Handelsgymnasium Ankara
- Baujahr: 1928–30
- Ort: Sıhhiye, Ankara
- Architekt: Ernst A. Egli
Das Handelsgymnasium liegt in der Nähe des Volkshauses (Halkevi) und des Ethnografischen Museums und ist noch heute in einem guten Zustand. Der zweigeschossige Bau fällt vor allem wegen seines steilen Ziegeldaches auf, der Eingang befindet sich an der Schmalseite des Hauptbaus. Auf beiden Seiten schließen sich Abschnitte mit Service- und Verwaltungseinheiten sowie einem Lesezimmer an. Dem Baukörper rechts vom Eingang ist parallel zum Hauptbau ein weiterer, zweigeschossiger Teil vorgelagert. Durch ein dreiflügeliges Portal mit zwei hohen Säulen, wie es in den 1930er-Jahren Mode war, betritt man das Gebäude. Der Fahnenmast sowie der eckige Turm mit Uhren an zwei Fronten und einem kleinen Balkon bilden ein Gegengewicht zu den horizontalen Gebäudeabschnitten.
Der Eingang im Erdgeschoss des Haupttrakts führt durch einen breiten Flur zu der früheren Aula, die heute als Sporthalle genutzt wird. Dieser große Raum hat einen Stahlbetonrahmen und eine Kassettendecke; ebenso wie die Klassenzimmer wird er durch Lüftungsschächte belüftet. Die Aula hat eine Art Empore, zu der seitliche Treppen hochführen. Im oberen Stockwerk liegt nach Westen ein Balkon und eine große Terrasse, die früher vermutlich zur Dienstwohnung des Direktors gehörte. Zu beiden Seiten des Korridors befinden sich auf diesem Stock vier Klassenzimmer und die Toiletten. Wie im Bau des Gesundheitsministeriums sind auch hier in beiden Stockwerken die Zugänge zu den Zimmern durch schräg angeschnittene Seitengewände akzentuiert.
Die Formensprache des Bauwerks weist Ähnlichkeiten mit dem von Ernst Egli in den gleichen Jahren entworfenen Konservatorium auf: Einfassung der Einzelfenster mit vorspringenden Rahmen, horizontale Gesimsbänder oben und unten an den nebeneinander liegenden Fenstern, mit Spritzbeton verputzte Fassaden, Verkleidung der Stützpfeiler, Fensterstürze und des Sockels mit rotem Andesit sowie die allgemeine Anordnung der einzelnen Gebäudeabschnitte.
Dieses Schulgebäude zeichnet sich durch seine stabile Bauweise, seine menschlichen Proportionen, die gut geplanten und durchdachten Details, die interessanten Motive der Eisengeländer an Balkon, Terrasse, Treppen und Türen sowie durch das für jene Zeit sehr fortschrittliche Heizungs- und Belüftungssystem aus. Er ist ein konkreter Beweis dafür, welche Bauwerke trotz der begrenzten Möglichkeiten in den ersten Jahren der Republik geschaffen werden konnten.
2010