Saskia Groneberg
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Saskia Groneberg, geboren 1985 in München, studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Kommunikationsdesign und absolvierte nach dem Diplom ein Meisterschülerstudium für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich mit der vom Menschen geformten Umwelt auseinander.
Insbesondere beschäftigt sie sich seit einiger Zeit mit künstlich gestalteter Natur, die ihren Ausdruck etwa in Parks und Landschaften oder Zierpflanzen findet. Diese hinterfragt sie als Projektionen von Sehnsüchten und Bedürfnissen, die vor dem Hintergrund spezifischer kultureller, politischer und gesellschaftlicher Situationen entstehen.
In ihren Projekten geht Saskia Groneberg ihren Fragestellungen nach, ohne sie vordergründig zu thematisieren. Ihre Beobachtungen und phänomenologischen Recherchen entsprechen einer Spurensuche, die sie schließlich in eigene Bezüge und Formen setzt.
Ihre Arbeit "Büropflanze" (2012) ist ein wissenschaftlich anmutendes Forschungsprojekt zur deutschen Bürofauna. In einem opulenten Buchobjekt, das an alte botanische Bildbände erinnert, finden sich präzise s/w Aufnahmen von Büropflanzen in ihrer natürlichen Umgebung und ein Herbarium gesammelter und mittels Scanner archivierter Pflanzenteile. Aufsätze der Angestellten geben darüber hinaus Einblick in die Psyche der Pflanzenbesitzer. Die gesammelten Stecklinge bestehen auch als lebendiges Archiv in einer laborartigen Installation fort, sie wurzeln und wachsen. "Büropflanze" wurde unter anderem mit dem Preis "gute aussichten_junge deutsche fotografie 2012/2013" ausgezeichnet und mehrfach im In- und Ausland ausgestellt.
Das kürzlich fertiggestellte Buch- und Videoprojekt "Vesuv, Venus" (2014–2015) ist eine fragmentarische Bildergeschichte im Setting des ersten großen Landschaftsparks auf dem Europäischen Festland, dem Wörlitzer Park. In der traumhaften, historisierenden Kulisse des Parks bewegen sich Touristen wie Figuren in einem Tableau vivant. Mit ihren größtenteils klassisch komponierten S/W- Fotografien bezieht sich Saskia Groneberg auf die Landschaftsmalerei und verschleiert bewusst den Faktor der Zeit. Winter folgt auf Frühjahr, Detail auf Sequenz, Traum auf Dekonstruktion. Dass die Idylle eine Illusion ist, der Park ein künstlich erschaffener, dynamischer Ort, der kontinuierlich gepflegt, renoviert und beackert werden muss, bezeugen Details wie Geländer, Rankhilfen und die Spurrillen von landwirtschaftlichen Fahrzeugen.
In Bangalore plant Saskia Groneberg sich mit dem inzwischen leider fragwürdigen Image Bangalores als "Garden City" visuell auseinanderzusetzen. Im Fokus steht für sie dabei der Botanische Garten Lalbagh, der bereits bei einem früheren Besuch in Bangalore ihr besonderes Interesse weckte. Der historische Park, der in seiner 250 jährigen Geschichte kontinuierlich verändert wurde, ist ein Ort der Pflanzenkunde, aber vor allem Naherholungsgebiet und Touristenattraktion. Seine Rolle für die rasant gewachsene Stadt Bangalore zu ergründen, und umgekehrt die Rolle der Stadt für den historischen Park, stellt für sie eine spannende Forschungsarbeit dar.