GLÜCK & SPRACHE
Triest klingt in Grau und Blau, sagt ein Komponist, und er hat recht: Wir sind hier, als es eben Herbst wird, Dämmerung fällt in die Stadt, von der Osmiza, der Besenwirtschaft oben im Karst schauen wir hinunter auf Stadt und Meer. Gelbe Lichtpunkte sind auf dem Wasserspiegel zu senkrechten goldenen Fäden ausgezogen. Trocken und rau klingt das Gestein. Die Triestiner lieben ihren Wind, die Bora, die an Straßenschildern rüttelt und durch den Schornstein pfeift, sie lieben das Meer, auch im Winter, wenn es gegen die großen Steinbrocken der Uferbefestigung klatscht.
In unserem Rücken liegt Slowenien, die Stadtgrenze ist Landesgrenze und dass sie wieder offen ist, genießen die Menschen. Die Geschichte der Stadt spiegelt sich im Klang der verschiedenen Sprachen und Dialekte, die hier parallel gesprochen werden; und ihr Glück spiegelt sich auch in der Tatsache, dass wieder sein darf, was nicht immer so war: an einer Grenze lebend eine grenzüberschreitende Identität leben zu können und zu dürfen.