Das Elitäre in den Künsten | Literatur
Die Geschichte des Comic

01Key Visual Eliten
Igor Miske © Unsplash

Der amerikanische Comic entstand im 19. Jahrhundert und erfuhr seinen Höhepunkt in den 1940er Jahren, als Stars wie Superman auf der Bildfläche erschienen. Die Geschichte des Comics und seiner Popularität ist durch eine Berg- und Talfahrt gezeichnet, die schließlich mit der Entstehung der Graphic Novel ein neues Medium gefunden hat.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich die populären Druckgrafiken und Karikaturen in den Printmedien innerhalb von nur wenigen Jahren zum modernen Comic weiterentwickelt: aneinandergereihte Bilder in sogenannten Panels, auf denen die Comicfiguren in Sprechblasen kommunizieren. Diese neuen, populären Figuren der Comicseiten, beispielsweise die Katzenjammer Kids, kehrten Woche für Woche mit neuen Episoden wieder. Erstmals tauchten diese neuen Werke in den bunten Sonntagsbeilagen großer amerikanischer Tageszeitungen auf und wurden durch Lizensierung tagtäglich überall auf der Welt nachgedruckt. Es gab dabei offene Feindseligkeit zwischen den Künstler*innen der Elite, die auf Comics als kapitalistisches Spektakel heruntersahen, und den Comic-Künstler*innen, die sich als Entertainer verstanden und sich oft über den obskuren Anspruch der Kunstwelt lustig machten.

Friend of the Comic People
Friend of the Comic People, 1906 | © Louis Glackens, Library Of Congress, Wikipedia, bearbeitet, CC0-1.0
Mit dem erstmaligen Erscheinen von Superman im Jahr 1938 gewann die Comicindustrie eine eigenständige Identität. Dadurch konnte der Comic zu einem erfolgreichen Massenmedium werden, welcher das Radio, Fernsehen und Kino maßgeblich beeinflussen sollte.
 
Die enorme Expansion der Comicindustrie in den vierziger Jahren fand 1952 mit einer Reihe katastrophaler Ereignisse ein abruptes Ende und sollte sich davon auch nicht wieder erholen. Das erste dieser Ereignisse war ein Kriegszug von Comicgegner*innen, angeführt von Fredric Wertham; das zweite war der Zusammenbruch des Distributionssystems für Comichefte; und das letzte war der Einzug des Fernsehens.
 
Während die Popularität der Comics abnahm, verliebte sich die Kunstwelt in die Pop Art von Roy Lichtenstein. Seine Bilder zeigten Figuren, die aussahen, als entstammten sie Comics: Sie waren in grellen Farben und überzeichneten Benday Dots gemalt und stellten das absurde Spektakel, mit denen sich Comics ja beschäftigen, in den Vordergrund.
 
In den späten Sechzigern schuf eine wachsende Anzahl unabhängiger Verlage die Grundlage für eine neue Underground-Comic-Bewegung, die sich inhaltlich eindeutig eher an Erwachsene richtete. Der Marvel Comicverlag konnte seine steile Talfahrt aufhalten, indem er mit einer neuen Kollektion „verwundeter“ Superhelden wie Spiderman und den X-Men ein männliches Publikum im Studentenalter ansprach.

Spiderman
Amazing Spiderman Heft #25, 1965 | © Dave, Flickr, bearbeitet, CC-BY-NC-ND-2.0
Während der 80er und frühen 90er Jahre baute die Comicbuchindustrie auf ein neues Vertriebssystem, bei dem Comicläden im Mittelpunkt standen, die ihre Comics vergünstigt direkt bei den Verlagen einkauften. Als neuen Service für Sammler hielten Comicläden ältere Ausgaben weiter vorrätig. Das Sammeln von Comics breitete sich weiter aus und so gab es immer mehr Exemplare dieser Sammlerausgaben, die im Zuge dessen nicht besonders viel wert waren. 1992 brach die Comicindustrie erneut zusammen und tausende Comicläden mussten ihr Geschäft aufgeben. Die Verbreitung von Videospielen und PCs hatte weiter zur Abnahme des Comic-Konsums beigetragen.
 
Als Maus von Art Spiegelman 1992 im Pantheon Verlag erschien, veränderte dies den Status von Comics radikal. Maus wurde als Graphic Novel, als bebilderter Roman, bezeichnet und sein Status als Kritikerliebling brachte im Anschluss ein breites Spektrum an neuen Graphic Novels hervor; diese wurden in Buchläden verkauft, die sich an ein elitäres Publikum richteten und wurden von der Literaturkritik hoch gelobt. Die neue Generation von Comic-Künstler*innen, die Graphic Novels kreierten, definierte sich selbst als Künstler*innen.

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