Der Deutsche Pavillon an der 23. Triennale Milano International Exhibition Nomadic Cosmologies and Fugitive Power
Das Goethe-Institut Mailand organisiert die Teilnahme der Bundesrepublik Deutschland an der 23. Triennale Milano International Exhibition Unknown Unknowns. An Introduction to Mysteries. Der Deutsche Pavillonwird vom Auswärtigen Amt unterstützt und von Red Forest kuratiert. Vom 15. Juli bis zum 11. Dezember 2022 werden die acht Radiosendungen mit internationalen Expert*innen, Nomadic Cosmologies and Fugitive Power - Red Forest Radiograms, die das Programm des Pavilions darstellen, im Deutschen Pavillon, auf Radio Raheem Mailand und reboot.fm Berlin ausgestrahlt. Acht Klang- und Erfahrungsgespräche, die Klimakämpfe mit Umweltgerechtigkeit und transformativer Zukunft verweben.
Die Red Forest Gruppe ist ein lockerer Zusammenschluss, der auf Affinitäten und sich überschneidenden Praktiken beruht, und dessen Ziel es ist Forschung, Kunst, politische Vorstellungskraft sowie Sozialmaßnahmen miteinander zu verbinden, angetrieben von dem Streben nach transformativer Gerechtigkeit und ökologischer Wiedergutmachung. Im Jahr 2021 initiierte die Gruppe eine pan-kontinentale Forschung, die sich hauptsächlich auf die Überschneidungen zwischen dem zeitgenössischen Extraktivismus und den verschiedenen Datifizierungsverfahren konzentrierte. Infrastrukturen der kollektiven Wechselwirkung und Interdependenz als wirkliches Potenzial sind Grundlage für die Zusammenstellung und Organisation ihrer Arbeiten. Ihre Forschung schafft unter anderem den theoretischen Rahmen des energetischen Materialismus, welcher notwendig ist, um dringende kulturelle und soziale Prozesse zu konzeptualisieren und somit die Verteidigung des Lebens und die Konstruktion einer pluriversalen Zukunft, in der ein respektvoller Austausch möglich ist, zu gewährleisten.
Ins Leben gerufen wurde Red Forest von David Muñoz-Alcántara, Diana McCarty, Mijke van der Drift und Oleksiy Radynski, nachdem ihre kollektiven Aktivitäten während eines BAK-Stipendiums 2019-2020 in Utrecht aufeinandergetroffen waren. Die Gruppe entwickelt sich zu einer wachsenden Konstellation von Künstlern, Aktivisten, Forschern, Medienproduzenten, Filmemachern, Philosophen, Pädagogen und Zeitreisenden, die interdisziplinäre Projekte verwirklichen. Im Jahr 2021 wurde ihre laufende Forschung in den Bereichen Extraktivismus, Datafizierung und transformative Gerechtigkeit von der Kone Foundation in Finnland unterstützt. Sie produzieren eine experimentelle, soziale und zeitlich begrenzte Performance-Serie in Kyiv und Berlin mit dem Titel Sambatas Stagings, unterstützt vom Kooproduktionsfond des Goethe-Instituts Kyiv und dem Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin. 2022 veranstalten sie Nomadic Cosmologies and Fugitive Power – Red Forest Radiograms als Deutscher Pavillon der 23.Triennale Milano International Exhibition Unknown Unknowns. An Introduction to Mysteries.
Der Künstler, Architekt und Wissenschaftler David Muñoz-Alcántara befasst sich mit den Themen Nomadische Denkhaltung und Ästhetische Praxis an der Schnittstelle von Zukunft und Gegenwart. Seine jüngsten Arbeiten konzentrieren sich auf die Bereiche militante Poetik und radikale Kritik durch Kunst, mit dem Fokus auf Befreiungskämpfe gegen Klasse- Geschlecht- und Rassenschranken. Muñoz-Alcántara produziert kontextspezifische Installationen, die sich oft auf politische Handlungen wie kollektives Studieren, Zeichnen, Schreiben und Übersetzen beziehen. Er hat einen DA in zeitgenössischer Kunst von der Aalto-Universität, Espoo, einen MA in angewandter Kunst und Design von der Universität Helsinki, Helsinki, und ein Diplom in Architektur von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, Mexiko-Stadt. Er ist Gründer des ForschungsstudiosNÆS-Nomad Agency/Archive of Emergent Studies (2011-heute), welches Forschung als politische Aktivität begreift, und Mitglied des Redaktionsausschusses von Rab-Rab Press. 2019-2020 war er BAK Fellow an der Basis voor actuele kunst, Utrecht und KONE-Forschungsstipendiat im Jahr 2021. Muñoz-Alcántara lebt und arbeitet in Helsinki.
Die feministische Medienaktivistin Diana McCarty ist eine der Gründungsredakteurinnen von reboot.fm, dem preisgekrönten freien Künstlerradio aus Berlin. McCarty ist außerdem Mitbegründerin der Radionetzwerke Radia Network und 24/3 FM Radio Network Berlin, von FACES (faces-I), einer Online-Community für Frauen, und des Vereins elsehere. 2020 war sie Ko-Kuratorin des Latitude on Air Radio Festivals und in den 1990er Jahren war McCarty als Cyberpunk im Bereich der unabhängigen Netzkultur u.a. bei net,art, nettime, der MetaForum Konferenzreihe und verschiedenen Hacking-Gruppen aktiv. Ihre Arbeit dreht sich um Kunst, Gender, Politik, Technologie, Medien und radikalen Feminismus. 2019-2020 war sie BAK Fellow an der Basis voor actuele kunst Utrecht und KONE-Forschungsstipendiatin im Jahr 2021. Sie ist Professorin für Film und Video (mit Filipa César) an der Merz Akademie. McCarty ist eine stolze Chicana aus Albuquerque und sie lebt und arbeitet in Berlin.
Die Philosophin, Performerin und Pädagogin Mijke van der Drift befasst sich mit Ethik als Schwerpunkt in multidisziplinärer Forschung über sozialen Wandel. Van der Drift ist Forschungsdozentin am Royal College of Art, London. Zuvor arbeitete Mijke Van der Drift als theoretische Leiterin des MA Non-Linear Narrative am Royal College of Art in Den Haag. Ihre Arbeiten sind im Journal of Speculative Philosophy, Journal of Aesthetics and Culture, bei Cambridge University Press, Routledge und vielen anderen Publikationen erschienen. 2019-2020 war sie BAK Fellow an der Basis voor actuele kunst Utrecht und im Jahre 2021 KONE-Forschungsstipendiatin. Van der Drift lebt und arbeitet in Amsterdam und London.
Oleksiy Radynski ist Filmemacher und Schriftsteller und lebt in Kyiv. Seine preisgekrönten Kurzfilme wurden bei zahlreichen Filmfestivals vorgeführt, darunter das DOK Leipzig, das Oberhausen Internationale Kurzfilm Festival, Kurzfilmtage Winterthur, Docudays IFF, Artdocfest, Odesa IFF, Watch Docs, Molodist IFF sowie im Institute of Contemporary Arts (London), e-flux (New York), SAVVY Contemporary (Berlin), International Studio & Curatorial Program (New York) und andere. Nach seinem Abschluss an der Kyiv-Mohyla-Akademie studierte er am Home Workspace Program (Ashkal Alwan, Beirut). Seine Texte wurden in Proxy Politics veröffentlicht: Power and Subversion in a Networked Age (Archive Books, 2017), Art and Theory of Post-1989 Central and East Europe: A Critical Anthology (MoMA, 2018), Being Together Precedes Being (Archive Books, 2019) und in e-flux journal. Er hielt Vorträge und Präsentationen im Berlinale Forum Expanded, im Museum of Modern Art (New York), in der Shtab (Bishkek), im Stroom Den Haag und bei der Architectural Association (London). Radynski ist Mitwirkender des VCRC, eine Initiative für Kunst, Wissen und Politik, die 2008 in Kyiv gegründet wurde und war 2019-2020 BAK Fellow an der Basis voor actuele kunst Utrecht sowie KONE-Forschungsstipendiat im Jahr 2021. Im Jahr 2020 organisierte er War and Cinema, einen Zyklus von Künstlerfilmen für e-flux Video and Film.
Die Radiogramme
Red Forest stellt das Programm des Deutschen Pavillon
Oleksiy Radynski im Gespräch mit Svitlana Matviyenko
Sonic Intervention by Sasha Dolgiy
Der sowjetische Geologe und Philosoph Vladimir Wernadskij ergründete während der Zwischenkriegszeit die Verwandlung des wissenschaftlichen Denkens in eine geologische Kraft, die materielle Prozesse auf planetarischer Ebene beeinflusst und in der Lage ist, die planetarische Biosphäre "entsprechend den Interessen der frei denkenden Menschheit als organisches Ganzes" umzugestalten und sie in die Noosphäre - eine hochgradig vernetzte Sphäre einheitlichen menschlichen Wissens - zu erheben. Wernadskij behauptete, der Übergang zur Noosphäre sei von der Menschheit selbst völlig unbemerkt und unreflektiert verlaufen, was zu verheerenden Folgen in Form von zwei Weltkriegen geführt habe. Entgegen seinem bedachten Optimismus hinsichtlich der Zunkunft der Noosphäre, starb er kurz vor dem Bombenangriff auf Hiroshima. Mit dem Cyberwar ist diese Zukunft eingetroffen, und das sich verschiebende Schlachtfeld befindet sich jetzt in der Ukraine, wo die Verbindung von Cyber- und Nuklearwaffen als symptomatische Spur der instabilen Noosphäre auftauchte.
Svitlana Matviyenko ist Assistenzprofessorin für kritische Medienanalyse an der Fakultät für Kommunikation und stellvertretende Direktorin des Digital Democracies Institute, Vancouver.
Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentrieren sich auf Information und Cyberwar, politische Informationsökonomie, Medien und Umwelt sowie Studien zur Infrastruktur.
Sasha Dolgiy ist Künstler, Musiker und Innovator. Von 2012 bis 2018 war er Organisator von ЭFIR, einem legendären „artist run space“, einem von KünstlerInnen betriebenen Ausstellungsraum in Kyiv. Seine Arbeiten wurden an zahlreichen Orten in der Ukraine und international vorgestellt, darunter auch auf der documenta 14.
Mijke van der Drift im Gesprchäch mit Jay Bernard, Thomas Nail und Sebastian De Line, Sonic Intervention by Femi Oriogun-Williams
Der durch Krieg, Krankheit und Ausbeutung ausgelöste Druck verändert die Welt. Lukrez' Gedicht aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. verbindet solche erkennbar zeitgenössischen Verwerfungen mit einer Philosophie der Transformation und der sich verändernden sozialen Beziehungen. In der Philosophie des Lukrez schafft die Materie neue Formen, und diese neuen Formen sind die Natur, die sich selbst erzeugt. Die Welt ist ein Wechselspiel von Verwandlungen. Lukrez’ Natur lädt uns dazu ein, Raum für die Potenzialität des Gedeihens zu schaffen, anstatt Veränderung durch Extraktion einzuschränken. Wege der Weltgestaltung werden geschaffen, jedoch nicht nur durch den "verwaltenden Menschen", sondern durch all die Prozesse der Materie, die Potenziale in Wirklichkeit verwandeln - denn diese sind Formen der Fürsorge und Aufmerksamkeit.
Jay Bernard ist ein Schriftsteller und Künstler aus London, dessen Arbeitsweise in Dokumentation, Archivierung und Sozialgeschichte verwurzelt ist.
Thomas Nail ist Professor für Philosophie an der University of Denver und Autor zahlreicher Bücher, darunter The Figure of the Migrant, Theory of the Border, Marx in Motion, Theory of the Image, Theory of the Object, Theory of the Earth, Lucretius I, II, III, Returning to Revolution und Being and Motion. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Philosophie der Bewegung.
Sebastian De Line ist Künstler, Associate Curator, Care and Relations am Agnes Etherington Art Centre und PhD Kandidat in Cultural Studies an der Queen’s University. Veröffentlichungen (u.a.): Journal of Visual Culture, Junctures, und Journal of Critical Race Inquiry.
Femi Oriogun-Williams ist Musiker, Schriftsteller und Radioproduzent. Seine Arbeit wurde im UK im nationalen Radio ausgestrahlt und er gestaltete Podcasts und Klanginstallationen für diverse Institutionen, wie zum Beispiel dem Somerset House, Serpentine Gallery, Bergen Kunsthall und Rough Guides.
Diana McCarty im Gespräch mit Anna Bromley, Tetsuo Kogawa & Alla Mitrofanova, Sonic Intervention JD Zazie
Radio ist nicht nur eine Medienform, sondern auch ein Phänomen der Ausstrahlung. Stellen wir uns das Radio als einen Sendevorgang bzw. Sendeprozess vor, bei dem das Empfangen gleichzeitig ein Teil des Sendens ist. Der Vorgang des Sendens und des Empfangens wäre eine Art Selbstoszillation, und die Beziehung zwischen dieser Aktion und dem Hörer wäre eine Resonanz, die unsere verschiedenen Emotionen elektrisiert und unsere Körper in Bewegung bringt. Der Punkt der Übertragung zwischen Technologie und Natur ist unser Körper, der vielleicht nur vorübergehend einen Verzauberungsprozess ermöglichen könnte, in dem Technologie, Kunst und unsere Existenz miteinander in Resonanz treten.
Anna Bromley ist eine Künstlerin, Radioproduzentin und Autorin. Ihre Installationen, Reenactments und sonischen Projekte wurden zuletzt von internationalen Festivals wie der documenta14, der Manifesta 14 und beuys2021| beuysradio in Auftrag gegeben. Sie forscht und lehrt zu dissidenten und klandestinen Radiopraktiken und ihren Geschichte(n) von unten.
Tetsuo Kogawa, seine Tätigkeiten als Lehrer, Regisseur und Freifunk-Aktivist, die er im Laufe seiner 80 Lebensjahre ausführte, erwiesen sich letztendlich als unsinnig. Heute konzentriert er sich hauptsächlich auf die Praxis der „Übertragung“, vom „Radio ohne Inhalt" über „Radio-Art“ und sogar bis hin zum Schreiben als „écriture transmission". https://radioart.jp
Alla Mitrofanova ist eine feministische Kritikerin und Philosophin, die mit Medienkunst und neuen Ontologien arbeitet. Sie schreibt und hält Vorträge über zeitgenössische Philosophie, die Theorie des Feminismus, Kunst, Wissenschaft und Performance. Mitrofanova lebt und arbeitet in St. Petersburg.
JD Zazie (aka Valeria Merlini) ist eine experimentelle DJ, Avantgarde-Turntablistin, Klangkünstlerin und Kuratorin aus Bozen mit Wohnsitz in Berlin. Ihre Erfahrungen als Radiomacherin waren Grundlage für die Erforschung verschiedener Ansätze zur Echtzeit-Manipulation von Tonaufnahmen. In ihrer Arbeit definiert sie DJ- und elektroakustische Aktivitäten neu. https://jdzazie.tumblr.com
David Muñoz Alcántara & Diana McCarty in Gespräch mit Gilberto López y Rivas, Nataanii Means, Omar Jabary Salamanca, mit der Sonic Intervention von Alexandra Cárdenas
Trotz massiver Kontroversen wurde der Bau der russisch-deutschen Erdgaspipeline Nord Stream 2 abgeschlossen, jedoch wurde der Zertifizierungsprozess aufgrund des russischen Einmarsches in die Ukraine gestoppt. Dennoch bleibt das Projekt ein reales und imaginäres Schreckgespenst, das Deutschland und andere Länder der Europäischen Union heimsucht, da ihr Wunsch nach (russischen) Lieferungen fossiler Brennstoffe und kommerziellen Investitionen in direktem Widerspruch zu ihrem Wunsch nach ökologischer und geopolitischer Sicherheit steht. Der Teufel steckt im Detail.
Gilberto López y Rivas, ist Professor und Forscher am Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte in Morelos in México. Zuvor arbeitete er als Direktor der Nationalen Schule für Anthropologie in Mexico. Er war Senior-Forscher am Ludwig Bostman Institut in Australien; Professor an der Metropolitan Autonomous University in Mexico; und Professor der University of Minnesota in den USA. Er war Berater für die Zaptista Army of National Liberation (EZLN), während der Rundtischgespräche über indigene Rechte und Kultur, Demokratie und Recht. Von 1981 bis 1990 war er Berater für die Regierung von Nicaragua zu indigenen Themen und der Autonomie.
Nataanii Means ist ein Olgala Sioux, Omaha und Navajo Schauspieler und Hip-Hop Künstler. Er ist der Sohn des bekannten amerikanisch-indigenen Aktivisten Russel Means. Er unterstützte die #NoDAPL Bewegung an vorderster Front. Nataanii ist bekannt für Cowboy Up (2001), Frybread Face und Me sowie Drunktown’s Finest (2014) und Hip-Hop. (https://soundcloud.com/nataanii-means)
Omar Jabary Salamanca ist ein FNRS Forscher und Koordinator des Observatorium der Arabischen und Muslimischen Welten (OMAM) an der Freien Universität Brüssel (ULB). Seine Forschung und sein Unterricht konzentrieren sich auf kritische Geographie, Studien zu Kolonialsiedlern, politische Ökonomie und politische Theorie. Er vollendet derzeit sein Manuskript zur umstrittenen Politik der Infrastrukturen in Palästina. Das Buch erscheint bei Verso Books.
Alexandra Cárdenas ist Komponistin, Programmiererin, Improvisationskünstlerin, und Live Coderin, geboren in Bogota und derzeit wohnhaft in Berlin. Ihre unabhängige Forschung bezüglich live Coding und Dekolonisation beschäftigt sich mit Ahnenwissen, dem Sublimen, Zufall, künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen, Verkörperung, Cyberfeminismus, Datenschutz, und Freiheit in den digitalen Medien.
Mit Satch Hoyt und den Stimmen derer, die wir nicht immer beim Namen nennen, aber nie vergessen
Deine Stimme ist untrennbar mit deinem Wesen, deiner Geschichte und deiner Zukunft verbunden und bildet die Brücke zwischen deiner inneren und äußeren Welt. Wenn es eine Kluft zwischen dem gibt, was du ausdrückst und dem, was du tatsächlich fühlst, wird der wahrhaftigste Teil von dir aufgegeben. Wenn du deine authentischste und natürlichste Stimme befreist, ist das ein Akt der Selbstliebe, und im Grunde genommen validierst und befreist du dich damit selbst.
Du kehrst in die Ganzheit und Integrität mit dir selbst zurück und pflanzt die Saat für wahre Freiheit, Glück und Freude, um dann zu erblühen.
Satch Hoyt, geboren in London mit britischen und afrikanisch-jamaikanischen Vorfahren, lebt und arbeitet derzeit in Berlin, Deutschland. Er fertigt Skulpturen und Installationen, die von Klang begleitet werden, sowie Gemälde und Zeichnungen. Es gibt eine Dichotomie in den Genres, die zwei Seiten derselben Medaille definieren: eine doppelte und komplementäre Reflexion über die afrikanische Diaspora und ihre vielfältigen Konsequenzen. Die skulpturale Trophäe in Hoyts Werk befasst sich sozusagen mit den Tatsachen schwarzer Erfahrung, während die Zeichnungen einen Geist der Fantasie, der Zuflucht und der Transzendenz ansprechen - sie sind Vehikel für eine imaginäre Reise über die Verstocktheit und Unterdrückung in der Geschichte hinaus.
Mit Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, Bino Byansi, Filipa César, Muhammed Lamin Jadama, Aino Korvensyrjä & Moro Yapha, Sonic Interventions mit Ghazi Barakat und Paula Montecinos Oliva, Moderation David Muñoz Alcántara & Diana McCarty von Red Forest. Technische Produktion Noémie Cayron. Aufgenommen bei Wearebornfree! Empowerment Radio Studio.
Diese Live-Erfahrungsdiskussion wurde auf Radio reboot.fm übertragen. Hier der Podcast dazu.
Teil 1
Teil 2
Die Themen Weaponized Infrastructures or Extractivism and the Lilypad mit We will not be the wall, we will not be the ship! Cultures of deportation, border regimes and forced displacements zusammen, sind ein Aufruf zum Nachdenken darüber, wie diese Themen zusammenhängen und damit kollidieren, wie Menschen leben können.
Der Extraktivismus kann als das Ergebnis einer einseitigen Aufmerksamkeit für die Umwelt verstanden werden. Kapitalistische Vorstellungen von wirtschaftlichem Wachstum, die in Technologien des Engagements kodiert sind, d. h. Finanzialisierung und Datafizierung, zwingen der organischen Zusammensetzung von Energie einen brutalen Rhythmus auf, indem sie sie in einen spekulativen Wert verwandeln, der an ihrer Neigung zur Extraktion gemessen wird. Energieinfrastrukturen werden zu Motoren für ein zeitgenössisches System des Kolonialismus, das durch die Theatralik des Krieges erzwungen wird. Diese Dynamik ist darüber hinaus mit anthropozentrischen und westlichen philosophischen Vorstellungen davon verbunden, wie das Leben gelebt werden sollte, was den Kern der heutigen Entfremdung bildet. Um die anhaltende Klimakatastrophe anzufechten, ist die Rekontextualisierung und Rückgewinnung der sozialen Besonderheit der Energieproduktion von entscheidender Bedeutung. Nicht alle Lilypads sind schön.
Bewegungsfreiheit und ein menschenwürdiges Heim, als Rechte für die Natur und den Menschen, müssen für die notwendige Nachhaltigkeit und Gesundheit eines Ökosystems verteidigt werden. Bewegung bedeutet Schutz für das Leben und ist somit der sich verändernde Herzschlag des Lebens. In der heutigen Welt ist die Grenze zu einem epistemischen Rahmen im Dienste einer globalen Hegemonie geworden, und die Regulierung der Bewegungsfreiheit zu einer modernen Kriegsstrategie. Die zeitgenössische Globalisierung, angeführt von kapitalistischen Umwälzungen, die eine marktwirtschaftliche Instrumentalisierung der Demokratie verursacht, hat die Krise des Humanismus und der Ökologie vorangetrieben. Einer ihrer Mechanismen ist die Vermehrung der Grenzen.
Mit Sezgin Boynik, Alberto Torres, Giovanna Esposito Yussif und Sónia Vaz Borges, Sonic Intervention with DJ Zhao
Dieses abschließende Klang- und Erfahrungsgespräch führt durch die unzähligen Themen, die im Verlauf von Nomadic Cosmologies und Fugitive Power aufgeworfen wurden, und verwebt Klimakämpfe mit Umweltgerechtigkeit und transformativen Zukunftsperspektiven. Dieser Abschluss ist auch ein Neubeginn und eine Einladung, sich mit der sozio-ökologischen Dimension von Energie und dem Widerstand der Menschen gegen die epistemische Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen, die in Extraktivismus, Datafizierung und einem Narrativ, das behauptet, dass es anders nicht sein kann, wiederzufinden ist. Es ist auch ein Aufruf, die vielen verschiedenen Lebensformen zu feiern und zu verteidigen, die Raum brauchen, um unter ihren eigenen Bedingungen zu gedeihen. Ein Aufruf dazu, sich mithilfe der immer schneller werdenden rebellischen Rhythmen und der Ursprünglichkeit der Resistenz zu mobilisieren.
Sezgin Boynik lebt und arbeitet in Helsinki. Er promovierte über die Kulturpolitik der Schwarzen Welle in Jugoslawien von 1963 bis 1972 an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Jyväskylä. Er hat zu zahlreichen Themen veröffentlicht, darunter Punk, die Beziehung zwischen Ästhetik und Politik, kultureller Nationalismus, Situationistische Internationale und jugoslawisches Kino. Er ist Herausgeber von Rab-Rab: Journal for Political and Formal Inquiries in Art (www.rabrab.fi).
Alberto Torres ist Doktorand und Master in Lateinamerikastudien - UNAM. Derzeit ist er Dozent für Lateinamerikastudien an der Fakultät für Philosophie und Literatur der UNAM. Seine Forschung konzentriert sich auf die Indigenen in den Guerillagruppen der 60er und 70er Jahre in Lateinamerika, auf Begegnungen und verpasste Begegnungen des Widerstands und der Rebellion im Hinblick auf die Ausübung eines gemeinsamen Wissens.
Giovanna Esposito Yussif befasst sich mit kuratorischer Praxis und Forschung. Ihr Hintergrund ist Kunstgeschichte, Museologie und kritische Theorie. Giovanna setzt sich seit langem für nicht-dominante Praktiken, abweichende Vorstellungen und Epistemologien des Widerstands ein. Im Jahr 2019 kuratierte sie den Pavillon Finnlands auf der 58. Biennale in Venedig mit dem Miracle Workers Collective. Derzeit ist sie künstlerische Leiterin des Museum of Impossible Forms (MIF), ko-künstlerische Leiterin des Drifts Festival, Kuratorin der M_itä biennale 2023 und Ko-Kuratorin der Helsinki Biennale 2023 mit dem MIF.
Sónia Vaz Borges ist eine kämpferische interdisziplinäre Historikerin und langjährige soziale und politische Organisatorin. Zu ihren Veröffentlichungen auf Deutsch, Portugiesisch und Englisch gehören die Essays Na pó di Spera: Die koloniale Peripherie Lissabons, In Decolonize the City. Zur Kolonialität der Stadt - Gespräche (Unrast); Über den Raum der Imaginationen und den Raum der Erinnerungen: Remembering Conakry PAIGC headquarters (The Funambulist) und das Buch Na Pó Di Spéra. Percursos nos Bairros da Estrada Militar, de Santa Filomena e da Encosta Nascente (Fundação Calouste Gulbenkian). Ihr jüngstes Buch Militante Erziehung, Befreiungskampf und Bewusstsein. The PAIGC education in Guinea Bissau 1963-1978 (Peter Lang) befasst sich mit den Befreiungsschulen und dem von der PAIGC entwickelten Konzept und der Praxis.
DJ Zhao bringt zeitgenössische und klassische Tanzmusik aus allen fünf Kontinenten zusammen, wobei der Schwerpunkt auf Afrika liegt. Während seine DJ-Sets von den Kulturzentren bis in die entlegensten Gebiete der Welt und von heute bis in die Neuzeit reichen, verbindet DJ Zhao mit seinen Remixen und Mashups direkt "Ost" und "West", Akustik und Elektronik, Tradition und Hypermoderne.
Inside the German Pavilion - Interviews
Dieser Podcast besteht aus einer umfassenden, klangvollen Collage von Stimmen, die auf der Mailänder Triennale aufgenommen wurden. Sie äußern sich zur Triennale im Allgemeinen, zu bestimmten Ausstellungen und zum allgemeinen Thema dieser Ausgabe. Sie berichten auch über den Deutschen Pavillon, indem sie detailliert beschreiben, wie er aussieht und wie die Besucher ihn erleben können.
Produktion und Sound Design von Cristina Marras.
Ein einnehmendes und klangvolles Interview mit dem Mitbegründer von Radio Raheem, Marco Aimo, in dem er zunächst die Philosophie und den Ansatz von Radio Raheem in Bezug auf Kunst, Klang, Gesellschaft und Politik beschreibt. Er erläutert auch die Beteiligung des Senders an der Triennale Milano und insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Mailand und der Kuratorengruppe Red Forest für den Deutschen Pavillon.
Produktion und Sound Design von Cristina Marras.
In diesem Interview erklären Mijke van der Drift, David Muñoz-Alcántara und Diana McCarty von Red Forest die Entstehung von "Nomadic Cosmologies and Fugitive Power", dem Programm des Deutschen Pavillons auf der 23. Triennale. Ihre Arbeit als Kuratoren besteht aus einer Reihe von Podcasts mit einer Dauer von jeweils etwa zwei Stunden. Ihr Ziel ist es, die Hörer einzubeziehen, indem sie sie auffordern, auf Umwelt- und Klimathemen zu reagieren. Das vierte Mitglied von Red Forest, Oleksiy Radynski, der sich in der Ukraine aufhält, konnte nicht an dem Interview teilnehmen, ist aber aktiv an dem Projekt beteiligt.
Produktion und Sound Design von Cristina Marras.
Andrea Lissoni, künstlerischer Leiter des Haus der Kunst in München, spricht über seinen Besuch im Deutschen Pavillon der Triennale 2022, wobei er sich auf die Rolle der experimentellen Kunst und neuer künstlerischer Praktiken konzentriert. Die Rolle experimenteller Medien in der Kunst, neue künstlerische Arbeitsweisen mit digitalen Medien - Die Triennale 2022 greift zeitgenössische Themen mit einem neuartigen Ansatz auf und fordert die Kunstschaffenden heraus, über die bloße Beschreibung hinauszugehen und zwingt sie Werke mit tieferer Bedeutung zu schaffen. Zudem spricht er über die Beschreibung und Analyse des Deutschen Pavillons, über Probleme der heutigen Gesellschaft, über das Radio als politisches Medium, über die Bedeutung und den Mut des Deutschen Pavillons.
Produktion und Sound Design von Cristina Marras.
Die Forscherinnen Daria di Bello, Charlotte Koch und Ségolène Bulot beschreiben das italienisch-französisch-deutsche Projekt Women's Voices in Palermo, Teil des Residenzprogramms von Kultur Ensemble Palermo, und heben die Gemeinsamkeiten mit der Arbeit hervor, die Red Forest für den Deutschen Pavillon geschaffen hat: die Verwendung von Podcasts, die Arbeit als Kollektiv und die Infragestellung der eurozentrischen Perspektive.
Die drei Forscherinnen beobachten kulturelle Praktiken und Werteskala von Migrantinnen, die in der sizilianischen Hauptstadt leben. Warum das Projekt als Podcast konzipiert wurde und wie die Stadt Palermo perfekt für das Projekt geeignet ist, sowohl als Hotspot für Menschen unterschiedlicher Kulturen und Hintergründe, als auch als gutes Beispiel für eine Gesellschaft, die offen für eine grenzüberschreitende Perspektive ist.
Produktion und Sound Design von Cristina Marras.
Radio Raheem wurde 2017 als ein unabhängiges Verlags- und Medienunternehmen gegründet. Der Radiosender erkundet die vielen unterschiedlichen Facetten der nationalen und internationalen Musikszene, beschäftigt sich aber auch mit einem breiten Spektrum an kulturellen Inhalten und thematischen Schwerpunkten. Die Redaktion wählt, kreiert und gestaltet unterschiedliche kulturell wichtige Inhalte aus, um möglichst originelle Geschichten zu erzählen. Sie fördert Talente, experimentiert und recherchiert mit dem Medium Radio.
Zur Zeit ist der Radio Booth im Triennale Gebäude und strahlt täglich Live-Sendungen aus diesem besonderen Ort, umgeben von Design und zeitgenössischer Kultur, aus.
Der Deutsche Pavillon an der 23.Triennale Milano International Exhibition wird von Red Forest im Auftrag des Goethe-Instituts Mailand initiiert und kuratiert und vom Auswärtigen Amt unterstützt. Media Partner Radio Raheem Mailand und reboot.fm Berlin. Pavillon Design David Muñoz-Alcántara, Produktion Andrea Angeli Architetto. Grafik Design UAU Studio.