Porträts von oben
PORTRÄTS VON OBEN Hongkongs informelle Gemeinschaften auf Dächern
Eine Ausstellung von Rufina Wu und Stefan Canham
1. Oktober - 28. November 2024
Eröffnung:
1. Oktober (Dienstag), 18:30 Uhr
in Anwesenheit von Stefan Canham
Rundgang durch die Ausstellung mit Stefan Canham:
2. Oktober (Mittwoch), 18:00 Uhr
Kuratiert von Rufina Wu, Stefan Canham und Nadezhda Pavlova
Am ersten Oktobertag präsentieren das Goethe-Institut Bulgarien und die Galerie Synthesis die Gastausstellung „Porträts von oben - Hongkongs Gemeinschaften auf Dächern“ von Rufina Wu und Stefan Canham. Seien Sie bei der offiziellen Eröffnung am Dienstag, den 1. Oktober um 18:30 Uhr in der Synthesis Gallery dabei.
Die von Rufina Wu (Kanada), Stefan Canham (Deutschland) und Nadezhda Pavlova kuratierte Ausstellung dokumentiert das Erbe der Dachgemeinschaften in Hongkong als eine einzigartige Form der Architektur ohne Architekten. Das Projekt bietet einen umfassenden Blick auf fünf Dachsiedlungen in drei Stadtteilen Hongkongs. Der ausdrucksstarke Ansatz der Ausstellung umfasst architektonische Skizzen, Fotografien und persönliche Geschichten.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert sind die selbstgebauten Dörfer auf den Dächern von Wohnblocks ein fester Bestandteil der Geschichte Hongkongs. Sie reichen von bescheidenen Unterkünften für sozial Benachteiligte bis hin zu aufwendigen mehrstöckigen Gebäuden. Die provisorischen Bauten wurden ohne offizielle Genehmigung der Regierung errichtet. Obwohl sie angeblich „illegal“ sind, lassen die Behörden sie bestehen, weil sie den dringenden Bedarf an Unterkünften für marginalisierte Menschen mit niedrigem Einkommen decken, z. B. für Migranten vom chinesischen Festland und aus Südostasien. Einige der Gebäude sind aus Beton und Ziegeln gebaut, andere bestehen nur aus Holz, Blech und anderen nicht dauerhaften Materialien.
Rufina Wu und Stefan Canham nutzen das Handwerkszeug des Architekten und des Fotografen, um die Gemeinschaften zu dokumentieren, die auf den Dächern der alten Viertel auf der Halbinsel Kowloon leben. Die Aufzeichnung der Geschichten der Bewohner, die architektonische Erfassung der einzelnen Dachstrukturen und die akribisch aufgenommenen Fotos der Innenräume von mehr als zwanzig Haushalten bieten einen noch nie dagewesenen Einblick in das Alltagsleben auf den Dächern Hongkongs.
Die Entwicklung dieser Gemeinschaften ist eng mit der Geschichte der Migration vom chinesischen Festland nach Hongkong verbunden. Und die Dachwohnungen sind so unterschiedlich wie ihre Bewohner, die von allein lebenden älteren Menschen bis hin zu Familien mit kleinen Kindern reichen. Die Zukunft dieser Wohnungen ist aufgrund des beschleunigten Stadterneuerungsprozesses in der Stadt ungewiss, und ihre Bewohner sind ständig von Zwangsräumungen bedroht. Sie wurden von Migranten der ersten Generation gebaut und beherbergen weiterhin Neuankömmlinge.
Die architektonischen Zeichnungen zeigen das kreative Genie, das hinter jedem einzelnen Bauwerk steht. Axonometrische Zeichnungen und analytische Diagramme zeigen die Dachgemeinschaften als komplexe, funktionierende Systeme. Die Überbauung bereichert die Skyline Hongkongs um eine zusätzliche, informelle Ebene. Die mit einer Großformatkamera aufgenommenen Fotografien sind unschätzbares Bildmaterial, das dem Betrachter alle Details der Innen- und Außenräume zum „Lesen“ bietet. Die textlichen Aufzeichnungen spiegeln die menschlichen Geschichten wider, die mit den spezifischen Lebensbedingungen in diesem Kontext verbunden sind.
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Über die Künstler*innen:
RUFINA WU wurde 1980 in Hongkong geboren. Sie studierte an der University of Waterloo in Kanada, wo sie Abschlüsse in Umweltstudien und Architektur erwarb. Von 2005 bis 2006 war sie CCSEP-Gastwissenschaftlerin an der Tsinghua-Universität in Peking, China. Ihre Abschlussarbeit, Beijing Underground, befasst sich mit der Unterbringung von Migranten in den unterirdischen Luftschutzbunkern von Peking. Diese Forschungsarbeit wurde mit einer AIA-Medaille ausgezeichnet und in Kanada, den Vereinigten Staaten und Deutschland ausgestellt.
In Zusammenarbeit mit Stefan Canham stellte sie „Porträts von oben - Hongkongs Gemeinschaften auf Dächern“ fertig. Das Projekt gewann den 5. Internationalen Bauhaus-Award 2008 sowie den WYNG Masters Award 2013 und wurde von Peperoni Books (Berlin), MCCM Creations (Hongkong) und Parco Ltd. (Tokio) veröffentlicht. Es wurde in Asien, Europa und Nordamerika ausgestellt, darunter Einzelausstellungen im Goethe-Institut und in der Lumenvisum Gallery (Hongkong, 2009), im Kunsthaus (Hamburg, 2009), im Harbourfront Centre (Toronto, 2010) und beim Bolzano Architecture Festival / Foto Forum (Bolzano, 2016).
Rufina wird nach wie vor von der Kreativität und Widerstandsfähigkeit der Menschen inspiriert, die im Alltag Räume gestalten. Sie ist eine praktizierende Architektin mit Sitz in Vancouver, Kanada.
STEFAN CANHAM wurde 1968 in England geboren. Er studierte Experimentalfilm an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und arbeitet seit 1995 freiberuflich als Fotograf und Cutter. Im Jahr 2003 war er Artist-in-Residence am Schleswig-Holsteinischen Künstlerhaus in Eckernförde, Deutschland. Seine fotografische Dokumentation der mobilen Hausbesetzerkultur in Deutschland wurde für den 3. Internationalen Bauhaus-Award 2004 nominiert und 2006 unter dem Titel Bauwagen - Mobile Squatters bei Peperoni Books (Berlin) veröffentlicht.
Von Dezember 2007 bis Februar 2008 war er Artist-in-Residence bei Art and Culture Outreach in Hongkong und arbeitete zusammen mit Rufina Wu an „Porträts von oben - Hongkongs informelle Gemeinschaften auf Dächern“. Das Projekt wurde in Ausstellungen in Asien, Europa und Nordamerika präsentiert, darunter Informal Cities in der Coomaraswamy Hall, (Mumbai 2009), Breda Photo (Breda, 2010), High-Rise - Idea and Reality im Museum für Gestaltung (Zürich, 2010), Rapid Change im Te Tuhi Centre for the Arts (Auckland, 2011), The City that does not exist im Museum Ludwig Forum (Aachen, 2012), Biennale of Urbanism / Architecture (Shenzhen, 2013), ZOOM! Picturing Architecture and the City im Architekturmuseum der TU (München, 2015) und im Architekturzentrum Wien (Wien, 2016), Nomadic Mountains - a Survey on High Altitude Mental Architecture bei Schunck* (Heerlen, 2018) und Capitalist Realism im MOMus Museum of Photography (Thessaloniki, 2018).
Von 2010 bis 2011 arbeitete Stefan Canham zusammen mit Nguyen Phuong-Dan an einem Dokumentarfilmprojekt über die Geschichte der Migration zwischen Vietnam und Deutschland. Die Deutschen Vietnamesen ist 2011 bei Peperoni Books (Berlin) erschienen. Mit Sabine Höpfner reiste er von 2012 bis 2015 mehrmals nach Vietnam, um die Verbindung von ethnischen Textilien zum internationalen Tourismus zu erforschen. Zu diesem Thema veröffentlichte er den Bildband The Town (Hamburg, 2021). In den letzten Jahren hat Canham zwei Arbeiten in Thessaloniki, Griechenland, fertiggestellt: The 27 Bus betrachtet die Stadt Thessaloniki durch die Linse ihrer weltberühmten Sammlung von Avantgarde-Kunst aus dem frühen 20 Jahrhundert. Für Kalamaria ging Canham durch die Straßen des gleichnamigen Viertels und richtete seine Kamera auf die Gebäude, um eine kuriose visuelle Studie der griechischen Wohnarchitektur der 1980er und 90er Jahre zu schaffen.
Die Ausstellung „Porträts von oben: Hongkongs Informelle Gemeinschaften auf Dächern“ wird mit Unterstützung des Goethe-Instituts Bulgarien und Photosynthesis präsentiert.
Sie ist eine Fortsetzung der Partnerschaft zwischen der Galerie Synthesis und dem Goethe-Institut Bulgarien, die bereits die Ausstellungen: „La Puentе“ von Charlotte Schmitz (2022) und „Die Bibliothek“ (2023) von Joachim Schmid.
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Rahmenprogramm:
2. Oktober, 18:00 Uhr Rundgang durch die Ausstellung mit Stefan Canham
22. Oktober, 17:00 - 20:00 Uhr Test-Press in Synthesis: REPRESENTATION of INSTALLATION –
Abbildung von Foto-/Kunstinstallationen in Veröffentlichungen des niederländischen Designers und Sammlers von Künstlerbüchern Henk Groenendijk
5. November, 17:00 - 20:30 Uhr Bibliothek Photosynthesis – Focus: Habitations