Das Elitäre in den Künsten | Bildende Kunst
Die US-amerikanische Malerei im 20. Jahrhundert
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Im Jahr 1913 erlebte das New Yorker Publikum eine Ausstellung von einer in den USA bis dahin beispiellosen Größe – die Armory Show. Die in der riesigen Halle der 69th Street Armory ausgestellte Unmenge an Kunstwerken richtete die Aufmerksamkeit der Massen auf die aktuellsten Trends der europäischen Malerei.
Walter Pach und Arthur Davies, Leiter der kurz zuvor gegründeten Association of American Painters and Sculptors (AAPS) waren 1912 durch Westeuropa gereist. Sie arrangierten Leihgaben mit dem Neuesten aus Impressionismus, Fauvismus und Kubismus, darunter Bilder von Henri Matisse und Marcel Duchamp. Die AAPS lud auch amerikanische Künstler*innen ein, Arbeiten beizutragen. Die Ausstellung von 1913, die in abweichender Form auch in Chicago und Boston gezeigt wurde, umfasste über tausend Kunstwerke, wovon beinahe ein Viertel von europäischen Künstler*innen stammte. Die Elite amerikanischer Künstler*innen und Kunstsammler*innen, die Europa bereist hatten, kannten diese avantgardistischen Gemälde bereits. Das breite Publikum in den USA war davon jedoch überrascht. Die Werke verursachten einen öffentlichen Aufschrei. So karikierten Zeitungen beispielsweise Marcel Duchamps kubofuturistisches Gemälde Akt, eine Treppe herabsteigend, indem sie das Werk mit der Rush Hour in der New Yorker U-Bahn oder dem Sonnenaufgang vor einem Holzlager verglichen; sogar Präsident Theodore Roosevelt zog einen unvorteilhaften Vergleich mit einem Navajo-Vorleger in seinem Badezimmer.
Die US-amerikanische Malerei der direkten Nachkriegszeit war dominiert von einem Stil, der als Abstrakter Expressionismus bekannt geworden ist. Im Jahr 1955 veröffentlichte der Kritiker Clement Greenberg den Essay American Type-Painting, in dem er Jackson Pollock und andere abstrakte Künstler*innen als zur Elite gehörende, avantgardistische Modernisten verteidigte. Diese konzentrierten sich auf spezifische Eigenschaften der Malerei, einschließlich der für den Modernismus zentralen flatness oder Flachheit, die sie von anderen Kunstformen unterschied. Dieser Spätmodernismus positionierte die Malerei oft als autonome, vom alltäglichen Leben abgeschirmte Kunstform – allerdings wurden Pollocks Bilder 1951 auch als Hintergrund für Modefotografien in der Vogue eingesetzt.
In den 60er und 70er Jahren zeigte die elitäre Kunstwelt in den USA ein wachsendes Interesse an nicht-malerischen Kunstformen, darunter postmoderne Fotografie, Installation, Video oder Performancekunst. Viele Kritiker*innen erwogen bereits den „Tod“ oder das Ende der Malerei. Die 80er Jahre ließen jedoch ein wiedererwachtes Interesse an der zeitgenössischen amerikanischen Malerei erkennen. Die Wanderausstellung American Painting: The Eighties (1979) der Kunsthistorikerin und Kritikerin Barbara Rose und die Biennale des Whitney Museum 1981, die als Trendsetter galt, legten den Akzent wieder auf neoexpressionistische und figurative Malerei.
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