30 Years of Optimism
30 Years of Optimism
Ausstellung von Lisa Marie Schmitt & Alexandru Mihai Budeș
Goethe-Institut Bulgarien Galerie
20. Juni - 20. August 2024
Eröffnung: 20. Juni, 18:30 Uhr
Künstlergespräch moderiert von Luchezar Boyadjiev: 20. Juni, 19:00 Uhr
1992 kurz nach dem Fall des kommunistischen Regimes in Rumänien, kam Michael Jackson als erster westlicher Megastar für ein Konzert nach Bukarest. Während bis 1989 Massenveranstaltung ausschließlich politischen Zwecken gedient hatten, pilgerten plötzlich tausende von Teenagern vom Nordbahnhof zur Nationalarena, blockierten Tramschienen, Busse, stellten laut singend die ganze Stadt auf den Kopf.
Mihai Coman, Medienwissenschaftler und Professor an der Bukarester Universität beschreibt dieses Ereignis als „Ritual der kollektiven Reinigung“ mit einer fast religiösen Bedeutung für die Bevölkerung eines Landes voller politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Gleichzeitig fungiert das Konzert als Instrument zur Aufbereitung des Images des damaligen Präsidentschaftskandidaten, der bald darauf die ersten freien Wahlen gewinnen sollte.
30 years of Optimism (dt.: 30 Jahre Optimismus) ist ein Gemeinschaftsprojekt von Lisa Marie Schmitt und Alexandru Mihai Budeș. Das Projekt verwebt das sozio-politische Phänomen des Jackson-Konzerts mit der Geschichte von Florian Istrate, dem ehemaligen Besitzer einer Porzellanmanufaktur in Alba Iulia, Transsilvanien, der Mitte der 90er den Großauftrag durch Michael Jacksons Manager, Dieter Wiesner, erhielt 100.000 Porzellanfiguren des King of Pop, dekoriert mit Gold und Platin, herzustellen. Nachdem die ersten 1.000 Figuren im Auftrag von Wiesner abtransportiert wurden, brach dieser den Kontakt völlig unerwartet ab. Istrate verblieb mit tausenden unfertigen Figuren, musste seine Firma auflösen sowie sein gesamtes Personal entlassen. Seit mehr als 20 Jahren liegt die Keramikwerkstatt in Transsilvanien brach. Zurückgeblieben sind tausende Figuren und Artefakte der gestoppten Produktion. Warum Wiesner so plötzlich die Zusammenarbeit beendete, bleibt bis heute unklar.
Im Rahmen des Projekts bieten Alexandru Mihai Budeș und Lisa Marie Schmitt eine Edition von Teilen der Porzellanfiguren, hergestellt um 1996 von Florian Istrate an. Der Erlös geht an Florian Istrate, um einen Teil seines Verlusts auszugleichen. Die beiden Künstler*innen betrachten dies als wichtiges Statement der Solidarität in einer durch den Kapitalismus geprägten Gegenwart.
Der Titel des Projekts 30 Years of Optimism (Originaltitel: 30 de ani de Optimism) stammt von einer Coca-Cola-Werbekampagne in Rumänien in 2021, die den Fall des Kommunismus und die damit mögliche Einführung von Coca-Cola-Produkten zelebriert. Ähnlich dient auch Michael Jackson hier als Symbolfigur, als Westprodukt mit der strahlenden Aura eines Heiligen, der scheinbar die langersehnte Freiheit mit sich bringt.
Der Film wurde realisiert durch Fördermittel der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
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LISA MARIE SCHMITT (*1991 in Trier, Deutschland) studierte Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken. Nach Abschluss ihres Studiums 2017 erhielt sie ein Aufenthaltsstipendium in der Cité Internationale des Arts Paris durch das Künstlerhaus Schloss Balmoral. Sie wurde mit verschiedenen Stipendien ausgezeichnet, darunter das Stipendium Global der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa (2021) sowie das Stipendium Neustart Plus der Stiftung Kunstfonds (2023). Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, unter anderem im Kunstverein Ludwigshafen, im Arp Museum Rolandseck, dem Brücke-Museum Berlin und in der Galerie Bernau. Lisa Marie Schmitt lebt und arbeitet in Berlin und Rumänien.
ALEXANDRU MIHAI BUDES (*1992 in Sebeș, Rumänien) studierte Kunsttheorie und -geschichte an der Universitatea Națională de Arte in Bukarest und setzte sein Studium anschließend mit einem Master in Freier Kunst (Bildhauerei) fort. 2017 schloss er sein Studium nach einem Austauschjahr an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken ab. Er erhielt diverse Austauschstipendien unter anderem in der Cité Internationale des Arts Paris (2019) oder am DEPO Istitut in Istanbul (2022). 2023 erhielt er das Recherchestipendium der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Alexandru Mihai Budeș lebt und arbeitet in Berlin und Rumänien. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt wie z.B. im Museum für zeitgenössische Kunst MNAC in Bukarest, im Rumänischen Kulturinstitut in Paris und bei Roam Projects Berlin.