Die Ausstellung
Geboren nach ’89

Die Ausstellung Geboren nach ’89 ist eine Reise durch Italien und Deutschland auf der Suche nach der Generation, die nach dem Mauerfall geboren wurde. Bilder und Worte, die die Geschichte von zwanzig jungen Europäern erzählen, die nach dem Fall der Berliner Mauer geboren wurden.

Der Fotograf Ignacio María Coccia und der Journalist Matteo Tacconi trafen sie in vier symbolischen Städten: Dresden, in der ehemaligen DDR und noch von einer gewissen Mentalität des Ostens umgeben; Bonn im Westen und ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland; Triest, eine multikulturelle Grenzstadt, ein kleines Europa, und Bari, weiter südlich, aber ebenfalls an der Adria gelegen: eine Mauer aus Wasser zur Zeit des Kalten Krieges.

Unter 30 – 20 Porträts

Gezeigt werden Porträts von zwanzig Studenten oder Berufstätigen unter dreißig Jahren, fotografiert von Ignacio Coccia an von ihnen ausgewählten Orten. Universitätshöfe, Bars, Altstadtgassen, Theater, verlassene Fabriken und Museen. Die Fotos werden von Texten mit Aussagen begleitet, die von Matteo Tacconi gesammelt wurden.
  • Anne-Kathrin Hartmann, Dresden © Goethe-Institut Italien / Foto: Ignacio María Coccia

    Anne-Kathrin Hartmann, Dresden

  • Federica Calabrese, Bari © Goethe-Institut Italien / Foto: Ignacio María Coccia

    Federica Calabrese, Bari

  • Joshua Bung, Bonn © Goethe-Institut Italien / Foto: Ignacio María Coccia

    Joshua Bung, Bonn

  • Nikola Sandic, Triest © Goethe-Institut Italien / Foto: Ignacio María Coccia

    Nikola Sandic, Triest

Die Wahrnehmung der Berliner Mauer…

Wie wird die Geschichte der Berliner Mauer und Europas vor 30 Jahren von den nach 1989 Geborenen wahrgenommen? Es ist klar, dass in Deutschland junge Menschen mehr von der Geschichte der Berliner Mauer beeinflusst werden. Das liegt daran, dass sie es in der Schule gelernt haben oder weil sie die Geschichten ihrer Eltern gehört haben. Oder beides.

„Ich sehe keine großen Gräben zwischen Ost und West. Ich interessiere mich mehr für Spaltungen innerhalb einzelner Realitäten, zum Beispiel zwischen den reichen und armen Teilen einer Stadt“, erklärt Anne-Kathrin Hartmann, Maskenbildnerin in Dresden, 23 Jahre alt. Hannah Stegmeier, eine achtzehnjährige Studentin aus Bonn, nimmt die Unterschiede zwischen Ost und West nur beim Thema Einwanderung wahr: „Im Westen sind wir seit Jahrzehnten an Einwanderung gewöhnt, im Osten sind sie es weniger. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass in den letzten Jahren zunehmend das Phänomen der Intoleranz aufgetreten ist.“

In Italien ist das Jahr 1989 nicht ganz so präsent. In Triest zum Beispiel erinnert man sich eher an 1991, das Jahr des Zusammenbruchs Jugoslawiens, des ehemaligen Nachbarns. Dieses Ereignis wird besonders bei den jungen Slowenen und Serben der Stadt wahrgenommen. Nikola Sandić, 26, ein Mitglied der serbischen Gemeinschaft, bestätigt das: „Ich war vor Kurzem in Berlin und habe mir eine Ausstellung über 89 angesehen. Das hat mich sehr beeindruckt, denn während die Deutschen und Europäer 1989 optimistisch in die Zukunft blickten, erlebte Jugoslawien das düstere Klima vor dem Krieg.“

In Bari ist 1989 noch weiter entfernt und 1991 ist nicht so sehr in Erinnerung wie in Triest. Für die jungen Menschen hier bildet die Wirtschaftskrise 2008–2009 einen Wendepunkt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Europa die Menschen nicht mehr wie in der Vergangenheit träumen lässt. Aber es bleibt eine Notwendigkeit. „Heute sehen wir, dass die Werte, wegen denen Europa nach dem Krieg gegründet wurde, von einigen missachtet werden. Wir müssen wachsam sein“, berichtet Agata Otranto, 19, eine Studentin.

…und die Europas

Viele andere junge Menschen sind sich einig, dass Europa wichtig ist, mit unterschiedlichen Nuancen. Der Dresdner Architekt Philip Werner, 23, hat angesichts der bürokratischen Schwierigkeiten seiner albanischen Freundin in Deutschland verstanden, wie wichtig es ist, Teil der Europäischen Union zu sein. Riccardo Pilat, ein 23-jähriger Kulturunternehmer aus Triest, träumt von Europawahlen, bei denen er seinen Lieblingskandidaten unabhängig von seiner Nationalität wählen kann. Und schließlich erinnert Luca Carofiglio, ein 22-jähriger Journalist aus Bari, daran, dass Europa für offene Grenzen, aber auch für Herausforderungen und Hindernisse steht.

Geboren nach ’89 – Start

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