher Gelehrter, um drastische Elitenwechsel und energiegeladene Bevölkerungsmassen.
Der Kurvenverlauf folgt der Popularität der China-Literatur im Sinne der sozialen Breitenwirkung. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die diesbezüglichen Trendwenden kurz getaktet.
Nach Gründung der Volksrepublik waren chinesische Szenarien jahrzehntelang Teil einer hochspezialisierten gesellschaftstheoretischen Diskussion, zu der radikal elitenkritische Stimmen der Zeitschrift Kursbuch mit Forderungen nach einer revolutionspädagogischen „Selbsterziehung der Massen“ ebenso beitrugen wie der hierarchie- und rechtsbewusste Spitzendiplomat Erwin Wickert mit Warnungen vor der menschenverschlingenden Anarchie. China-Romane wie Wickerts Der Auftrag und Tilman Spenglers Der Maler von Peking begleiteten die aktuellen Sachbücher ihrer Verfasser mit historischen Fallstudien zum Aufbau und Verfall von Macht, zu Elitenkonkurrenz und Volksverführung. Sie hielten eine Literatursparte am Leben, die seit der kosmopolitischen Aufbruchsstimmung der 1990er-Jahre und seit den Krisen der liberalen Demokratie zu neuerlicher Popularität als besonders einleuchtendem Medium sozialer Ordnungsentwürfe findet.
Beispiele von China-Literatur
Karl May: Et in terra pax (1901, erw. 1904 als Und Friede auf Erden!)
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten (1902/03, engl. 1904 als The Letters Which Never Reached Him)
Beispiele 2:
Alfred Döblin: Die drei Sprünge des Wang-lun (1916, engl. 1991 als The Three Leaps of Wang Lun: A Chinese Novel)
Franz Kafka: Beim Bau der Chinesischen Mauer (1917, engl. 1933 als The Great Wall of China)
Beispiele 3:
Pearl S. Buck: The Good Earth (1931, dt. 1933 als Die gute Erde. Roman des chinesischen Menschen, verfilmt 1937, Literaturnobelpreis 1938)
Vicki Baum: Hotel Shanghai (1939, engl. 1939 als Shanghai '37)
Bertolt Brecht: Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration (1939, engl. 1976 als Legend of the Origin of the Book Tao-te-ching on Lao tse’s Road to Exile)
Beispiele 4:
Erwin Wickert: Der Auftrag (1961, engl. 1964 als The Heavenly Mandate, erw. 1979 als Der Auftrag des Himmels. Ein Roman aus dem kaiserlichen China)
Tilman Spengler: Der Maler von Peking (1993)
Zurück zur Übersicht