Das Interview
Die Band
- Wann habt ihr angefangen, Musik zu machen?
Paco: Eigentlich hat uns die Musik schon immer begleitet. Unsere Eltern sind schon sehr musikaffin, waren immer am Singen, dann ging das wohl automatisch - im Teeniealter kamen dann die ersten Bands, Punk, Latin und Ska wurden da gerockt. Mit Raggabund sind wir auch schon seit über 10 Jahren on the road mit Tourneen über den ganzen Globus. Insofern denke ich mal, dass die Musik uns in Zukunft weiterhin viel Glückbeschert.
- Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?
Caramelo: Uns ist dieses Wortspiel irgendwann mal eingefallen. Die jamaikanische Art des Sprechgesangs wird Ragga genannt. Diese Art des Singens mögen wir sehr. Aber wir bewegen uns musikalisch nicht nur im Reggae. Da wir recht experimentierfreudig sind und gerne in andere Genres wandern sehen wir uns als Sound-Vagabunden. Und aus Vagabund wurde Raggabund.
- Wie habt ihr eure anderen Bandmitglieder, die Zürcher Backingband "The Dubby Conquerors", gefunden?
Paco: Das war 'ne witzige Story... ihr damaliger Sänger Elijah hatte uns nach einem Feature gefragt – und uns sind seine tighten Musiker sehr positiv aufgefallen - fetter Bass, steady Groove – all das was man sich als Frontsänger wünscht. Natürlich haben wir uns bei dem Feature massigst Mühe gegeben, dann ein paar Konzerte mit den Jungs gespielt und die Chemie hat sofort gestimmt. Es war so wie Liebe auf den ersten Blick, allerdings auf einer musikalischen Ebene.
- Eure Musik ist sehr stark von den Musiktraditionen aus Lateinamerika geprägt. Ihr hattet Musiktourneen in den verschiedensten Ländern. Habt ihr derweil schon Fusion-Musik-Projekte durchgeführt? Wenn ja, welche?
Paco: Natürlich, unzählige – Caramellows alte Band „Les Babacools“ hat sich sogar als Fusion Projekt verstanden. Alles was Groove hatte, wurde in ihren sehr hörenswerten Sound eingearbeitet mit viel Liebe zum Detail.
Caramelo: Paco ist Teil der „Koalas Desperados“, ein Pojekt mit einer sehr globalen Fusion Attitude. Doch auch mit Raggabund haben wir zum Beispiel Jazz mit Reggae fusioniert. Bei unserem Projekt mit Silly Walks, afrikanische Beats mit Dancehall oder Elektro und Pop. Gerade die Fusion schenkt uns viele Möglichkeiten neue Soundformen zu kreieren. Ich sehe das wie beim Kochen.
- Was wisst ihr über Musik aus Indien, Pakistan und Sri Lanka? Kennt ihr Bollywood Lieder, Sufi-Musik?
Paco: Natürlich kennen wir indische Rhythmen und Instrumente. Schon die Beatles waren ja von der musikalischen Vielfalt so begeistert, das geht uns natürlich nicht anders. Wir haben sogar einen Track mit der indischen Elektro-Rock-Band "Zoo" aus Kolkata aufgenommen. Dies kann man sogar online bei Rolling Stone India lesen. Allerdings war das ein eher westlicher Beat. Also vor allem der Groove und die meisterlichen indischen Gesänge begeistern uns und wir hoffen definitiv auf viel
Inspiration durch indische Musik
- In Südasien gibt es eine Vielzahl von Musikinstrumenten, die in Europa nicht so bekannt sind. Könnt ihr Musikinstrumente aus Indien, Pakistan, Sri Lanka spielen?
Paco: Also Tabla haben wir alle schon auf diversen Jams ausprobiert. Einmal war ich in der Künstlerkommune "Mars" und habe Stunden hinter einer Sitar verbracht. Für uns klingen die Instrumente ja immer noch nach fernen Ländern und exotischen Vibes, und gerade Luca hat ein großes Faible für solche Sounds. Ich denke wir werden alle mit indischen Instrumenten nach Deutschland zurückkehren.
- Woher kommt bei euch die Motivation für Lieder zu den verschiedensten Themen?
Caramelo: Das kann man natürlich nicht wirklich eingrenzen – Songs fliegen einem manchmal zu, manchmal muss man hart für sie kämpfen, ähnlich wie in der Liebe. Da wir aber viel Sozialkritik üben, motivieren uns natürlich jedwede soziale Ungerechtigkeiten. Wenn Leute das Leid auf der Welt nicht interessiert, sie sich sogar Ausländern oder anderen Menschen gegenüber als überlegen fühlen, da muss man nicht lange warten bis uns eine neue Punchline auf der Zunge liegt.
- Welche kurze Nachricht habt ihr für die Deutschlernenden in Südasien?
Paco: Macht euch bereit – wir werden euch in unseren Kosmos entführen und euch zeigen, wie man die deutsche Sprache verwenden kann, um tolle Songs und Gedichte zu schreiben.
- Rapid Fire: Gebt zu den Begriffen eine passende Antwort, die euch sofort einfällt:
Musik: Lebenselixier
Lieblingsmusikinstrument: Die Stimme, das natürlichste Instrument, das wirklich jeder Mensch besitzt
Südasien:
Paco: Freude
Schönheit:
Caramelo: Liebe
Heimat:
Paco: Ist ein Gefühl, kein Ort!
Deutsch:
Paco: Unsere Sprache, mit vielen Ecken und Kanten, aber auch geschmeidig wie eine Katze
Postmigration:
Caramelo: Nichts Neues. Die Menschheit war schon immer in Bewegung und hat stets vom Austausch der Kulturen profitiert.
Reisen:
Paco: Wir lieben es neue Länder zu erkunden, und freuen uns dass das Goethe-Institut & die Pasch-Initiative es uns ermöglichen weitere weiße Flecken auf unserem Globus auszufüllen.
Protestsongs:
Caramelo: Gibt es leider zurzeit viel zu wenige, obwohl die Probleme ja nicht weniger werden.
- Sie sind wegen der Konzerte oft und lange unterwegs. Fehlen Ihnen Ihre Familie und Freunden?
Caramelo: Eigentlich ist ja das Reisen eine der Konstanten unserer Zeit. Es wird immer mehr Mobilität und Flexibilität gefordert. Viele unserer Freunde haben im Job auch nicht die Möglichkeit in ihrer Heimatstadt zu bleiben. Sie sind unter der Woche unterwegs, oder manchmal auch Monate am Stück. Insofern haben wir ein großes Privileg immer wieder zwischendurch mit der Familie lockere Tage verbringen zu können. Das ist uns auch sehr wichtig.
- Mit Musik kann man eine Sprache schnell lernen. Wie viele Sprachen sprecht ihr? Habt ihr auch eine Sprache durch Musik gelernt? Wenn ja, welche Sprache(n)?
Paco: Also wir sind alle mehrsprachig aufgewachsen. Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch sprechen wir fließend. Sogar ein paar Brocken auf Guarani, der indigenen Sprache Paraguays. Italienisch können unsere Bandkollegen Mikey und Luca. Die Musik hat uns definitiv die Sprache der Liebe gelehrt, man muss nur Barry White, Stevie Wonder oder Prince hören.
Caramelo: Aber ich denke, das die Einflüsse des englischen Hip-Hop und Reggae schon sehr viel zu unseren Englischkenntnissen beigetragen hat.
- Ihr seid zum ersten Mal auf einer Tournee in Südasien. Die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und Südasien sind ziemlich groß. Wie bereitet ihr euch auf die möglichen interkulturellen Unterschiede vor?
Caramelo: Nachdem wir schon auf unterschiedlichen Kontinenten aufgewachsen sind, haben wir denk ich weniger Berührungsängste als eventuell Menschen die immer nur an einem Ort gelebt haben. Zudem durften wir auch einige Male in Vietnam touren…
Paco: Indien ist natürlich nochmal was ganz Neues, aber wir sind vor allem gespannt. Denn gerade die kulturellen Unterscheide machen die Welt doch spannend. Was wäre wenn alles gleich wäre? Also wir freuen uns auf viele neue Eindrücke und denken, dass
uns diese Unterschiede eher inspirieren werden.